Zum Tag des Handwerks am 20. September hat die Handwerkskammer (HWK) Aachen die Politik aufgefordert, die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung im Grundgesetz zu verankern. „Die Entscheidung für eine Ausbildung ist kein Plan B, sondern eine gleichwertige und zukunftssichere Wahl“, betonte Kammerpräsident Marco Herwartz.
Seit Jahren werde die Gleichstellung beider Bildungswege zwar politisch beschworen, in der Praxis aber nicht umgesetzt, so Herwartz. Fachkräfte aus Handwerk und Mittelstand seien unverzichtbar für Innovation, Wohlstand und Daseinsvorsorge. Dennoch blieben Gesellinnen, Gesellen, Meisterinnen und Meistern oft Türen verschlossen, die Akademikern offenstünden – etwa bei Stellenausschreibungen im öffentlichen Dienst. Zwar seien Meistertitel und Hochschulabschlüsse im Deutschen Qualifikationsrahmen gleichwertig eingeordnet, in der Realität hätten sie aber nicht die gleichen Chancen.
„Wenn wir Gleichwertigkeit ernst meinen, müssen Meistertitel und andere berufliche Abschlüsse künftig denselben Zugang eröffnen wie Hochschulabschlüsse“, forderte der Kammerpräsident. Das gelte nicht nur für den öffentlichen Dienst, sondern auch für Karrierewege in Unternehmen und Verwaltungen.
Auch auf Landes- und Bundesebene gebe es zwar politische Bekenntnisse. Die NRW-Landesregierung habe angekündigt, das Land zum Berufsbildungsland Nummer eins zu machen. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung sei die Gleichwertigkeit ebenfalls festgeschrieben. „Aber solange diese nicht im Grundgesetz steht, bleibt sie angreifbar“, sagte Herwartz. Nur ein klarer Rechtsrahmen schaffe Planungssicherheit für Betriebe und junge Menschen.
Darüber hinaus fordert die Handwerkskammer eine stärkere finanzielle Unterstützung der Bildungszentren des Handwerks. Während Hochschulen in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut worden seien, stagniere die Förderung der „Hochschulen des Handwerks“. Angesichts gestiegener Baukosten sei das faktisch ein Rückschritt.
Auch bei den Rahmenbedingungen für Auszubildende sieht die Kammer Nachholbedarf. So brauche es den Forderungen der Handwerkskammer Aachen zufolge flächendeckend günstigere Azubi-Tickets für den Nahverkehr sowie mehr Wohnheimplätze.