Am Freitagabend wurde das 21. Filmfestival Münster im Schloßtheater eröffnet, es geht bis zum nächsten Wochenende. (Foto: Ralf Clausen)
Mit dem emotional sehr berührenden Filmdrama „Alpha.“ über ein Vater-Sohn-Verhältnis vor den imposanten Kulissen der Alpen wurde gestern das von ALLES MÜNSTER präsentierte 21. Filmfestival Münster eröffnet. Eine emotionale Bindung zum Veranstaltungsort Schloßtheater offenbarten zudem gleich mehrere Redner bei der offiziellen Eröffnungsfeier, an der sich dieser Film anschloss.
Anders als in den letzten Jahren hat das Festival-Team um Risna Olthuis und Carsten Happe als Eröffnungsfilm diesmal keinen Wettbewerbsbeitrag ausgewählt. Denn dort treten ja nur Erstlingswerke gegeneinander an und Jan-Willem van Ewijk ist schon ein erfahrener Regisseur. Sein aktueller Film läuft in der Reihe „Focus Niederlande“, die schon lange einer der bewährten Eckpfeiler der Filmfestivals in Münster ist. Zusammen mit den Hauptdarstellern Gijs und Reinout Scholten van Aschat, die auch im echten Leben Vater und Sohn sind, war van Ewijk vor Ort und stellte sich mit ihnen anschließend den zahlreichen Fragen des Publikums.
Wandel der Männlichkeit vor bedrohlicher Bergkulisse
Das Alpendrama „Alpha.“, das beim Filmfestival Münster als Deutschlandpremiere gezeigt wurde, widmet sich dem Wandel der Männlichkeit in unserer Gesellschaft. Nach dem Tod seiner Mutter hat sich der 31-jährige Niederländer Rein in ein kleines Dorf in den Berner Alpen zurückgezogen, um in der Natur meditieren und als Snowboardlehrer zu arbeiten. In dieses Idyll platzt sein dominanter und im Gegensatz zu seinem Sohn ziemlich extrovertierter Vater Gijs herein – dass der ein berühmter Schauspieler ist und Rein eigentlich ein Musiker, wird vom Drehbuch nur angedeutet. Eher widerwillig nimmt Rein seinen Vater mit auf eine herausfordernde Tour in die Berge, zumal der sich anfangs sehr in den Mittelpunkt spielt und sogar mit Reins Freundin flirtet. Unterwegs spaltet sich die Gruppe auf und das Vater-Sohn-Gespann setzt ihre Wanderung auf den Berg allein fort. Die Spannung zwischen den beiden eskaliert. In der immer mächtiger erscheinenden Natur wird aus ihrem Konflikt ein Kampf ums Überleben, bei dem sich schließlich doch jeder um den anderen sorgt – auch wenn es letztendlich vergeblich ist. So deutet es jedenfalls das offene Ende an.
Lebhafte Gespräche mit Darstellern und Regisseur nach dem Film
Regisseur Jan-Willem van Ewijk (links) beantwortete mit den Hauptdarstellern Gijs und Reinout Scholten van Aschat viele Fragen zu dem Film „Alpha.“ (Foto: Ralf Clausen)
Nach dem Abspann erzählten die Hauptdarsteller im Gespräch mit Moderator Gian-Philip Andreas, dass sie schon bei den Proben herausgefunden hatten, dass sie besser keine ausgedachten Rollennamen verwenden, sondern ihre eigenen. Und untereinander lieber auf Niederländisch sprechen und nicht auf Englisch, wie es im Drehbuch stand. Mit deutschsprachigen Mitspielern sprach Reinout Scholten van Aschat dagegen auf Deutsch, was wiederum sein Vater im Film nicht verstand. So wirkten die Gespräche mit allen Missverständnissen wirklich authentisch.
Das Publikum im ausverkauften Saal erfuhr viele weitere Details von den Dreharbeiten und stellte zahlreiche fachkundige Fragen, wie die nach dem heutzutage ungewöhnlichen Format. Die Höhe und Bedrohlichkeit der Berge sollte so mehr zur Geltung kommen, meinte Regisseur Jan-Willem van Ewijk. Und er beschrieb, mit welchen eher einfachen Mitteln die Szene mit der Lawine umgesetzt wurde. Eigentlich aus Kostengründen, aber im Saal waren sich alle einig, dass es genau so richtig war, um die beklemmende Lage mitfühlen zu lassen. Eine aufwendige Gestaltung à la Hollywood hätte die Stimmung hier nur gestört. „Es war ein körperlicher Film“, beschrieb Reinout Scholten van Aschat die Dreharbeiten auf Deutsch, „und es war kalt“.
Erinnerungen an Kinoabende im Schloßtheater
Risna Olthuis und Carsten Happe leiten auch in diesem Jahr wieder das Filmfestival Münster. (Foto: Thomas Mohn)
Warme Erinnerungen beschworen dagegen die Redner bei der Eröffnung, die vor allem den Veranstaltungsort Schloßtheater betrafen. So offenbarte Dr. Michael Reitemeyer, Leiter der Abteilung Kultur beim Landesministerium für Kultur und Wissenschaft, dass ihm das Kino in Münster vor allem deshalb gut in Erinnerung sei, weil er es während seines Studiums gerne mit seiner damaligen Freundin und jetzigen Ehefrau besucht hat. Das sei auch bei ihm so gewesen, schloss sich Bürgermeister Klaus Rosenau in seiner Rede an. Da konnte Jan-Willem van Ewijk als Regisseur des Eröffnungsfilms nicht hintenanstehen und betonte augenzwinkernd, dass auch er schon mehrmals im Schloßtheater Filme gesehen hätte – allerdings war er sich nicht sicher, ob seine Frau jemals dabei war.
Ob nun mit Begleitung oder ohne – in den nächsten Tagen bis zum 28. September könnt ihr beim 21. Filmfestival Münster noch zahlreiche Filme sehen. Viele davon stehen im Wettbewerb, wovon der Europäische Spielfilmwettbewerb sicher der renommierteste ist. Um Kurzfilme geht es bei der „European Short Film Competition“, dort werden 36 Kurzfilme aus 15 europäischen Ländern in sechs Programmblöcken gezeigt. Und Festivalleiter Carsten Happe freute sich im Gespräch mit uns, dass immer mehr gute Filme aus unserer Region eingereicht werden. In der Sektion „Westfalen Connection“ treten nicht nur Kurzfilme gegeneinander an, sondern seit dem letzten Filmfestival 2023 auch lange Spielfilme. Die erfolgreichen Filme werden am kommenden Samstag (27. September) prämiert.
Das gesamte Programm könnt ihr unter 2025.filmfestival-muenster.de finden, außerdem liegen an vielen Stellen Programmhefte aus.
Ralf kommt aus dem Norden, lebt aber schon seit 1992 in Münster. Er interessiert sich besonders für Musik und Kultur, aber auch für Geschichte und Stadtgeschichten. Im Bürgerfunk moderiert er auf Antenne Münster „Easy Listening – Musik am Feierabend“. Einige seiner Schallplatten trägt Ralf schon mal zum Auflegen in eine von Münsters Kneipen, zu denen seine Lieblingsmusik aus den 50er, 60er und gelegentlich auch 70er Jahren passt.