Die Versalie „G“ ist auf dem Handrücken gestempelt, man sitzt in gemütlichen Sesseln, die voller Geschichten aus ihrem früheren Leben in der Deutschen Oper am Rhein sind. In den Ohren klingen Elektro-Sounds aus Lautsprechern im hochglänzenden Rot. Die einzigen Dinge, die dem verwinkelten Raum Licht leihen, sind die blutroten Kerzen, gestützt durch zweckentfremdete Weinflaschen, ein paar wenige LEDs – und die Gäste selbst, die mit interessanten Gesprächen und einem breiten Lächeln um die Wette strahlen.
Kaum zu glauben, aber die Rede ist nicht von einem subkulturellen Hotspot in Berlin oder London – sondern in Düsseldorf. Denn all das gehört zu dem woken Konzept der neuen Bar Giselle – die versteckt abseits vom Trubel der Altstadt zu finden ist, dafür aber mit ganz intimer Atmosphäre punkten kann.
Eine neue Düsseldorfer Bar mit besonderem Flair: Renovierung in nur vier Wochen
Hinter der Bar stecken Torben Schwarz (25) und Philipp Polschikov („Phil“) (38), die sich beide durch ihren früheren Gastro-Job an der Heinrich-Heine-Allee kennengelernt haben. „Angefangen hat alles mit einer Pop-up-Party in genau dieser Location, in der wir heute sitzen. Eigentlich sollte es nur ein einmaliges Ding für Halloween werden. Aber wir haben uns so wohl dabei gefühlt, dass wir gedacht haben, wir müssen diese Möglichkeit nutzen und eine eigene Bar eröffnen“, so Phil, der gebürtig aus der Ukraine kommt. Gemeinsam mit Torben, einem echten Düsseldorfer Jung, und unzähligen – offenbar sehr guten – Freunden, haben die beiden den Laden Anfang des Jahres innerhalb (rekordverdächtigen) vier Wochen renoviert. Eröffnet wurde am Tag der Liebe, an Valentinstag.
„Dat Loch“ von Düsseldorf: So lief das Comeback der Skandal-Keller-Bar
Hineingesteckt haben sie viele Arbeitsstunden, durchgemachte Nächte und einen niedrigen fünfstelligen Betrag, herausgekommen ist eine ausgesprochen coole Location, die den Namen „Giselle“ trägt. Dieser ist angelehnt an ein Ballettstück der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf. „In dem Stück geht es um eine wichtige Botschaft, die uns unter anderem zu dieser Namensgebung motiviert hat: ‚Ein kurzer Augenblick kann eine Ewigkeit bedeuten’“, erzählt der 38-Jährige. „Eine Botschaft, die auch wir mit unserer Bar vermitteln wollen.“ Und – wie auch sonst in dieser Location – macht auf einmal alles Sinn.
Fotos und Videos sind verboten
Was erwartet Besucher hier? „Ein Safe-Space. Frauen, Männer und auch marginalisierte Gruppen, egal welchen Alters, dürfen sich hier wohlfühlen. Darauf achten wir schon beim Einlass“, so Phil. „Das Publikum, das zum übermütigen Alkoholkonsum am liebsten die Altstadt aufsucht, wird man hier nicht finden“, fügt der 25-jährige Torben hinzu.
Das Motto „Sehen und gesehen werden“ hat hier quasi Zutrittsverbot. „Jeder der Gäste nimmt unsere Hausregeln zur Kenntnis. Der gegenseitige Respekt steht an oberster Stelle, genau wie Null Toleranz für Intoleranz“, so Phil. Außerdem sind laut den Hausregeln Foto- und Videoaufnahmen verboten. Natürlich – ein Erinnerungsfoto von den Drinks oder beim Anstoßen ist geduldet – danach soll und darf das Handy aber ruhig in der Tasche bleiben.
„Die Leute formen den Laden“
Dabei wäre die Location mehr als fototauglich, denn die Bar wurde augenscheinlich von zwei Ästheten eingerichtet. Die Räumlichkeiten, zuvor das Zuhause einer Metzgerei, bieten viel Luft zum Atmen. Ein Bogen mit transparentem Kunststoffvorhang beamt Gäste vom Vorraum direkt in die Welt von „Giselle“: Einige Sitzgruppen, bestehend aus kleinen Tischen und gemütlichen schwarzen Ledersesseln, rote, brennende Stabkerzen, ebenso farbige LEDs sowie einen DJ-Pult mit „GISELLE LOVES YOU“-Leuchtschild findet man hier.
Es steht nicht viel rum, denn letztendlich sind es die Leute, die den Laden von Abend zu Abend formen. „Unsere Gäste dürfen mitentscheiden, wohin es mit Giselle geht. Das gilt sowohl für die Optik, als auch für den Sound“, erzählt Phil, der seit knapp 20 Jahren in der Gastronomie-Branche tätig ist. „Wenn die Leute eher etwas gemütlicheres hören wollen, hat der DJ oder die DJane ein Gespür dafür – und zaubert dazu passende Sounds. Das gleiche gilt für den Fall, wenn mehr Beats gewünscht sind.“
Apropos Sound: Dieser ist den beiden besonders wichtig. Sie haben in Horn-Lautsprechern mit lupenreiner Klangqualität und extravagantem Design investiert. „Es ist für uns maßgebend, dass man sich in unserer Bar trotz House-Musik gut unterhalten kann“, so Torben. Mit einem brummenden Kopf würde man hier auf keinen Fall heimgehen. Getanzt wird übrigens nicht, im engen Radius um den DJ-Pult darf sich aber gerne zu den Sounds bewegt werden. „Wir sind eher eine Listening Bar, kein klassischer Club“, stellt Phil fest.
Düsseldorfer Boston Bar wird zum Pinky Promise: So geht es mit der Bar von Walid El Sheikh weiter!
Bio- und Naturweine für faire Preise: das Getränkeangebot
Das Getränkeangebot ist übersichtlich, dafür aber schon fast erschwinglich. Das Glas Hauswein vom Fass bekommen Gäste hier für einen Fünfer, Aperol Spritz für 7,50 Euro. Flaschenbiere (Estrella, Helles, Warsteiner Radler) gibt es ab 4 Euro, Longdrinks für 10 Euro. „Das Getränkeangebot entwickelt sich – wie übrigens die Bar selbst – stetig weiter“, so Torben. Das gleiche gilt für Snacks: Aktuell stehen hier Chips zur Auswahl.
Die Bar Giselle findet ihr an der Oststraße 147 in der Düsseldorfer Innenstadt. Einen Eintritt (Einlass ab 21 J.) gibt es nicht, nur an besonderen Abenden beträgt dieser 5 Euro. Geöffnet ist donnerstags bis samstags ab 21 Uhr.