Nach dem Cyberangriff auf die Check-In-Systeme an mehreren europäischen Flughäfen müsssen Flugreisende auch am Sonntag mit Einschränkungen rechnen. Schon am Samstag konnten
die Fluggäste nicht wie gewohnt abgefertigt werden, weil es zu Verspätungen, langen Warteschlangen und Annullierungen kam. Die europäische Luftfahrtbehörde Eurocontrol hatte seit Freitag „Störungen in den IT-Systemen im Zusammenhang mit der Passagierabfertigung“. gemeldet. Neben dem Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) waren auch das internationale Drehkreuz London-Heathrow sowie die irischen Flughäfen Dublin und Cork sowie der Brüsseler Flughafen betroffen.
Der BER verwies auf eine „technische Störung bei einem europaweit eingesetzten Systemanbieter“. Wie lange die Einschränkung am dort andauert, ist noch unklar. Am frühen Sonntagmorgen hieß es in einem Laufband auf der
Internetseite des Flughafens: „Aufgrund einer technischen
Störung kommt es zu längeren Wartezeiten“. Der Online-Check-in am BER funktioniere aber, Passagiere sollten außerdem die Check-In-Möglichkeiten und automatiwsche Gepäckaufgabe in den Terminals nutzen.
Check-in zeitweise nur manuell
Der Brüsseler Flughafenverwaltung zufolge hatte sich der Cyberangriff am Freitagabend ereignet, betroffen waren die Systeme zum Einchecken und für das Boarding der Flugzeuge. Am Samstag konnte demnach nur manuell am Schalter eingecheckt werden. In Brüssel mussten deshalb mindestens zehn Flüge gestrichen werden, 17 weitere starteten mit deutlicher Verspätung. Fluggesellschaften wurde Eurocontrol zufolge gebeten, die Hälfte ihrer Flüge von und nach Brüssel bis Montagfrüh zu streichen.
© Lea Dohle
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In Berlin kam es zu Flugverspätungen, Flugstreichungen gab es jedoch nicht. Die Flughäfen in Frankfurt, Hamburg, München und Düsseldorf meldeten keine betrieblichen Probleme.
In London waren die Auswirkungen nicht dramatisch. Der Flughafen Heathrow nannte als Grund für die Verspätungen „ein technisches Problem“ bei dem Unternehmen Collins Aerospace, „das Check-In- und Boarding-Systeme für mehrere Fluggesellschaften an zahlreichen Flughäfen weltweit bereitstellt“.
Anstieg an Cyberangriffen im Luftverkehrssektor
Angesichts zunehmend digitalisierter Systeme im Flugverkehr sind Cyberangriffe und technische Ausfälle keine Seltenheit. Nach Einschätzung der Expertin Anita Mendiratta ist es schwierig zu sagen, wer hinter dem jüngsten Angriff stecken könnte. Sie verwies darauf, dass es sich um „eine Störung einer Software und nicht eines bestimmten Flughafens“ handele.
Laut einem im Juni veröffentlichten Bericht des französischen Luft- und Raumfahrtunternehmens Thales stieg die Zahl der Cyberangriffe im Luftverkehrssektor von 2024 bis 2025 um 600 Prozent. Demnach sind ist „jedes Glied in der Kette anfällig“ für Angriffe, dies betreffe Fluggesellschaften und Flughäfen wie auch Navigationssysteme und Zulieferer. Dem Bericht zufolge ist der strategisch und wirtschaftlich wichtige Flugsektor zu einem „Hauptziel“ für Cyberangriffe geworden.