Wolfram Weimer kritisiert Boykottaufrufe gegen Israel beim Eurovision Song Contest scharf. Der ESC dürfe nicht zu einer „Bühne der Ausgrenzung“ verkommen, sagte der Kulturstaatsminister.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat den von einigen Ländern angekündigten Israel-Boykott beim Eurovision Song Contest (ESC) kritisiert. Der ESC sei gegründet worden, um Länder zusammenzubringen, erklärte Weimer am Samstag. „Wer heute Israel ausschließt, stellt diesen Grundgedanken auf den Kopf und macht aus einem Fest der Verständigung ein Tribunal.“
Irland, die Niederlande, Slowenien und Spanien haben angekündigt, nicht am Song Contest im kommenden Jahr teilnehmen zu wollen, sollte Israel nicht ausgeschlossen werden. Weitere Länder wie Belgien und Schweden erwägen, sich dem Boykott anzuschließen.
Für Kulturstaatsminister Weimer ist das „Cancel Culture“. Dabei sei die Idee des ESC, Künstlerinnen und Künstler nach ihrer Kunst, nicht nach ihrer Nationalität zu beurteilen, erklärte er. „Gerade, weil der ESC aus den Trümmern des Krieges geboren wurde, darf er nicht zu einer Bühne der Ausgrenzung verkommen.“
Ausschlüsse vom Wettbewerb aus politischen Gründen hatte es beim ESC allerdings in der Vergangenheit wiederholt gegeben. So darf Russland wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine nicht mehr teilnehmen. 1975 führte der Zypernkonflikt zum Boykott Griechenlands. 1979 verzichtete die Türkei auf die Finalteilnahme aus Protest gegen Israels Vorgehen im Nahen Osten. Im Zuge der Balkankriege ging die European Broadcasting Union (EBU), Veranstalter des Wettbewerbs, insbesondere gegen Serbien mit dessen damaligem Präsidenten Slobodan Milosevic vor.
Spanien ist einer der Hauptgeldgeber
Die aktuellen Boykott-Ankündigungen könnten zu einer Zerreißprobe für den ESC werden. Die Hauptbegründung für die Boykott-Pläne ist das Vorgehen Israels im Gazastreifen nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas im Oktober 2023. Diese Kritik wurde bereits bei den zwei jüngsten ESC-Finals im schweizerischen Basel und im schwedischen Malmö sehr deutlich. Sollte Spanien tatsächlich nicht am ESC teilnehmen, würde sich das auch erheblich auf die Finanzen des Wettbewerbs auswirken. Spanien zählt wie Deutschland zu den Big Five, den fünf großen Geldgeberländern des ESC.
Im Dezember will die EBU bei ihrer Generalversammlung über die Teilnahme Israels entscheiden. „Wir verstehen die Bedenken und tiefen Überzeugungen hinsichtlich des anhaltenden Konflikts im Nahen Osten“, erklärte ESC-Direktor Martin Green.
AFP/jho