Ukrainische Truppen verteidigen seit Monaten den Fluss Oskil in der Nähe von Kupjansk.
Kostiantyn Liberov/Libkos/Getty Images
Die Ukraine hat es mit dem dritten bekannten Fall zu tun, in dem die Russen unterirdische Leitungen für ihren Vormarsch genutzt haben.
Einem neuen Bericht zufolge hat Russland eine Gasleitung in Kupiansk benutzt, um Versorgungsleitungen in die Nähe der Stadt zu legen.
Die ukrainischen Streitkräfte vor Ort versuchen, diese Taktik zu bekämpfen, indem sie die Rohre fluten.
Der Krieg in der Ukraine beginnt, unterirdisch zu verlaufen.
Kürzlich wurde festgestellt, dass russische Truppen versuchten, durch ein unterirdisches Rohr in die Kampflinien von Charkiw einzudringen. Die ukrainischen Streitkräfte versuchen, solche Durchgänge durch Fluten oder Befestigungen unbrauchbar zu machen.
Lest auch
Änderung in Treuhänderstruktur beim Hauptaktionär von Heckler & Koch
Ukrainische Beobachter entdeckten die Pipeline-Taktik vergangene Woche in Kupiansk, einer Stadt in der Region Charkiw. Dort ist es entlang der Frontlinien zu schweren Kämpfen gekommen.
Es ist das dritte Mal seit Beginn des Krieges, dass russische Truppen in Gas- oder Wasserleitungen kriechen oder gehen, um nicht entdeckt zu werden. Diese Taktik könnte eine wachsende Herausforderung für die Verteidigung der Ukraine darstellen.
Russland schleicht sich in Rohren durch die Ukraine
„DeepState“ ist eine oft zitierte ukrainische Open-Source-Geheimdienstgruppe. Sie berichtete am Freitag, dass russische Truppen eine Gasleitung in der Nähe von Kupiansk benutzt haben, um sich am nahe gelegenen Fluss Oskil vorbeizuschleichen und Nachschublinien und Drohnenpilotenpositionen näher an der Stadt einzurichten.
Die Analysten der Gruppe veröffentlichten Drohnenaufnahmen. Auf denen ist zu sehen, wie ein Soldat in Uniform ein Paket aus einem Loch in einem Waldstück zieht. Der Bericht wurde auf russischen Social-Media-Kanälen aufgegriffen. Gleichzeitig verbreitete sich ein Video, das Soldaten zeigt, die durch ein Rohr kriechen. BUSINESS INSIDER (BI) konnte weder die Authentizität der beiden Clips noch den Zeitpunkt ihrer Aufnahme unabhängig überprüfen.
Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte bestätigte am Samstag in einer Erklärung, dass russische Truppen eine Pipeline benutzt haben, um Truppen in die Nähe von Kupiansk zu verlegen, obwohl die Stadt noch unter ukrainischer Kontrolle steht.
Der Ausgang der Pipeline befinde sich nicht in der Stadt selbst, schrieb der Generalstab. Er fügte hinzu, dass die ukrainischen Streitkräfte mehrere solcher Durchgänge geflutet hätten.
„Es ist anzumerken, dass es mehrere Pipelines im Gebiet von Kupiansk gibt“, hieß es in der Erklärung. „Drei der vier Leitungen sind bereits beschädigt und geflutet worden, und der Ausgang der vierten ist unter der Kontrolle der Verteidigungskräfte.“
Technische Munition und geheime Leitungen
Am Montag veröffentlichte der ukrainische Medienkanal „Espreso“ ein Videointerview mit Jurij Fedorenko. Fedorenko ist ein bekannter Kommandeur einer Drohneneinheit des 429. separaten Regiments für unbemannte Systeme. Er sagte, dass seine Teams technische Munition verwendeten, um die zuvor von russischen Truppen genutzte Leitung in Kupiansk zu beschädigen.
Lest auch
Russlands neue Drohnen fliegen bis zu 370 km/h – Was die Geran-3 so gefährlich macht
Fedorenko sagte, die ukrainischen Streitkräfte hätten einen Bereich des Rohrs getroffen, der in den Fluss Oskil mündete, sodass es überflutet wurde.
„Dies bedeutet nicht, dass der Feind im Laufe der Zeit nicht in der Lage sein wird, diese Leitung wiederherzustellen, aber sie steht unter genau Beobachtung“, sagte Fedorenko.
Darüber hinaus berichteten ukrainische Militärblogger am Sonntag, dass die Kiewer Streitkräfte Stacheldraht in mindestens einer Pipeline verlegt hätten. Sie verbreiteten ein Video, das das Innere der Leitung mit einer Sprengfalle zu zeigen scheint. Der Clip wurde von den Behörden nicht bestätigt.
Vordringen in stillgelegten Leitungen
Die Taktik, unterirdische Rohre zu benutzen, erinnert an eine russische Operation im März. Dabei liefen russische Spezialeinheiten etwa neun Meilen durch eine Gasleitung in Sudzha, um die hinteren Linien der Front anzugreifen.
Ukrainische Beamte erklärten, das Rohr sei unbenutzt und habe einen Durchmesser von 1,4 Metern.
Während Russland den Angriff als Erfolg feierte, erklärte die Ukraine, sie habe das Saboteurteam später entdeckt und die meisten von ihnen getötet. Die meisten ukrainischen Streitkräfte zogen sich noch im selben Monat aus Kursk zurück.
Anfang 2024 legten russische Truppen nach Berichten ukrainischer Medien eine Versorgungs-Wasserleitung in Avdiivka (Donezk) trocken und nutzten sie, um unterirdisch vorzudringen und etwa alle 91 Meter Ausstiegslöcher zu installieren.
In der gesamten Ukraine, die früher ein wichtiges Transitland für russisches Gas war, das nach Europa strömte, verlaufen große Gaspipelines. Viele dieser Fernleitungen, die insgesamt schätzungsweise 140 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr transportieren können, sind nicht ausgelastet oder ungenutzt, da sich Europa immer mehr von russischer Energie getrennt hat.
Dieser Artikel wurde von Muriel Dittmar aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.
Lest auch
Trump will verlassenen Stützpunkt in Afghanistan wiedereröffnen – wegen Chinas Atomwaffen