Standdatum: 21. September 2025.

Autorinnen und Autoren:
Lieselotte Scheewe

Arthur Molkenthin stehr vor einem Fenster

Arthur Molkenthin hat seine Alkoholsucht überwunden und hilft anderen Suchtkranken.

Bild: Radio Bremen | Lieselotte Schewe

Arthur Molkenthin war Alkoholiker. Er hat sich von ganz unten wieder hochgekämpft – und möchte anderen helfen, die Alkoholsucht zu überwinden.

Was zu viel Alkohol anrichten kann, das hat Arthur Molkenthin selbst erfahren. „Ich hab den Alkohol benutzt, um Probleme zu lösen. Aber Alkohol löst keine Probleme, er macht Probleme. Wenn ich keine Therapie gemacht hätte, dann würde ich hier heute nicht sitzen“, erzählt der 67-Jährige. „Hier“, das ist das alkoholfreie Café Hibiduri in der Bremer Neustadt. „Hier bist du richtig“ bedeutet die Abkürzung. Seit über 40 Jahren gibt es den Treffpunkt für Menschen mit Alkoholproblemen.

Alkohol löst keine Probleme, er macht Probleme.

Arthur Molkenthin

Im Hibiduri gibt es Selbsthilfegruppen, es ist aber auch ein offener Treff, zu dem jeder kommen kann. Arthur Molkenthin ist zu den Öffnungszeiten vor Ort. Und für jeden und jede, der oder die ein Alkoholproblem hat, ist der Bremer telefonisch erreichbar. Er leitet außerdem eine Selbsthilfe- und eine Skatgruppe. „Man kann eben hier auch dummes Zeug sabbeln, wenn man will. Man muss nicht nur über seine Probleme reden“, erzählt der 67-Jährige.

Mit 13 Jahren das erste Mal betrunken

Bei Arthur Molkenthins Lehre in einem niedersächsischen Dorf gehört das Trinken dazu. „Bierchen trinken, das war normal“, sagt er. Von Jahr zu Jahr trinkt er mehr. „Und dann habe ich geheiratet, habe Kinder bekommen. Die Probleme wurden größer und ich habe den Alkohol wirklich benutzt, um von meinen Problemen wegzukommen.“

Ich hab‘ immer gedacht, ich kann kein Alkoholiker sein. Ich hab‘ ja Arbeit, ich hab‘ Kinder.

Arthur Molkenthin über seine Einstellung während der Sucht

Seine Frau trennt sich. Er darf sein Haus nicht mehr betreten, die Kinder nicht mehr sehen. „Im ersten Step hab‘ ich immer noch gedacht, ich kann gar kein Alkoholiker sein, weil ich hab‘ Arbeit, ich hab‘ Kinder, ich hab‘ eine Frau. Ich hab‘ ja alles…“, erzählt er. Irgendwann ist dann alles weg. „Führerschein weg, Familie weg, alles weg.“

Arthur Molkenthin lebt auf seiner Parzelle und trinkt sich jeden Tag besinnungslos. Er wird von der Polizei irgendwo in Bremen aufgegriffen und ist alle paar Tage in der Klinik. Bis ihm ein Pfleger sagt, dass er seinen nächsten Geburtstag nicht mehr erleben wird. Das war der Punkt, an dem er sich sagte: „Ich will das nicht mehr!“

Alkohol wird unterschätzt

Arthur Molkenthin telefoniert an einem Tisch mit dem Smartphone

Arthur Molkenthin unterstützt Menschen mit Alkoholproblemen im Café Hibiduri.

Bild: Radio Bremen | Lieselotte Schewe

Das System fängt ihn auf, er wohnt in einem Männerwohnheim der AWO, geht in eine Klinik für eine Therapie. Dann macht er eine Weiterbildung, lernt seine jetzige Frau kennen und engagiert sich im Verein Hibiduri. Der Bremer möchte darauf aufmerksam machen, Alkohol nicht zu unterschätzen: „Alkohol ist so eine Wohlstandsdroge, wo ganz viele gar nicht wissen, was sie damit eigentlich alles anrichten. Sie machen ja nicht nur sich selber kaputt, sondern sie machen ihre Familien kaputt“, sagt Arthur Molkenthin.

Aus der Alkoholsucht herauszukommen, das schafft niemand allein, da ist sich der Bremer sicher. Deshalb bietet Arthur Molkenthin in dem Verein Hibiduri alkoholfreie Veranstaltungen wie gemeinsames Frühstück oder Brunch, Grillen, Spargel-, Kohlessen und Skatabende an. Die Bremerin Dagmar Lüssen kommt seit zwölf Jahren ins Hibiduri. „Wenn ich Probleme hab, kann ich zu Herrn Molkenthin gehen. Und mir tut das sehr gut, dass ich den hier hab. Und ich bin froh, dass ich hier bin“, sagt sie.

Leben nach der Sucht

Die Zeit, als er durch den Alkohol ganz unten war, kann Arthur Molkenthin nicht vergessen. Aber er ist dankbar, für sein Leben danach: „Wenn ich so zurückblicke, ich bin mit 39 trocken geworden. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte davor die 20 Jahre, die ich da gesoffen hab, was für ein schönes Leben ich da hätte haben können“, sagt er. In seiner Trockenphase erlebt er vieles, was er sich in seiner schwierigen Phase nicht erträumt hätte: „Ich hätte nie wieder eine vernünftige Arbeit gehabt, die mich ausgefüllt hat.“

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Quelle:
buten un binnen.

Dieses Thema im Programm:
Bremen Zwei, Der Mittag, 20. September 2025, 13:20 Uhr