In der Kapellengasse, nur wenige Schritte vom Opernhaus entfernt, wurde am Freitag das Richtfest für ein neues Hotel der britischen Kette Premier Inn gefeiert. Knapp neun Monate nach der Grundsteinlegung steht der Rohbau bereits – ein sichtbares Zeichen für die Dynamik, mit der dieses städtebauliche Projekt in Halle voranschreitet.
Das fünfstöckige Hotel wird über 113 Zimmer verfügen und eine zweigeschossige Tiefgarage beinhalten. Bereits jetzt sind nicht nur Fenster eingebaut und erste Leitungen verlegt, auch die markante Klinkerfassade wird aktuell angebracht. Fertigsanitärzellen wurden in 112 der 113 Zimmer eingebracht – vorkonfektionierte Module mit Dusche, WC und Waschbecken, die bereits im Rohbau positioniert sind. Nur ein Zimmer musste technisch anders gelöst werden. Zwei der Räume dienen als Probezimmer, in denen bald auch testweise Möbel platziert werden sollen. Die vollständige Möblierung ist ab Februar 2026 geplant. Die Eröffnung des Hotels ist für den Herbst 2026 vorgesehen.
Bau mit Herausforderungen und Protesten
Vor dem Baustart mussten 3.000 Tonnen Porphyrfels abgetragen und 100 Bohrpfähle in den Untergrund gesetzt werden – eine Herausforderung, die der Niederlassungsleiter der GP Papenburg Hochbau GmbH, Stefan Brunsch, beim Richtfest mit Blick auf die schwierige Hanglage noch einmal hervorhob. Zuvor hatte es auch Proteste gegen die Fällung von 27 Bäumen gegeben, was das Projekt zeitweise in die öffentliche Diskussion rückte. Heute jedoch, so der Tenor beim Richtfest, wird der Standort als ideal angesehen.
Stimmen zum Projekt: Stadtentwicklung im Fokus
Für Halles Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt ist das Hotelprojekt ein bedeutender Baustein in der aktuellen städtischen Transformationsphase. Richtfeste wie dieses seien „schöne Termine“, betonte er mit Blick auf andere weniger erfreuliche politische Pflichten wie die Haushaltskonsolidierung. Vogt verband das Ereignis mit einem optimistischen Blick auf Halles Entwicklung: Die Stadt belege derzeit gute Plätze bei Smart City-Rankings und Existenzgründungen. Die Errichtung des Hotels stehe stellvertretend für eine neue Form der Verdichtung, bei der moderne, nachhaltige Stadtentwicklung im Vordergrund stehe.
„Die Zeiten städtebaulich fragwürdiger Verdichtungen aus den 90er Jahren sind vorbei“, so Vogt. Das Hotelprojekt sei ein Symbol für die Aufwertung des Standorts hinter dem Opernhaus, ein Ort, der lange als städtebaulicher Missstand galt. Stattdessen werde die Hanglage nun zum Fundament für eine gute Entwicklung. Auch die Nähe zur Universität, zur Kleinen Ulrichstraße und zur Innenstadt unterstreiche die strategisch kluge Lagewahl.
Darüber hinaus betonte Vogt, dass durch die Nutzung bereits vorhandener Infrastruktur keine neuen Flächen am Stadtrand versiegelt wurden. Das Projekt komplettiere den historischen Stadtgrundriss und stehe im Einklang mit der Vision einer nachhaltigen, verdichteten Stadtentwicklung.
Mehr Kapazitäten für Tourismus und Wirtschaft
Ein wichtiges Argument für das Hotel ist die steigende Nachfrage im Tourismussektor. Zwar liegt die durchschnittliche Hotelauslastung in Sachsen-Anhalt bei rund 30 Prozent, doch in Spitzenzeiten – etwa zu den Händelfestspielen – sind Kapazitäten in Halle knapp. Das führt bislang dazu, dass Gäste teilweise auf Hotels in Leipzig ausweichen müssen. Das neue Premier Inn Hotel soll hier künftig Entlastung schaffen und zusätzliche Gäste nach Halle bringen – sowohl aus dem touristischen als auch dem geschäftlichen Bereich.
Bauherr und Nachbarn zeigen sich zufrieden
Bauherr des Projekts ist die Saalesparkasse, deren Vorstandsvorsitzender Jürgen Fox das Projekt als einen Gewinn für die gesamte Region bezeichnete. „Wir sind froh und stolz darauf, dass es so gewachsen ist“, sagte Fox. Er erinnerte an die schwierigen Startbedingungen – „am Anfang gab es hier nur einen fiesen Felsen“ – und lobte die Arbeit der Bauleute. Das neue Hotel werde nicht nur mehr Gäste in die Stadt bringen, sondern auch helfen, ein modernes und positives Bild von Halle in die Welt zu tragen.
Ein Nachbar des Projekts, der jahrelang von den Baumaßnahmen betroffen war, ist Gastronom Laszlo Rethy vom Restaurant Balaton. Auch er war beim Richtfest anwesend – für ihn dürfte das neue Hotel zusätzliche Gäste bedeuten.
Stefan Brunsch von der GP Papenburg Hochbau GmbH hob hervor, dass viele regionale Firmen in das Projekt eingebunden seien. Der gesamte Bau soll das DGNB-Zertifikat in Gold für Nachhaltigkeit erhalten – ein Beleg dafür, dass neben Schnelligkeit auch auf ökologische Standards geachtet wurde. Zudem bedankte sich Brunsch ausdrücklich bei den Nachbarn der Baustelle, darunter auch die Oper Halle, deren künstlerischer Leiter Walter Sutcliffe sich bereits Gedanken macht, wie sich die Hoteleröffnung auch künstlerisch inszenieren lässt.
Premier Inn erstmals in Sachsen-Anhalt
Die Entscheidung von Premier Inn, ihr erstes Hotel in Sachsen-Anhalt ausgerechnet in Halle zu errichten, gilt als starkes Signal. Sie unterstreicht die wachsende Bedeutung Halles als Wirtschafts- und Tourismusstandort im Osten Deutschlands, findet OB Vogt.
Mit dem Richtfest ist ein weiterer Meilenstein erreicht. Nun richtet sich der Blick auf den Innenausbau, die Möblierung und die abschließende Gestaltung. Wenn alles nach Plan läuft, empfängt das neue Hotel ab Herbst 2026 seine ersten Gäste – und wird dann hoffentlich mit dazu beitragen, dass noch mehr Menschen Halle entdecken – und wiederkommen.
Grafiken Marggraf Architektur