Der Dortmunder Yussuf E. (29) ist im Urlaub ums Leben gekommen. E. war vielen durch seine Arbeit in einem Dortmunder Club bekannt. Die Trauer ist groß.
Yussuf E. (29) war mehrere Jahre lang Mitarbeiter im „Weinkeller“ an der Märkischen Straße, einem der etabliertesten und erfolgreichsten Clubs in der Innenstadt.
Am Mittwoch ist er während seines Urlaubs auf der griechischen Insel Kreta gestorben. Wie ein lokales Medium berichtet, ist er nahe einem Strand in der Stadt Plakias aus unbekannter Ursache gestürzt und hat sich dabei Kopfverletzungen zugezogen. Diesen erlag er einige Stunden später in einem Krankenhaus.
Aus Syrien geflohen
Es ist das für viele Hinterbliebene kaum fassbare Ende eines Lebens, das 29 Jahre zuvor in Syrien begann. 2015 floh Yussuf vor Krieg und Gewalt in seiner Heimat über die „Balkanroute“ nach Deutschland. 2018 bewarb er sich auf eine Stelle als Hilfskraft im „Weinkeller“.
Er bekam sie. Er blieb. So lange wie eigentlich sonst niemand in dieser Branche. „Sieben Jahre im Nachtleben sind wie 30 Jahre in einem Bürojob“, sagt Yves Oecking, Betreiber des „Weinkeller“.
Viele Beileidsbekundungen
Oecking hatte über den Instagram-Kanal des Clubs am Donnerstagabend über den Vorfall informiert. Unter dem Post finden sich Dutzende Beileidsbekundungen, unter anderem von Besucherinnen und Besuchern, aber auch von anderen Dortmunder Clubs und Außenstehenden.
Oecking war am Donnerstag mit der Erwartung zur Arbeit gegangen, Yussuf zu treffen. Wie in so vielen Schichten der zurückliegenden Jahre.
Der Club „Weinkeller“ an der Märkischen Straße.© Stephan Schütze (Archiv)
„Dann habe ich diese Nachricht bekommen. Es ist absolut unwirklich für alle. Wir haben die ganze Zeit gedacht, dass er jetzt gleich die Treppe hochkommt und sagt, dass er nur sein Handy ausgeschaltet hatte, weil der Akku leer war“, sagt der Dortmunder Club-Betreiber. Es fällt Oecking auch am Tag danach noch nicht leicht, über das Ereignis zu sprechen.
Was ihm nicht schwerfällt: Über Yussuf und dessen bemerkenswerten Charakter zu reden. Der gebürtige Syrer sei für seine Freundlichkeit, seinen Humor und außergewöhnlichen Arbeitseifer bekannt gewesen, sagt Oecking.
„Fels im Trubel eines Clubabends“
Während er spricht, kommt ihm eine kurze Szene aus einem der ersten Arbeitstage in den Sinn. Jemand habe gefragt, wo Yussuf sei. Die Antwort des Betriebsleiters lautete damals: „Der fegt gerade an Stellen, an denen in der Geschichte des Weinkellers noch nie jemand gefegt hat.“ Dieser Moment wirkt nur auf den ersten Blick beiläufig. Denn er symbolisiert für Oecking die Einstellung, mit der Yussuf an Dinge herangegangen sei.

Der Dortmunder sagt: „Er war für viele von uns ein Fels im Trubel eines Clubabends. Aber er war nicht nur ein wichtiger Teil des Teams, er war ein Freund.“
Schichten für die Familie
Yussuf ließ alles zurück, als er Syrien verließ. In Dortmund baute er sich nach und nach ein neues Leben auf. Er überwand anfängliche Sprachbarrieren und andere Hindernisse. Yves Oecking sagt: „Er hat jeden Cent dafür genutzt, um seine Familie zu unterstützen.“ Dafür arbeitete er nicht nur im „Weinkeller“, sondern auch in anderen Gastronomiebetrieben. Teilweise schlossen die Schichten aneinander an.
„Unerschütterlichen Willen und Lebensmut“ attestiert ihm Yves Oecking. Vor drei Jahren habe Yussuf die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten und sei sehr stolz darauf gewesen, dieses Ziel erreicht zu haben. Der Urlaub auf Kreta sei die erste Auszeit gewesen, die er sich zur Entspannung gegönnt habe.
Die große Anteilnahme macht deutlich: Yussuf blieb vielen Menschen durch seine Freundlichkeit, seinen Humor und Sorgfalt im Gedächtnis. Und sie zeigt, dass es beim Ausgehen nicht nur um den Sound und den Exzess geht. Sondern um Begegnung mit Menschen wie Yussuf E. und vielen anderen.