Stand: 20.09.2025 06:00 Uhr

Die deutsche Malerin Rosa Loy ist international erfolgreich wie nie. Die Kunsthalle Rostock präsentiert ihre neosurrealistischen Werke ab Sonntag in der Einzelschau „Sonne im Sinn“.

von Andrea Richter

Im Atelier von Rosa Loy herrscht geordnetes Chaos: unzählige Pinsel, Gläser und Gläschen mit Pigmenten, Farbreste an Wänden und auf dem Boden, große Pflanzen und mittendrin eine zierliche Frau mit langem dunkelbraunem Haar, die Lippen rot geschminkt. „Hier sind meine Pigmente. Zum Teil sind die schon von mehreren Generationen von Malern weitergegeben worden, deswegen sind die in solchen alten Gefäßen. Nehmen wir doch mal einfach hier so einen Erdton, das geht am besten“, sagt die Künstlerin, während sie etwas Farbe anrührt.

Sonnige Erinnerung an Kindheitstage

Das Atelier der 67-Jährigen gleicht einem Biotop. Was hier in den vergangenen 25 Jahren wuchs und gedieh ist nun in einer großen Einzelausstellung in der Kunsthalle Rostock zu sehen. Unter dem Titel „Sonne im Sinn“ präsentiert Loy 120 Arbeiten aus 25 Jahren: Malerei, Lithografien und Aquarelle.

Eine Frau sitzt im Atelier vor Bildern

In der Schau „Sinne im Sinn“ präsentiert Rosa Loy Arbeiten aus 25 Jahren.

„Ich bin ein Mensch, der die Sonne liebt. Ich mag Helligkeit und Licht und das ist für mich auch so eine Erinnerung an Kindheitstage“, schwärmt Loy. „Die schönsten Zeiten waren immer, wenn die Sonne geschienen hat und wir nicht in die Schule gehen mussten und zwei Monate draußen sein konnten. Je älter man wird, umso lieber ist ja die Erinnerung an die Kindheit. Das ist für mich einfach Sonne.“

Schönheit in die Welt bringen

Das Atelier der Künstlerin befindet sich in der Leipziger „Spinnerei“. Die ehemalige Baumwoll-Fabrik ist heute ein Zentrum für zeitgenössische Malerei. Auch ihr Mann, Neo Rauch, einer der prominentesten Vertreter der Neuen Leipziger Schule, arbeitet hier. Rosa Loy stand lange in seinem Schatten. Dabei hatte sie schon immer ihre ganz eigene Agenda.

„Ich bin immer jemand, der versucht, positiv zu sein und die Schönheit in die Welt zu bringen. Das ist so meine Aufgabe. Mein Mann hat andere Dinge im Kopf und das interessiert mich in dem Fall auch nicht. Für mich ist es wichtig, dass ich da so meine Welt entwickle“, betont sie und das tut sie seit fast 40 Jahren.

Figuren aus weiblicher Perspektive

Nach einem Abschluss als Gartenbauingenieurin studierte sie nach 1985 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. In ihren neosurrealistischen Bildwelten finden sich vor allem Frauen: energische, tatkräftige und doch friedvolle und sanftmütige Wesen. Manchmal tun sie seltsame Dinge oder haben einen rätselhaften Ausdruck. Ihre Figuren sind verbunden mit der Natur. Und die scheint irgendwie beseelt.

Ein Gemälde mit zwei Frauen in einem Kanu.

Viele der Figuren in Rosa Loys Bildern sind Frauen. Auch eine besselte Natur gehört zu ihren Motiven.

„Ein weiblicher Blick“ wird ihr nachgesagt. „Keine Ahnung. Ich bin ja eine Frau. Ich bin ja nicht irgendwas anderes. Ich bin als Frau geboren und gut“, kommentiert sie solche Bemerkungen. Eine Frau zu sein, habe ihr nicht immer gefallen. Aber es sei nun mal so und es sei auch ganz gut. „Wahrscheinlich ist es der weibliche Blick. Warum soll ich mit einem männlichen Blick malen, wenn ich eine Frau bin?“, erklärt sie.

Glücksfall für Leipziger Galerie

Der Galerist Christian Seyde von der Galerie Kleindienst in Leipzig hat Rosa Loy seit gut zwanzig Jahren im Programm. Jetzt zahlt sich die langjährige Treue aus. Die Malerei von Rosa Loy ist aktuell gefragt wie nie. „Für uns ist das natürlich ein richtiger Glücksfall“, freut sich Seyde. Er sieht einen Trend darin, dass gerade ältere Frauen jetzt wiederentdeckt werden. „Insbesondere welche, die im Schatten stehen, nicht nur im Schatten ihres Mannes, sondern auch im Schatten von vielen Männern“, sagt der Galerist. Die Arbeiten, die in die Rostocker Ausstellung gehen, sind schon jetzt alle verkauft. Die Künstlerin lässt dieser Hype ziemlich kalt, sagt sie. Sie wisse heute, wer sie sei und wo sie stehe.

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Ein Gemälde einer rothaarigen Frau

„Sonne im Sinn“: Neosurrealistische Werke von Rosa Loy in Rostock

Die deutsche Malerin ist international erfolgreich wie nie. Jetzt hat sie eine Einzelschau in der Kunsthalle Rostock

Datum:
21.09.2025, 11:00 Uhr
Ende:
30.11.2025
Ort:

Kunsthalle Rostock

Hamburger Straße 40

18069

Rostock

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