Frankfurt – Sie sollen Frauen über chinesische Chat-Dienste für ein illegales Bordell in Deutschland angeworben haben: In Frankfurt stehen bald drei Chinesen vor Gericht. Der Vorwurf: bandenmäßiges Einschleusen von Ausländern und Schwarzarbeit im Rotlicht.
Die 62-jährige „Mama San“ (chinesischer Slang für Puffmutter) und ihre Mitarbeiterin (30) bauten einen Bordellbetrieb in Wiesbaden auf, lautet der Vorwurf der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main: „Zur Ausübung der Prostitution sollen die Angeschuldigten die Einreise und den Aufenthalt von mindestens 16 Frauen organisiert haben, die als chinesische Staatsangehörige nicht über Aufenthaltstitel verfügten, die zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit in der Bundesrepublik berechtigte.“
Die Hauptbeschuldigte wird bei der Razzia abgeführt, sitzt bis heute in U-Haft
Foto: Jürgen Mahnke
Keine Sozialbeiträge abgeführt
Da die Frauen freiwillig beschäftigt waren, aber schwarz arbeiteten, sei Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung ein Schaden von 870.000 Euro entstanden. Daraus kann hochgerechnet werden, dass Freier fast drei Millionen Euro bei den Prostituierten ließen. Nach BILD-Informationen zahlten sie 100 Euro für eine halbe, 150 für eine ganze Stunde. Mit Stempelkarte gab’s nach zehn Besuchen den elften gratis.
Bei der Durchsuchung wurde sehr viel Bargeld, Schmuck und die Trinkgeld-Box konfisziert
Foto: Bundespolizeidirektion Flughafen Frankfurt am Main
Frauen waren offenbar Bordell-Chefinnen
Am 29. Januar 2025 durchsuchten 150 Polizisten, Steuerfahnder und Staatsanwälte Häuser in Wiesbaden (Hessen), Leutenbach und Waiblingen im Rems-Murr-Kreis bei Stuttgart. Dort sollen sich Filialen des Bordells befunden haben.
Laut Anklage kümmerten sich die Chefinnen um die Finanzen, Rekrutierung der Prostituierten über die chinesische App WeChat, verhandelten mit Kunden und schalteten Anzeigen in Online-Portalen.
Besuch: Polizei, Staatsanwälte und Steuerfahnder beim Betreten des Bordells im Januar 2025
Foto: Bundespolizeidirektion Flughafen Frankfurt am Main
Ein mitangeklagter Landsmann (50) soll als Hausmeister und Sicherheitskraft fungiert haben: „Für den Fall von behördlichen Kontrollen soll der Angeschuldigte auch die Aufgabe übernommen haben, die beschäftigten Frauen in ein Versteck in einem Geräteschuppen (Safe House) zu bringen, damit deren unerlaubte Beschäftigung unentdeckt bleibt“, so Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk.
Das Trio sitzt seit der Razzia in U-Haft. Am 17. Oktober 2025 beginnt der Prozess, in dem auch bandenmäßige Schleusung angeklagt ist, vor der Wirtschaftskammer des Landgerichts Frankfurt.