Lange sorgten Elterntaxis für ein Verkehrschaos am EBG. Dann ergriff man Maßnahmen für die Sicherheit der Schüler. Haben sie die gewünschte Wirkung erzielt?

Vor einem halben Jahr schlug Silja Senge – damals stellvertretende Schulleiterin am Ernst-Barlach-Gymnasiums (EBG) – Alarm. „Morgens zwischen 7.45 Uhr und kurz nach 8 Uhr herrscht vor unserer Schule ein Verkehrschaos, hervorgerufen durch zahlreiche Elterntaxis“, berichtete sie damals. „Es wird Zeit, dass sich etwas ändert, bevor unseren Schülern Schlimmeres passiert.“

Entsprechende Maßnahmen ließen nicht lange auf sich warten. Vertreter der EBG-Schulleitung, des Ordnungsamts, der Polizei und der Elternvertretung vereinbarten, Halteverbotszonen zur Schulwegsicherung einzurichten: an der Pallas- und der Bahnhofstraße.

Anwohner diskutierten im März 2025 am Rande der Pallasstraße über die neuen Elternhaltestellen.Diskussion am Straßenrand: Nachdem im März 2025 die Elternhaltestellen an der Pallasstraße eingeführt wurden, herrschte bei einigen Bewohnern Ärger. Der Grund: Parkplätze seien in der Nachbarschaft ohnehin schon Mangelware.© Tewe Schefer

Ziel dieser Maßnahme war es laut Ordnungsamt, „ein Angebot zu schaffen, dass Eltern ihre Kinder weiterhin zur Schule bringen können, jedoch nicht mehr unmittelbar bis vor die Schule“.

Verkehrsführung klar verändert

Parallel dazu wurde die Verkehrsführung geändert. Die Orionstraße ist nur noch aus nördlicher Richtung, von der Lunastraße aus, befahrbar. Das Einbiegen von der Pallasstraße in die Orionstraße für Autos ist also nicht mehr möglich.

Dadurch soll laut Ordnungsamt der Begegnungsverkehr in der Orionstraße und Lunastraße verringert werden. Der Verkehr könne somit besser abfließen und gefährliche Situationen während der Bring- und Abholzeiten vor der Schule sollten verhindert werden.

Die Lunastraße am Morgen eines Schultags: Links und rechts parken Autos, in der Mitte ist eine Spur, die als Einbahnstraße befahren wird.Die Lunastraße am Morgen eines Schultags: Links und rechts parken Autos, in der Mitte ist eine Spur, die als Einbahnstraße befahren wird.© Dieter Düwel

Mit der Einführung der Elterntaxi-Haltestellen wurde Kritik in der Nachbarschaft laut. Anwohner der Pallasstraße beklagten beispielsweise, es herrsche in der Gegend ohnehin schon Parkplatzmangel. Der werde nun, da 15 bis 20 Parkplätze montags bis freitags von 7.30 bis 16 Uhr wegfielen, verschärft.

Positive Zwischenbilanz

Wie sieht es ein halbes Jahr später aus? Hat sich die Verkehrssituation am Ernst-Barlach-Gymnasium entspannt? Werden die Elternhaltestellen angenommen? Wir befragten Beteiligte und machten uns ein Bild vor Ort.

Das Fazit von Ordnungsamt und Polizei fällt positiv aus. „Die Verkehrssituation durch die ergriffenen Maßnahmen hat sich insgesamt verbessert“, so Pressesprecherin Maresa Hilleringmann.

„Die aktuelle Verkehrslenkung, insbesondere das Einfahrtverbot in die Orionstraße von der Pallasstraße aus, zeigt Wirkung: Es gibt weniger Staus durch Begegnungsverkehr. Die Elternhaltestellen an der Pallasstraße werden gut angenommen, die an der Bahnhofstraße werden bislang nur wenig frequentiert.“

Winter 2024: Eine Schülerin wird mit dem Auto an der Lunastraße, direkt beim EBG, abgesetzt.Winter 2024: Eine Schülerin wird mit dem Auto an der Lunastraße, direkt beim EBG, abgesetzt. Die Vielzahl an Autos beim EBG sorgte für eine unübersichtliche Verkehrssituation.© Dieter Düwel

Silja Senge, seit dem neuen Schuljahr Schulleiterin des EBG, zeigt sich erfreut über das Verhalten vieler Eltern: „Die Haltebuchten an der Pallasstraße werden zu den Stoßzeiten gut angefahren. Wir haben an den Elternabenden dringend dazu geraten, die Elternhaltestellen zu nutzen. Dadurch hat sich die Situation vor dem Schuleingang an der Lunastraße etwas entspannt.“

Eher skeptisch sieht Senge die Verkehrslage mit Blick auf den bevorstehenden Herbst und Winter: „Im Sommer kommen viele Schüler mit dem Fahrrad oder mit dem E-Scooter. Wenn es morgens allerdings dunkler und kälter wird, bringen wahrscheinlich wieder mehr Eltern ihre Kinder zur Schule, oft bis zum Eingang. Warten wir mal ab.“

Anwohner fordert: Schluss mit der Einbahnstraße

Günter Moryson vor dem EBG-Gebäude an der Lunastraße.Günter Moryson vor dem EBG-Gebäude an der Lunastraße. Anstelle von Einbahnstraßen plädiert er für eine verkehrsberuhigte Zone.© Tewe Schefer

Anwohner Günter Moryson hat die Fahrzeugbewegungen in seiner Nachbarschaft genau beobachtet und sieht keinen Grund für die neue Verkehrsführung: „Meistens ist die Straße hier leer. Zwar kommt es zu Zeiten des Schulbeginns und des Unterrichtsschlusses zu leichten Staus, aber trotzdem fließt der Verkehr recht zügig aus der Straße ab.“

Seine Kritik richtet sich vor allem gegen die Sperrung der Orionstraße aus südlicher Richtung: „Wir Anwohner müssen oft ‚um den Pudding‘ fahren. Wer die Lunastraße als Ziel hat und von der B235 kommt, kann nicht mehr direkt von der Pallasstraße in die Orionstraße und dann in die Lunastraße abbiegen.“

Stattdessen muss man laut Günter Moryson in die „viel befahrene Bahnhofstraße fahren, an der Bushaltestelle vorbei, über den Zebrastreifen und kann erst dann in die Lunastraße einbiegen“.

Moryson hat einen Bürgerantrag gestellt mit der Forderung, die Einbahnstraßen-Regelung in der Luna- und Orionstraße aufzuheben und stattdessen eine verkehrsberuhigte Zone zu schaffen.

Die Verkehrssituation am Ernst-Barlach-Gymnasium wird nach Aussage von Maresa Hilleringmann weiter beobachtet: „Ordnungsamt, Schule und Polizei tauschen sich immer wieder aus.“ Eine neue Bilanz wird nach den ‚dunklen‘ Herbst- und Wintermonaten Monaten gezogen.