Esslinger Begegnungen: Wenn Takt auf den guten Ton trifft Begleitet von Dietmar Gräf sorgte Ramona Steiner auf dem Alt-Saxofon für brillante Bläsertöne. Foto: Rainer Kellmayer

Der gute Ton wurde bei den Esslinger Begegnungen gepflegt. Das Alte Rathaus wiegte sich im Takt der präsentierten Melodien, und Preise gab es auch.

Die alljährlich im Spätsommer stattfindenden „Esslinger Begegnungen“ sind der Höhepunkt im Jahreskalender der Künstlergilde Esslingen. Auch diesmal präsentierte die Gilde im Bürgersaal des Alten Rathauses ein Kaleidoskop verschiedenster Kunstrichtungen. Farbenprächtige Bilder setzten den optischen Rahmen, und nach Lesungen und Gedichtvorträgen gab es ein anspruchsvolles Konzertprogramm.

Eingebunden in die unter dem Motto „Musik-Kunst-Literatur“ stehende Veranstaltung war die Verleihung mehrerer von der Künstlergilde ausgelobter Preise an verdiente Persönlichkeiten der Kulturszene.

Im Alten Rathaus lud die Künstlergilde Esslingen zu stimmungsvollen Begegnungen ein. Foto: IMAGO/Peter Schickert

Gegründet wurde die heute europaweit aktive Gilde von einem Kreis um den Kulturhistoriker und Schriftsteller Ernst Schremmer 1948 in Esslingen. Ursprünglich als Selbsthilfegruppe heimatvertriebener Kulturschaffender ins Leben gerufen, versteht sich die von den Fachgruppen Bildende Kunst, Literatur und Musik getragene Vereinigung heute als Brückenbauer zu unseren östlichen Nachbarn. „In diesem Jahr bildet die Literatur einen Schwerpunkt des Programms“, sagte Eva Beylich, die als Bundesvorsitzende der Künstlergilde die Veranstaltung mit einem Rückblick auf das Wirken der Gilde in den 77 Jahren ihres Bestehens eröffnete.

Ein Stelldichein verschiedener Kunstformen im Esslinger Alten Rathaus

Zunächst bestimmten Literatur und Bildende Kunst das Programm. Mit dem Andreas-Gryphius-Preis wurde posthum Franz Hodjak ausgezeichnet, der Ehrenpreis ging an Ursula Haas. Einen Förderpreis erhielt der Stuttgarter Journalist und Schriftsteller Daniel Gräfe für seinen Roman „Wir waren Kometen“. Der Johanna-Anderka-Preis für Kurzgeschichten ging im Rahmen der von Klaus-Dieter Mayer musikalisch umrahmten Veranstaltung an Cornelius Scherg.

Alljährlich verleiht die Esslinger Künstlergilde bei den Esslinger Begegnungen zahlreiche Preise: Im September 2024 trafen sich der Gilde-Vorsitzende Martin Kirchhoff mit dem Nikolaus-Lenau-Preisträger Heinz Zeckel, Kulturamtsleiterin Alexa Heyder und der Anderka-Preisträgerin Marlies Kalbhenn (von links) Foto: Rainer Kellmayer

Erste Preisträgerin des Lesser-Ury Kunstpreises 2025, um den sich mehr als 100 bildende Künstlerinnen und Künstler beworben hatten, wurde die in Berlin wirkende Malerin und Architektin Evelin Daus. Auf den nächsten Preisrängen folgten Astrid Salewski und Dietrich Gürtler. Ein Erfolg wurde die Ausstellung von Werken der 18 besten Künstler des Wettbewerbs in der Geschäftsstelle der Künstlergilde in der Küferstraße.

Ein breiter Kulturbogen mit viel Musik wurde in Esslingen präsentiert

Der mit dem Johann-Wenzel-Stamitz-Preis ausgezeichnete, in den USA wirkende Komponist und Professor Josef Schwantner war bei der Preisverleihung nicht anwesend. Dietmar Gräf hielt eine Laudatio auf den in der zeitgenössischen Musik Nordamerikas führenden Tonschöpfer und brachte am Flügel die neoimpressionistischen Klangmalereien von Schwantners „Veiled Autumn“ zum Klingen.

In einem weiteren Musikblock wurde das kompositorische Schaffen der in Hamburg lebenden Familie Willscher gewürdigt. Von dem durch Krankheit verhinderten Andreas Willscher, dem Leiter der Fachgruppe Musik, spielte Dietmar Gräf eine jazzig angehauchte Version des Gershwin-Hits „Summertime“. Und von Brigitte Willscher erklang eine kleine Fuge. Nach diesen harmonischen Tönen wurde es sperriger: Leonard Willscher, der kurz vor seinem Kompositionsexamen steht, bot in „Epimetheus“ wesentlich härtere Klangkost.

Gesanglicher und in ihrer gefälligen Tonsprache ins Ohr gehend kamen einige Lieder von Heinz Acker bestens zur Wirkung. Mit strahlkräftigem Bariton setzte sich Tim Lucas in Szene, am Flügel begleitet von Dietmar Gräf. Er gab auch der Saxofonistin Ramona Steiner das harmonische Gerüst, auf der sich die junge Musikerin voll entfalten konnte. Steiner brillierte in ihrer Darbietung technisch sicher und mit weicher Tongebung, veredelt durch ein leichtes Vibrato. Der fetzige „Little Negro“ von Claude Debussy beendete das Konzert schwungvoll.