Tallinn – Kriegstreiber Putin provoziert die Nato immer dreister!
In Estland drangen Freitagnachmittag drei Russen-Kampfjets in Nato-Luftraum ein. 12 Minuten flogen sie über das Gebiet des Nachbarlandes, mit Kurs auf die Hauptstadt Tallinn. Estland aktivierte am Abend Nato-Artikel 4 (Konsultationen der Bündnispartner).
Nur wenige Stunden später Luftalarm in Polen! Zwei russische Kampfflugzeuge drangen in die Sicherheitszone einer Bohrplattform in der Ostsee ein. Die Jets seien nach Angaben des polnischen Grenzschutzes im Tiefflug über die Plattform Petrobaltic geflogen.
► Estlands Außenminister Margus Tsahkna (48) sprach von einer „beispiellosen Dreistigkeit“. Und wie reagiert die Nato? Sprecherin Allison Hart verkündet auf X: „Dies ist ein weiteres Beispiel für rücksichtsloses russisches Verhalten und für die Fähigkeit der Nato, darauf zu reagieren.“
Top-Experten sind sich einig: Mit dem heutigen Vorfall erreichen Putins Provokationen eine neue Dimension.
Hoffmann: „Die Lage ist äußerst ernst“
Militärexperte Fabian Hoffmann (Uni Oslo) zu BILD: „Die Lage ist äußerst ernst einzuschätzen. Russland testet weiterhin die Grenzen, und die Nato muss früher oder später reagieren, sonst verliert das Bündnis seine Glaubwürdigkeit.“
Die Bohrplattform Petrobaltic gehört zur kritischen Energie-Infrastruktur Polens
Foto: LOTOS PETROBALTIC S.A.
Die Bohrplattform liegt mitten in der Ostsee. Der polnische Luftraum wurde nicht verletzt
Foto: Google
Und: Hoffmann mahnt zu einer schnellen Reaktion: „Jetzt sollte eine klare Warnung erfolgen, dass beim erneuten Eindringen russischer Militärflugzeuge in den Nato-Luftraum dieser aktiv verteidigt und die Flugzeuge abgeschossen werden.“
► Sicherheitsexperte Peter Neumann (Kings College London) zu BILD: „Das passiert mittlerweile so häufig, dass es schwerfällt, an Zufälle oder Versehen zu glauben. Was mindestens genauso wahrscheinlich ist: dass die Russen testen, was die Reaktion des Westens und der Nato ist.“
Masala: „Ein neues Level der Provokation“
Laut Neumann sei es deswegen „so wichtig, dass der Westen zusammensteht und den Russen zu verstehen gibt: Bis hierhin und nicht weiter! Denn wenn nicht, werden die Provokationen immer dreister.“
10. September in Lublin, Polen: ein Bergungstrupp sichert eine abgestürzte russische Drohne ab
Foto: TVN24
► Auch Militärexperte Carlo Masala (Bundeswehr Uni München) spricht von einer neuen Eskalationsstufe: „Der estnische Luftraum wurde dieses Jahr bereits viermal verletzt, aber nie von drei MIGs gleichzeitig und nicht 12 Minuten lang.“
Masala zu BILD: „Wir haben ein neues Level der Provokation.“
Zu den Personen
Fabian Hoffmann ist Research Fellow am Oslo Nuclear Project (ONP) der Universität Oslo und spezialisiert auf Raketentechnologie, Nuklearstrategie und Verteidigungspolitik. Seine Kommentare wurden unter anderem auf CNN, in der „New York Times“, der „Financial Times“ und der „Washington Post“ veröffentlicht
Peter Neumann ist Professor für Security Studies am King’s College London. Er ist ein international gefragter Experte und war Sonderbeauftragter der OSZE. Er ist Autor des Buches „Der Terror ist unter uns. Dschihadismus und Radikalisierung in Europa“ (2016).
Carlo Masala ist Politikwissenschaftler und Verteidigungsexperte. An der Bundeswehr-Universität München ist er Professor für internationale Politik. Er leitet dort den Studiengang Intelligence and Security Studies.