Übereinstimmenden Medienberichten zufolge soll Evelyn Palla neue Bahn-Chefin werden. Die 52-Jährige war bisher Vorständin für Regionalverkehr bei der Deutschen Bahn und soll nun auf den bisherigen Konzernchef Richard Lutz folgen, wie die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf Regierungskreise meldete. Zuvor hatten der Spiegel und die Bild berichtet. 

Palla war bereits als Favoritin des Aufsichtsrats Werner Gatzer gehandelt worden. Sie wäre die erste Frau an der Spitze der Bahn. 

Offizielle Entscheidung soll Montag bekannt gegeben werden

Palla, die aus Südtirol kommt, war zuvor auch als Vorstand der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) für den Regionalverkehr zuständig gewesen. Zur Deutschen Bahn kam sie 2019.

Der Konzern hat sich bisher nicht zu der anstehenden Personalentscheidung geäußert. Das Bundesverkehrsministerium hatte sich am Freitag zuversichtlich gezeigt, die Nachfolge kommenden Montag offiziell vorstellen zu können. Gespräche dazu liefen, hieß es. 

Nach dem Vorschlag von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) müsste Palla noch vom Aufsichtsrat der Deutschen Bahn berufen werden. Die nächste Sitzung des Aufsichtsrats beginnt am Dienstag.

Mehr als die Hälfte der Fernzüge derzeit unpünktlich

Hintergrund für den Führungswechsel bei der Bahn war die überraschende Ankündigung von Schnieder in der vergangenen Woche, den Vertrag des derzeitigen Bahn-Chefs Richard Lutz vorzeitig aufzulösen. Grund sei die dramatische Lage der Deutschen Bahn, die sich unter anderem in den vielen unpünktlichen Zügen im Fernverkehr und der wirtschaftlichen Verluste des Konzerns zeige. So kamen im August beispielsweise nur etwa 60 Prozent der Fernzüge pünktlich, das heißt mit weniger als 6 Minuten Verspätung. 

Strategiewechsel für die Bahn geplant

Am Montag will Schnieder auch seine neue Strategie für die Deutsche Bahn vorstellen. Wie konkret die bereits ausgearbeitet ist und welche Maßnahmen sie umfasst, ist bislang nicht bekannt. 

„Die Bahn muss pünktlich, sicher und sauber sein“, sagte Schnieder
zuletzt. Zudem müsse der Konzern „schneller, schlanker, schlagkräftiger
und auch wirtschaftlicher“ werden.

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Korrekturhinweis: In einer vorherigen Version dieses Artikels hatten wir Evelyn Palla fälschlicherweise als Österreicherin bezeichnet. Sie ist Italienerin.