Drei zentrale Klimt-Gemälde aus der Sammlung Leonard Lauder sollen bei der Novemberauktion in New York über 300 Millionen Dollar erzielen. Für das finanziell angeschlagene Auktionshaus Sotheby‘s wäre es ein dringend benötigter Erfolg.
Als Ronald S. Lauder im Jahr 2006 für Gustav Klimts „Adele Bloch-Bauer I“, die auch als „Goldene Adele“ bezeichnet wird, 135 Millionen Dollar zahlte, war es zu diesem Zeitpunkt das teuerste Gemälde der Welt. Jetzt, fast zwei Jahrzehnte später, ist es Ronalds älterer Bruder Leonard Lauder, der die nächste große Klimt-Geschichte schreiben könnte. Am 18. November versteigert Sotheby’s in New York drei zentrale Klimt-Werke aus der Sammlung des im Juni verstorbenen Kunstsammlers und Mäzens. Leonard Lauder, der lange den Vorsitz des Kosmetikkonzerns Estée Lauder innehatte, war vor allem für seine bedeutende Privatsammlung kubistischer Kunst und der Schenkung von 89 dieser Werke an das Metropolitan Museum of Art (Moma) bekannt. 2008 ermöglichte zudem seine Spende in Höhe von 131 Millionen Dollar den Umzug des Whitney Museums in einen von Renzo Piano entworfenen Neubau im Meatpacking District von Manhattan. Das berühmte von Marcel Breuer entworfene Gebäude in der Madison Avenue kaufte übrigens 2023 Sotheby‘s. Und ebendort findet die Auktion der Sammlung Lauder statt, die gleichzeitig die offizielle Eröffnung des neuen Headquarters ist.
Neuer Auktionsrekord für Klimt?
Das Starlos der Auktion ist „Porträt Elisabeth Lederer“ für das Sotheby‘s mindestens 150 Millionen Dollar erwartet und damit einen neuen Auktionsrekord für Klimt. Der bisher höchste Auktionspreis für Klimt liegt bei 108,8 Millionen Dollar für „Dame mit Fächer“, erzielt 2023 ebenfalls von Sotheby‘s. Bei den beiden anderen Werken handelt es sich um zwei Landschaftsbilder: „Blumenwiese“ ist auf 80 Millionen Dollar geschätzt und „Waldabhang am Attersee“, das laut Sotheby‘s letzte dokumentierte Landschaftsbild des Künstlers und gleichzeitig erste Klimt-Werk, das Lauder kaufte, kommt mit einer Taxe von 70 Millionen Dollar unter den Hammer. Was diese Werke besonders attraktiv macht, ist der Umstand, dass sie zum ersten Mal auf dem freien Markt angeboten werden.
Krieg, Enteignung und Restitution
Das „Porträt Elisabeth Lederer“ zeigt die Tochter von Serena und August Lederer, Klimts wichtigsten Förderern. Die Beziehung zwischen Künstlerin und Modell war eng, so eng, dass Klimt mehrfach an der Ausführung verzweifelte. Elisabeth nannte ihn „Onkel“, er nannte sie „mein Mädchen“. Der Malprozess zog sich über drei Jahre hin. Das Projekt hätte noch länger dauern können, aber schließlich verlor Elisabeths Mutter, wie sie selbst sagte, die Geduld, „.… schnappte sich das Bild, lud es auf das Auto und entführte es“, wie Sotheby’s schreibt. Doch das Bild hat auch eine typische Geschichte von Krieg, Enteignung und Restitution. 1939 wurde es von den Nazis beschlagnahmt, 1946 an die Familie restituiert und später über den emigrierten Wiener Kunsthändler Serge Sabarsky von Leonard Lauder erworben. Seitdem hing es in dessen Esszimmer. Gemeinsam sollen die drei Werke nun über 300 Millionen Dollar erzielen und damit mehr als ein Drittel des geschätzten Gesamtwerts der Leonard-Lauder-Sammlung, die an diesem Abend versteigert wird.
Die Schätzung für „Porträt Elisabeth Lederer“ ist durchaus realistisch, wenn man sich die Bedeutung dieses Werks und Preise früherer verkaufter Gemälde ansieht. So erzielte Klimts „Buchenwald“ aus der Sammlung von Microsoft-Mitbegründer Paul Allen 2022 bei Christie’s 105 Millionen Dollar, und US-Medienstar Oprah Winfrey verkaufte ihre „Adele Bloch-Bauer II“ 2019 privat um 150 Millionen Dollar.
Neben Klimt sind ein halbes Dutzend Bronzeskulpturen von Henri Matisse mit einem geschätzten Gesamtwert von rund 30 Millionen Dollar in der Sammlung enthalten, ein Gemälde von Edvard Munch, das auf mindestens 20 Millionen Dollar geschätzt wird, sowie „The Garden“, eine Leinwand von Agnes Martin aus dem Jahr 1964, die über zehn Millionen Dollar wert sein soll.
Belebt die Auktion den schwachen Kunstmarkt?
Die Lauder-Sammlung ist die bislang wertvollste Privatsammlung, die von einem der globalen Marktführer für die Herbstauktionen in New York angekündigt wurde. Der Kunstmarkt war im ersten Halbjahr 2025 anhaltend schwach. So erzielte kein einziges Los auch nur 50 Millionen Dollar. Sotheby‘s steht doppelt unter Druck, weil es in finanzieller Schieflage steckt und im Vorjahr vom Staatsfonds von Abu Dhabi (ADQ) eine Finanzspritze von einer Milliarde Dollar benötigte, um seine hohe Verschuldung zu senken. Der Hoffnungsträger im Frühjahr, eine Giacometti-Skulptur, die auf 70 Millionen Dollar geschätzt war, konnte Sotheby‘s nicht verkaufen. Das Haus braucht also dringend einen Erfolg. Um den Deal zu gewinnen, an dem auch Konkurrent Christie‘s interessiert war, hat Sotheby‘s laut New York Times dem Nachlass von Lauder eine finanzielle Garantie zur Sicherung dieser Sammlung gegeben.
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