Entzündung im Körper
Long Covid bei Frauen: Forscher lösen Rätsel um Symptom
21.09.2025 – 10:16 UhrLesedauer: 2 Min.
Zyklusprobleme: Eine Infektion mit Corona kann die Hormone beeinflussen. (Quelle: agrobacter/getty-images-bilder)
Stärkere und längere Blutungen: Eine neue Studie zeigt, wie Long Covid den Menstruationszyklus verändert und was Testosteron damit zu tun hat.
Frauen mit Long Covid berichten deutlich häufiger von Zyklusstörungen. Eine internationale Studie liefert nun eine Erklärung: Veränderungen im Hormonhaushalt und entzündliche Reaktionen im Körper könnten dafür verantwortlich sein. Gleichzeitig verstärken sich die Long-Covid-Symptome in bestimmten Zyklusphasen – eine wechselseitige Belastung.
Dass eine Corona-Infektion den weiblichen Zyklus beeinflussen kann, liegt schon länger nahe. In einer Umfrage aus dem Frühjahr 2021 unter 12.000 Frauen im gebärfähigen Alter berichteten jene mit Long Covid deutlich häufiger von Zyklusveränderungen. 39 Prozent gaben unregelmäßige Blutungen an, 36 Prozent stärkeren Blutverlust. Die Menstruation dauerte bei ihnen zudem mehr als doppelt so häufig länger als acht Tage. Auch Zwischenblutungen und Zyklusausfälle traten vermehrt auf.
Auffällig: Diese Veränderungen zeigten sich erst nach der akuten Infektion. Während der Erkrankung selbst stieg nur das Blutvolumen leicht an.
Ein Forschungsteam der Universität Edinburgh begleitete 54 Frauen mit Long Covid über drei Monate. Die Betroffenen dokumentierten ihre Symptome täglich per App. Das Ergebnis: Die Beschwerden waren besonders rund um die Menstruation und in der Aufbauphase der Gebärmutterschleimhaut (proliferative Phase) stark ausgeprägt. In der zweiten Zyklushälfte (sekretorische Phase) verbesserten sich viele Symptome.
Diese Muster deuten laut den Forschern darauf hin, dass Long Covid in den hormonellen Regelkreis eingreift.
Hormonanalysen bei zehn Long-Covid-Patientinnen zeigten: Die Konzentration des Hormons 5-alpha-Dihydrotestosteron war erhöht. Gleichzeitig reagierte das Endometrium, also die Gebärmutterschleimhaut, weniger empfindlich auf Testosteron.
Laut Tierstudien kann genau dieser Mechanismus zu längeren und stärkeren Blutungen führen. Die Eierstockhormone Östradiol und Progesteron blieben dagegen unverändert – ein Hinweis darauf, dass die Fruchtbarkeit nicht beeinträchtigt ist.
Bei Gewebeproben entdeckten die Forscher zudem entzündliche Veränderungen. Cytokine (Botenstoffe des Immunsystems) zeigten in verschiedenen Zyklusphasen auffällige Muster. Auch bestimmte Immunzellen fanden sich nur bei Long-Covid-Betroffenen.
Die Studie liefert damit wichtige Hinweise auf körperliche Ursachen für Zyklusstörungen bei Long Covid – und fordert mehr Aufmerksamkeit für frauenspezifische Symptome in der Forschung.
