Der Saal im Waldbaur-Areal am Feuersee ist am Samstagnachmittag schon vor Auktionsstart gut gefüllt. Die Sitzplätze reichen bei weitem nicht aus. Hinzu kommen die Bieter, die via Telefon und Internet beteiligt sind. Nicht zu übersehen ist, dass unter den Interessenten vor Ort einige über das nötige Kleingeld verfügen müssten, um sich das nicht ganz billige Hobby des Autosammelns leisten zu können. Aber auch an Schaulustigen, die das Spektakel einfach miterleben wollen, mangelt es nicht. Eigentlich keine schlechten Vorzeichen.

Bevor es losgeht, erklärt Auktionator Christoph Bouillon noch einmal die Regeln. Vor allem, dass das Aufgeld zwölf Prozent beträgt, was nicht unüblich ist für Autoauktionen. Bei Kunstauktionen, dem Kerngeschäft von Nagel, liegen die Aufgelder, also der Anteil des Auktionshauses, deutlich höher.

Ur-Porsche zurückgezogen

Bouillon hat aber auch eine schlechte Botschaft: Gleich fünf Fahrzeuge von den insgesamt 26, die an diesem Tag unter den Hammer kommen sollten, wurden vor Auktionsbeginn zurückgezogen. Darunter potenziell hochpreisige Exemplare wie den Nachbau eines Porsche RSK, der auf 700 000 bis 900 000 Euro taxiert war. Und auch der zuvor viel bestaunte Ur-Porsche Typ 60, ebenfalls ein Nachbau, fehlt jetzt. Sein Preis war auf 650 000 bis 850 000 Euro geschätzt.

Nachverhandlungen möglich

Auch die Auktion selbst will dann nicht so richtig zünden: Schon beim ersten Los, einem vergleichsweise neuen Mercedes SL 320 Cabriolet, zeigt sich, dass der Schätzpreis verfehlt wird. Bei 30 000 Euro fällt der Hammer. Wie hoch, das Limit ist, das das Auktionshaus mit dem Einlieferer vorab vereinbart hat, ist für die Bieter nicht einzusehen. Klar ist aber: Das Auto geht, so Bouillon, nur „unter Vorbehalt“ an den Käufer. Mit anderen Worten: Nicht nur der Schätzpreis, auch das Limit wurde nicht erreicht.

In solchen Fällen muss, wie Nagel-Chef Fabio Straub sagt, nachverhandelt werden: Gibt der Einlieferer für diesen Preis das Auto her, oder ist der Käufer bereit, nochmal ein paar Tausender draufzulegen? „Das machen wir in den kommenden Tagen“, wird Straub nach Ende der Auktion erklären.

Ein Ausrutscher war der Mercedes mit Losnummer 1 nicht. Schätzpreise und Limits scheinen an diesem Tag für die Bieter zu hoch angesetzt. Dass unter den Bietern aber nicht nur preisbewusste Schwaben sind, zeigt sich dann am viel beachteten Rolls Royce, Baujahr 1934: Er knackt als einziges Fahrzeug in der Auktion Limit und Schätzpreis und wird für 110 000 Euro, zuzüglich Aufpreis, nach Thailand verkauft.

Teuerstes Fahrzeug ein Ferrari

Das teuerste Fahrzeug ist am Ende der feuerrote Ferrari 512 Modificata: Aber auch er geht „nur“ für 380 000 Euro plus Aufgeld und unter Vorbehalt aus dem Rennen. Nachdem ein totschicker Mercedes 190 SL, Baujahr 1959, für 100 000 Euro seinen Besitzer wechselt, bescheinigt ein Bieter im Saal: „Ein super Preis für das Auto.“ Wenigstens die Schnäppchenjäger scheinen auf ihre Kosten zu kommen.

Am Ende erreichen die festgelegten Limits nur der Rolls Royce und ein Porsche 911 „Softwindow“, wie Straub im Anschluss an die Auktion eingestehen muss. Ob sie eine Enttäuschung war, sei erst in einer Woche klar. Der Auktionator hofft nun, dass die Autos „in der Nachverhandlung weggehen“.

Der Autoexperte Thomas Kamm, der Nagel bei der Auktion unterstützt hat und schon beim Branchenprimus Bonhams unter Vertrag stand, sieht das Ergebnis positiv: Die hohe Zahl an Nachverhandlungen, sagt er, seien „nicht unüblich“. Für die erste Automobilauktion „ist es nicht schlecht gelaufen“.