Inhalt / Kritik

Bob Ferguson (Leonardo DiCaprio) und Perfidia Beverly Hills (Teyana Taylor) lieben es, gemeinsam für richtig Unruhe zu sorgen und es im Namen ihrer Revolution krachen zu lassen. Als Perfidia jedoch bei einer ihrer Aktionen geschnappt wird und den Rest ihrer Gruppe French 75 verrät, trennen sich ihre Wege. Seither gibt es keinen Kontakt mehr. Bob lebt inzwischen zurückgezogen in seiner Paranoia und mit reichlich Drogen und Alkohol, während er sich um die gemeinsame Tochter Willa (Chase Infiniti) kümmert. Eigentlich lief das immer ganz gut, bis Col. Steven J. Lockjaw (Sean Penn) wieder auftaucht, der seinerzeit in Perfidia verliebt war und den Rest der Truppe jagte. Denn der hat es auf die beiden abgesehen, weil er noch eine Rechnung offen hat und zudem in einen exklusiven Kreis aufgenommen werden will …

Spielfreudiges Staraufgebot

Die Verwunderung war groß, als One Battle After Another bei den herbstlichen Filmfesten durch Abwesenheit glänzte. Schließlich handelt es sich dabei um das neue Werk von Regisseur Paul Thomas Anderson, der zwar mit seinen letzten Filmen auf nicht mehr ganz so viel Interesse stieß und so manchen Flop zu verantworten hat. Dennoch, der Name ist renommiert, die Besetzung mit mehreren Stars gespickt. Es gibt auch eine bekannte Vorlage: Wie schon bei Inherent Vice – Natürliche Mängel hat sich Anderson einen Roman des Kult-Autors Thomas Pynchon ausgesucht, dieses Mal Vineland aus dem Jahr 1990. Außerdem ist da noch das astronomisch hohe Budget von bis zu 175 Millionen US-Dollar, da hätte ein wenig Festival-Publicity sicher nicht geschadet. Immerhin, die Kritiken sind überragend. Nicht wenige sagen sogar, dass das hier der Frontrunner für die Oscars sein wird.

Ob es so weit kommt, wird sich zeigen, ein bisschen Zeit ist ja noch. Zumindest beim Ensemble wird kaum ein Weg daran vorbeiführen, DiCaprio und Penn zu nominieren. Das liegt jedoch weniger daran, dass ihre Charaktere so wahnsinnig nuanciert sind und man das Gefühl hat, komplexe Menschen kennenzulernen. Solche gibt es in dem Film nicht. Stattdessen sind die meisten überzeichnet, teilweise werden sie geradezu grotesk. Nur macht das tatsächlich sehr viel Spaß, auch weil die Spielfreude den Schauspielern anzumerken ist, gerade auch wenn es lachhaft wird. Ob sich Bob mit der Bürokratie des Untergrunds herumärgert oder Lockjaw seiner besonderen Vorliebe erliegt, One Battle After Another ist voll von erstaunlich komischen Szenen. Selbst wenn der Film ernste Themen anspricht, etwa White Supremacy, geschieht das immer mit Humor mal diesseits mal jenseits der Schmerzgrenze.

Viel Stoff, aber kaum inhaltliche Auseinandersetzung

Die Rückseite der Medaille: Der Film ist so überdreht, dass das mit der Spannung nicht so wirklich funktioniert. Zwar geraten die Figuren immer wieder in brenzlige Szenen, es herrscht quasi dauernd Lebensgefahr, wenn Polizei, Militär oder auch Auftragskiller hinter ihnen her sind. Es fällt aber schwer, das ernst zu nehmen, vergleichbar zu den Marvel-Filmen, wo selbst angesichts des Weltuntergangs noch flotte Sprüche vom Stapel gelassen werden müssen. Ebenfalls schade ist, dass vieles in One Battle After Another kaum ausgearbeitet wird. So dreht sich die Geschichte zwar um eine Gruppe früherer Revolutionäre. Die Revolution an sich wird aber kaum gezeigt, spielt später auch keine Rolle mehr, wenn absurde Verfolgungsjagden eine inhaltliche Auseinandersetzung ersetzen. Dabei hätte es eigentlich genug Zeit gegeben, schließlich dauert der Film 160 Minuten, die manchmal fragwürdig verteilt werden.

Die extrem positive Resonanz muss man deshalb vielleicht nicht nachvollziehen können. Zumindest gibt es eine Reihe von Punkten, über die man sich streiten darf. Dennoch, das hier ist schon eine monumentale Mischung aus Action, Komödie und Thriller, die zwar mit bewährten Elementen arbeitet, dabei jedoch aus dem regulären Blockbuster-Angebot hervorsticht. Da sind immer wieder Szenen in One Battle After Another, bei denen man sich ungläubig die Augen reibt, wenn man nicht gerade mit Lachen beschäftigt ist. Ein Kinobesuch lohnt sich also auf jeden Fall. Es wäre nur schön gewesen, wenn die vielen interessanten Ansätze auch weiterverfolgt worden wären. So bleibt zwar immer noch eine sehr gute Unterhaltung – aber eben nicht mehr als das.

Credits

OT: „One Battle After Another“
Land: USA
Jahr: 2025
Regie: Paul Thomas Anderson
Drehbuch: Paul Thomas Anderson
Vorlage: Thomas Pynchon
Musik: Jonny Greenwood
Kamera: Paul Thomas Anderson, Michael Bauman
Besetzung: Leonardo DiCaprio, Sean Penn, Benicio del Toro, Regina Hall, Teyana Taylor, Chase Infiniti

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