ZDF-Intendant Norbert Himmler hat die Moderatorin Dunja Hayali und den Korrespondenten Elmar Theveßen nach heftigen Anfeindungen in Schutz genommen. „Wir verteidigen hier die Pressefreiheit“, sagte er in einer Sitzung des ZDF-Fernsehrats in Mainz. „Wir müssen sagen können, was ist. Und wir stellen uns voll und ganz hinter unsere Kolleginnen und Kollegen.“
Die beiden Journalisten sahen sich jeweils nach ihren Einschätzungen über den
ermordeten rechten US-Aktivisten Charlie Kirk heftigen Vorwürfen ausgesetzt, die bis zu Morddrohungen führten. Theveßen hatte in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz und in einem ZDF-Podcast fälschlich gesagt, der streng gläubige Kirk habe die
Steinigung Homosexueller befürwortet.
Hayali kündigt Social-Media-Auszeit an
Hayali war wiederum wegen ihrer Moderation eines Berichts im heute-journal über den Mordanschlag angefeindet worden. Sie hatte unter
anderem gesagt, es sei nicht zu rechtfertigen, dass manche Gruppen
Kirks Tod feierten – „auch nicht mit seinen oftmals abscheulichen,
rassistischen, sexistischen und menschenfeindlichen Aussagen“.
Aufgrund heftiger Anfeindungen und Todesdrohungen hatte sie eine Auszeit angekündigt, während der sie nicht in sozialen Medien präsent sein wolle. Zudem teilte sie Screenshots von Hasskommentaren auf ihrem Instagramprofil. In der Bildunterschrift schrieb Hayali: „Meinungsfreiheit hat Grenzen … Ein kleiner Auszug der letzten Tage.“
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„Unsere Kolleginnen und Kollegen arbeiten nach bestem Wissen und Gewissen und vor allem nach sehr hohen Qualitätsstandards“, sagte Himmler. „Dennoch passieren immer wieder Fehler, es verrutschen mal Formulierungen, es geschehen Ungenauigkeiten. Da sind wir selbstkritisch.“ Einer ernsthaften Diskussion über die Berichterstattung im Zuge der zu erwartenden Programmbeschwerden werde sich das ZDF nicht verweigern, sagte der Intendant.
Sender wandten sich wegen drohender Einschränkungen beim Journalistenvisum an Bundesregierung
Himmler ging in seinem Bericht an die Fernsehratsmitglieder auch auf die geplanten Einschränkungen bei der Vergabe von Journalistenvisa durch US-Behörden ein. Die Pläne der US-Regierung, die Gültigkeit der bislang mehrjährigen Visa auf 240 Tage zu beschränken, schade der Berichterstattung aus dem Land und untergrabe die Pressefreiheit, sagte der 54-Jährige.
© Lea Dohle
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Öffentlich-rechtliche und private Sender hätten sich daher gemeinsam an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und das Auswärtige Amt gewandt, um die Regierung zu einem offiziellen Protest bei den USA zu bewegen. Dies sei ein „durchaus einmaliger Vorgang“ gewesen.
Zuvor hatte der ehemalige US-Botschafter in Deutschland und jetzige Trump-Berater, Richard Grenell, öffentlich dazu aufgerufen, dem von ihm als „linksradikal“ bezeichneten ZDF-Korrespondenten Theveßen das Visum zu entziehen. Anlass für die Forderung waren Theveßens Äußerungen über den stellvertretenden Stabschef des Weißen Hauses, Stephen Miller, dem der Korrespondent eine Nähe zur „Ideologie des Dritten Reiches“ vorgeworfen hatte.