ICE-Strecke Hamburg-Hannover: Neubau oder Sanierung? | ndr.de

AUDIO: NDS-Wirtschaftsminister Tonne: Bahnstreckenausbau ist „Drahtseilakt“ (9 Min)
Stand: 19.09.2025 15:13 Uhr
Auf der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Hannover muss etwas passieren, da sind sich alle einig. Ob es ein Ausbau bestehender Gleise oder der komplette Neubau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke wird, steht allerdings noch nicht fest.
Geht es nach der Deutschen Bahn, dann wäre ein Neubau der richtige Weg. „Wir haben Alternativen geprüft und sind zum Ergebnis gekommen, dass der Neubau deutlich besser abschneidet“, sagte ein Bahnsprecher dem NDR. Damit würde die Strecke zwischen Hamburg und Hannover schneller, effizienter und zukunftsfähiger werden. An Celle, Bergen und Soltau – entlang der A7 und B3 – vorbei, soll sie in Hamburg in die bestehende Schienen-Infrastruktur einmünden.
Zu viel Zeitaufwand, zu wenig Ertrag
Der niedersächsische Verkehrsminister Grant Hendrik Tonne (SPD) sieht die Pläne der Bahn kritisch. 2015 hatten sich Kommunalpolitiker, Experten und Bürgerinitiativen beim Kompromiss Alpha-E nämlich eigentlich auf einen Ausbau der Strecke geeinigt, nicht auf einen Neubau. Tonne hält eine Sanierung nach wie vor für sinnvoller, da aufwendige Streckenneubauprojekte in der Vergangenheit zwar immer wieder geplant, aber dann nicht umgesetzt worden seien. „Ich finde es nicht erträglich, dass man den Menschen wieder erzählt, das wir etwas machen und in zehn Jahren ist dann wieder nichts passiert“, sagte der Politiker auf NDR Info.

Die Bahn will einen Neubau auf der Strecke, dagegen gibt es Kritik. Am Dienstag fand eine Bürgerinformation in Soltau statt.
Tonne habe erhebliche Zweifel an den Plänen der Bahn. Bisher sei die Planung „nur ein Strich auf einer Karte“. Es sei beispielsweise keine Raum- und Umweltverträglichkeitsprüfung erfolgt und keine Kosten-Nutzen-Abwägung aufgestellt worden, die für einen Neubau unerlässlich seien. Dazu sei für die Finanzierung neuer Bahnhöfe, die einige Landkreise unterstützen, in der Planung kein Geld vorgesehen.
Widerspruch von Fahrgastverband Pro Bahn
„Der Verkehrsminister hat unrecht“, sagte Pro Bahn-Landesverbandschef Malte Diehl auf NDR Info. Es gebe bereits einen sehr genauen Trassenentwurf, der das Nutzen-Kosten-Kriterium erfülle und auch die Raum- und Umweltverträglichkeit berücksichtigen würde. „Wir müssen in jedem Fall die Kapazität erweitern“, so Diehl. Es sei erwiesen, dass für die zukünftigen Verkehrsbedürfnisse durchgehend vier Gleise zwischen Hamburg und Hannover gebraucht würden.

Zwischen Hamburg und Hannover sei ein Neubau der Bahnstrecke notwendig, sagt Malte Diehl vom Fahrgastverband Pro Bahn auf NDR Info.
Die Viergleisigkeit sei jedoch auch durch einen Ausbau möglich, so Minister Tonne. „Wir haben eine Strecke, sie kann schnell saniert werden, damit können mehr Kapazitäten auf die Strecke kommen und es kann schnell besser werden.“ Diehl prognostiziert, dass ein Ausbau im Vergleich zu einem Neubau deutlich teurer wäre und länger dauern würde – das würden Beispiele aus anderen Teilen des Landes, wie etwa auf der Strecke zwischen Nürnberg und Erfurt, zeigen.
Bundestag entscheidet über Zukunft
Über die Zukunft der Trasse zwischen Hamburg und Hannover wird in Berlin entschieden. „Die Verantwortung liegt jetzt beim Bundestag, aber auch bei der Bahn – die muss liefern“, sagte Tonne. Er stehe im regelmäßigen Kontakt mit dem Bundesverkehrsministerium. Ende des Jahres oder Anfang des kommenden Jahres soll die Entscheidung an die Abgeordneten gehen.
Ob Neubaubefürworter oder Sanierungsunterstützer: Dass nun schnell etwas passieren muss, da gibt es keine Meinungsverschiedenheiten. „Wir sind uns im Ziel miteinander einig: Wir wollen mehr Kapazität auf die Strecke bekommen, mehr Personen, mehr Güter“, so Tonne. Die Frage nach dem „Wie?“ bleibt jedoch weiter offen. „Sollte der Bundestag sich gegen eine Neubaustrecke entscheiden, dann fallen wir auf Null zurück. Dann haben wir keinen Auftrag mehr, weiterzuarbeiten“, hieß es vom Bahnsprecher.

Die Verkehrsminister haben sich am Donnerstag zu einer Sonderkonferenz getroffen. Wie soll es weitergehen? Das war Thema bei „Mitreden!“ am Donnerstag.

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