Empfingen/Besigheim – Der weltweit viertgrößte Metallhersteller Ceratizit strukturiert um. Zwei deutsche Standorte sollen bis Ende 2026 geschlossen werden. Insgesamt 600 Mitarbeiter sind betroffen. In Empfingen, einem der Werke, scheiterten jetzt die Verhandlungen für einen Sozialplan. Nun gibt es nur noch eine Chance.

Georg Faigle von der Gewerkschaft IG Metall Freudenstadt zu BILD: „Bei einer großen Betriebsschließung erwarten wir vom Arbeitgeber einfach mehr“. Der Betriebsrat habe das Angebot für einen Sozialplan seitens des Konzerns nicht akzeptieren können. „Die Beschäftigten zeigen sich enttäuscht und verärgert“, hieß es Donnerstag von der Gewerkschaft.

Das Unternehmen hatte bereits im März mitgeteilt, dass es die Werke in Empfingen (rund 230 Mitarbeiter) und Besigheim (rund 370 Mitarbeiter) zum 31. Dezember 2026 schließen wird.

So kam es zum Aus für die Werke

Ceratizit-Vorstandssprecher Dr. Andreas Lackner zu BILD: „Auslöser für unsere Schließungen sind anhaltend hoher Kostendruck, eine herausfordernde Marktsituation in Europa sowie eine im Vergleich starke internationale Konkurrenz.“

Die Standorte Besigheim und Empfingen (Baden-Württemberg) seien stark vom Automobilgeschäft abhängig und hätten daher eine schwächere Auftragsperspektive. Neben den betroffenen Werken hat der Hartmetallhersteller noch 13 weitere Standorte in Deutschland.

Ceratizit ist weltweit führend in der Herstellung von Hartmetallen

Ceratizit ist weltweit führend in der Herstellung von Hartmetallen

Foto: ceratizit/instagram

Lackner gehe jedoch nicht von weiteren Schließungen aus: „Es handelt sich nicht um eine generelle Verlagerung. Deutschland bleibt ein wesentlicher Pfeiler unserer Organisation“. Standorte wie etwa die Produktion in Balzheim bei Ulm oder das zentrale Distributions- und Logistikzentrum in Kempten würden bleiben.

Wie es im Unternehmen jetzt weitergeht

Die letzte Möglichkeit für einen Kompromiss in Empfingen ist eine Einigungsstelle. Sie besteht aus einem neutralen Vorsitzenden, etwa einem Arbeitsrichter, und Vertretern von Arbeitgeber und Betriebsrat. Ein Ergebnis wirkt wie eine Betriebsvereinbarung. Es soll bereits Termine im Oktober geben.

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Laut Gewerkschaft wäre der beste Fall eine hohe Abfindung für die entlassenen Mitarbeiter. Außerdem eine Transfergesellschaft, die den Mitarbeitern für begrenzte Zeit ein temporäres Beschäftigungsverhältnis anbietet. Zeit, in der auch Beratungs- und Fortbildungsmaßnahmen auf neue Jobs vorbereiten können.

Von der Schließung des Ceratizit-Werks in Besigheim sind noch mehr Menschen betroffen. 370 Mitarbeiter arbeiten an dem Standort. Die Gespräche mit dem Betriebsrat laufen dort noch. Widerstand wurde auch in Besigheim angekündigt.