Auf 140 Seiten widmen sich Karl und Martin Zellhofer der Geschichte von schienengebundenen Öffis. „Wien und seine Bahnen“ ist bereits das sechste Buch, das Vater und Sohn gemeinsam veröffentlicht haben.
WIEN. Als 1838 ein erster Zug, gezogen von einer Dampflok, von Floridsdorf nach Deutsch-Wagram schnaufte, war das der Beginn des Eisenbahnzeitalters in Wien. Wegweisend auch die erste Pferdestraßenbahn, die 1865 ihren Betrieb aufnahm. Sie führte vom Schottenring in die Vorstadt nach Hernals, beliebt bei Wienerwald- und Heurigenbesuchern.
Doch erst mit den 1970er-Jahren erlebten die schienengebundenen Öffis einen Quantensprung an Mobilität und Funktionalität: Statt der alten Tramways und der Dampfloks der Bahn waren auf der Straße plötzlich moderne Großraumtriebwagen der Type E unterwegs und auf der Schnellbahn die Garnituren der Reihe 4030.
Gleichzeitig bekam die Stadt ein stets wachsendes U-Bahn-Netz. Die Zeiten ändern sich also. Und genau damit beschäftigt sich das neue Buch von Karl und Martin Zellhofer. „Wien und seine Bahnen“ ist bereits das sechste Buch, das Vater und Sohn gemeinsam veröffentlicht haben.
Von den 1970ern bis heute
„Mich hat die Leidenschaft für die Bahn schon in den 1970ern gepackt. Bis heute ist sie mein liebstes Hobby“, erzählt Karl, pensionierter Studienrat, Sonderschulpädagoge und -ausbildner. Mit den Jahren hat er ein Archiv mit tausenden Bildern aufgebaut und besitzt eine ganze Bibliothek mit Fachliteratur. Er pflegt viele Kontakte zu Menschen mit Naheverhältnis zur Bahn, die auch im Buch zu Wort kommen. Ein 86-jähriger Verschieber, ein U-Bahn-Techniker, ein Straßenbahnschaffner und weitere Zeitzeugen erzählen hier über ihren Berufsalltag bei Bim, Bahn und U-Bahn.
„Es ist jedes Mal wieder spannend, in diese Berufswelten und persönlichen Erlebnisse einzutauchen“, findet Karl, der alle Interviews selbst führt. Sein Sohn Martin, in der Verlagsbranche als Programmentwickler tätig, redigiert dann die Texte. „Schließlich ist er vom Fach“, lacht Vater Karl. Übrigens: Von den rund 8.000 Bildern im eigenen Archiv wurden bisher nur 300 für Bücher verwendet. „Da bleibt noch ausreichend Material für weitere Buchprojekte“, so Martin, der wie sein Vater im Weinviertel lebt, seinen Fulltime-Job aber in Wien ausübt, wohin er täglich mit dem Rad fährt. „Fast egal, wie das Wetter ist.“
Wie es zum aktuellen Buch kam? „Unser letztes gemeinsames Buch ist 2022 erschienen. Thema waren die Eisenbahnen im Weinviertel. Da ist Wien gerade mal einen Katzensprung entfernt. Und es gibt reichlich gemeinsame Bahn-Geschichte. Warum also nicht auch die Bundeshauptstadt in Angriff nehmen? Wir haben zwei Jahre lang an diesem Buch gearbeitet. Ein schönes Gefühl, es jetzt fertig in Händen zu halten.“
„Wien und seine Bahnen“ ist im Verlag Edition Winkler-Hermaden erschienen, Kostenpunkt 28,90 Euro.
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