Drei russische Kampfflugzeuge sind nach Angaben der estnischen Regierung ohne Erlaubnis in den Luftraum des Nachbarlandes eingedrungen. Außenminister
Margus Tsahkna teilte mit, die drei MiG-31-Kampfjets hätten sich dort für zwölf Minuten aufgehalten. Man habe bei dem ranghöchsten russischen
Diplomaten im Land Protest eingelegt.
Russland habe den estnischen Luftraum in diesem Jahr bereits viermal verletzt, was an sich schon inakzeptabel sei, sagte Tsahkna. Der neueste Vorfall über dem finnischen Meerbusen sei wegen der drei Flugzeuge jedoch besonders schwerwiegend und „von beispielloser Dreistigkeit“. Weder hätten die Flugzeuge ihre Flugdaten übermittelt, noch Funkkontakt mit der estnischen Flugsicherung gehalten. Die elektronische Kennung sei ausgeschaltet gewesen.
Das russische Verteidigungsministerium bestreitet eine Verletzung des Luftraums. Die Jets hätten sich auf einem „planmäßigen Flug“ unter „strikter Einhaltung der internationalen Luftraumvorschriften“ befunden, erklärte das Ministerium.
„Äußerst gefährliche Provokation“
„Auf Russlands zunehmende Erprobung der Grenzen und seine Aggressivität muss mit einer raschen Verschärfung des politischen und wirtschaftlichen Drucks reagiert werden“, forderte Tsahkna. Bereits im Mai war ein russischer Kampfjet nach Angaben der Regierung in den Nato-Luftraum über der Ostsee eingedrungen. Währenddessen war versucht worden, einen Tanker auf dem Weg nach Russland zu stoppen, der Teil der sogenannten Schattenflotte zur Umgehung westlicher Sanktionen gegen Russland sein soll.
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas bezeichnete den Vorfall als eine „äußerst riskante Provokation“ und verwies darauf, dass es bereits die dritte Verletzung des EU-Luftraums innerhalb weniger Tage gewesen sei. „Putin stellt die Entschlossenheit des Westens auf die Probe. Wir dürfen keine Schwäche zeigen“, schrieb Kallas bei X. Man stehe solidarisch zu Estland, Kallas selbst sei im engen Kontakt mit der estnischen Regierung. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb ebenfalls bei X, man werde „entschlossen auf jede Provokation reagieren“. Gleichzeitig rief sie die europäischen Staats- und Regierungschefs auf, zügig das 19. Sanktionspaket der EU gegen Russland zu verabschieden.
Spannungen mit der Nato
Die an Russland grenzenden Länder Estland, Lettland und Litauen
besitzen keine eigenen Kampfjets. Die Nato-Verbündeten sichern deshalb
im Wechsel den baltischen Luftraum.
© Lea Dohle
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Der Vorfall könnte die Spannungen an der Nato-Ostgrenze weiter verschärfen. Vor gut einer Woche waren 20 russische Drohnen vermeintlich vorsätzlich in den Luftraum Polens eingedrungen. Einige wurden von Nato-Kampfjets abgeschossen. In der Folge berief Polen den UN-Sicherheitsrat ein, die Nato beschloss eine Stärkung der Ostgrenze. Westliche Expertinnen und Experten sagten im Anschluss, Russland teste mit seinen Übergriffen auf Nato-Gebiet vermutlich die Bereitschaft
und Entschlossenheit des Bündnisses. Nur wenige Tage nach dem Vorfall hielten Russland und Belarus eine gemeinsame, groß angelegte Militärübung ab.
Drohnen in Polens Luftraum
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