Eine Frau, die wütend einen Aststumpf schwingt, umgeben von nackten Männern und Frauen: Das ist „Herkules am Scheideweg“ von Albrecht Dürer. Ein Probedruck dieses Meisterwerks ist jetzt wieder zurück in Kassel.
Eine seltene Druckgrafik von Albrecht Dürer ist nach fast 150 Jahren von Berlin nach Kassel zurückgekehrt.
Der etwa 30 mal 20 Zentimeter große Probedruck zu „Herkules am Scheideweg“ sei 1882 als Leihgabe von Schloss Wilhelmshöhe in das Kupferstichkabinett der damaligen Königlichen Museen zu Berlin gebracht worden, teilten Hessen Kassel Heritage und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit.
„Eigenthum vorübergehend dargeliehen“
Dort sei der ungefähr aus dem Jahr 1498 stammende Probedruck als „Eigenthum der Königl. Bibliothek zu Wilhelmshöhe, von derselben vorübergehend dargeliehen“ registriert worden.
„Herkules am Scheideweg“ (um 1498). Diesen Kupferstich des Motivs besitzt das Städelmuseum Frankfurt, einen Probedruck darf nun wieder das Schloss Wilhelmshöhe- sein eigen nennen.
Die Angelegenheit sei dann vermutlich auf beiden Seiten in Vergessenheit geraten. Erst bei der Vorbereitung der Sonderausstellung „Dürer für Berlin“ im Jahr 2023 wurden die Unterlagen eingesehen.
Anlässlich der Rückgabe des Drucks wird nun eine Dürer-Ausstellung in Schloss Wilhelmshöhe geplant, die vermutlich im Herbst 2026 öffnen soll.
Zornige Frau, nackter Mann
Bei „Herkules am Scheideweg“ handelt es sich um ein Werk Dürers, in dem eine weibliche Figur zornig einen Aststumpf unter anderem gegen eine Nymphe schwingt.
Weitere Informationen
Die auf den ersten Blick rätselhafte Gewaltszene entschlüsselt sich mit der Identifizierung der zentralen Rückenfigur als Herkules. Der Kunsthistoriker Erwin Panofsky hat diese Lesart vorgeschlagen und die Frauenfiguren als Verkörperung des Lasters (Voluptas) und der schlagkräftigen Tugend (Virtus) gedeutet, zwischen denen sich der antike Held entscheiden muss. (Quelle: Museum Digital Baden-Württemberg)
Weltweit sind der Mitteilung zufolge nur fünf Probedrucke von Dürer erhalten. Angefertigt worden seien diese Abzüge von der unvollendeten Platte, um die Wirkung der bereits ausgeführten Arbeit zu kontrollieren.