„Shesus“ in der Porsche-Arena: Carolin Kebekus in Stuttgart: „Ich bin Gott, ich habe einen Menschen gemacht!“ „Wenn ich irgendwo eine Sekte gründen kann, dann in Stuttgart.“ Carolin Kebekus am Freitag in der Porsche-Arena Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Wenn Carolin Kebekus eine Sekte gründen würde, dann am liebsten in Stuttgart. Warum verrät sie am Freitagabend bei ihrer herrlich-bösartigen „Shesus“-Show in der Porsche-Arena.

Mit lautem Knall, himmlischem Chor und „Mutter unser im Himmel“-Einspieler betritt Carolin Kebekus am Freitagabend in der ausverkauften Porsche-Arena die Bühne; ganz in Weiß und offensichtlich gut drauf legt sie von Sekunde eins an los. Heute will sie nochmal alles geben, sagt sie, denn es ist die vorletzte Show ihrer „Shesus“-Tour. Und weil fast das ganze Publikum sofort aufsteht, als es wie bei einem Gottesdienst dazu aufgefordert wird, schiebt sie nach: „Wenn ich irgendwo eine Sekte gründen kann, dann in Stuttgart.“ Dann fegt sie für gut zweieinhalb Stunden im Solo durch alles, was gerade so im Schwange ist – oder wie sie es sagen würde „schwanger ist, war und sein wird“. Einen kurzen Wechsel gibt es nur nach etwa einer Stunde nach der Pause mit ihrem Bruder, dem Comedian David Kebekus (41), der, als Gast im Programm, den Blick zur Abwechslung mal aufs Bruder- und Onkelsein wirft.

Das Muttersein als Comedy-Format

Die 45-Jährige bringt mit ihrer Show ziemlich frischen Wind auf die Bühne: So pointierte Witze erzählt wohl zurzeit keine übers Muttersein. Nach ihrer Babypause feierte sie bereits im September 2024 in Stuttgart ihr Comeback. So hat die in Köln aufgewachsene Komikerin die Tücken des Alltags zwischen Belly-only-Pregnancy-Ideal, dreitägigen Wehen und Stillen in der Öffentlichkeit in ein Comedy-Format verwandelt.

Ihr Kind kam im Januar 2024 zur Welt. Mit einem klaren Plädoyer für den Hebammenberuf und einer starken Botschaft für Frauen, die sich auch jenseits der 40 für das Muttersein entscheiden, schafft sie eine tolle Wertschätzung für alle Mütter. Sie bringt das Publikum mit Sprüchen zum Lachen wie: „Und was machst du so während der Schwangerschaft? – Organe!“

Carolin Kebekus in der ausverkauften Porsche-Arena Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone „Shesus“ verlangt vom Publikum starke Nerven

Klug, gerne derb und frech unter der Gürtellinie schafft sie mit scharfem Witz eine tolle Klammer um gesellschaftspolitische und frauenrechtliche Fragen. Übers Rauchen vor der Schwangerschaft, den Paragrafen 218, und das Verhältnis der katholischen Kirche oder Till Lindemann zu Frauen und der aktuellen Zensur-Debatte in den USA folgt man ihr bis zu ihren ganz persönlichen Erkenntnissen über den Tradwife-Trend auf Social Media: „Wenn der Mann Schokolade will, beginne ich Butter zu schlagen“, habe sie dort gelernt, um wenig später darauf überzuleiten: „Ich erzähl euch jetzt meine Geburtsgeschichte, ihr wisst ja das ist Comedy!“ – auch dafür müssen die rund 6000 Besucherinnen und Besucher am Abend manchmal schon stärkere Nerven haben.

Gegen Hass im Netz und für Liebe

So lustig der Abend auch ist, so bedrückend kann es sein, wenn sie irgendwann ihr Handy holt, und für ein paar Minuten aus den Hass-Kommentaren vorliest, die sie auf Instagram bekommen hat, als sie während der Schwangerschaft eine Show gegeben hat. „Wie unlustig kann diese werdende alte Mutter sein“, ist noch ein harmloser. Aber Kebekus hält dagegen – alles für die Frau an diesem Abend: „Ich bin Gott, ich habe einen Menschen gemacht!“, sagt sie irgendwann. Zum Finale singt die Comedian ein kräftiges „Hallelujah“ und wünscht allen noch eine wichtige Sache – Liebe.