Schausteller erstmals auf der Wiesn
„Wenn man mit Herzblut dabei ist, dann ist der Wunsch immer da“
21.09.2025 – 20:56 UhrLesedauer: 3 Min.
Hendrik Boos: Er ist schon in der fünften Generation Schausteller – jetzt hat er erstmals einen Standplatz auf der Theresienwiese ergattert. (Quelle: Daniel Salg)
Einmal auf dem Oktoberfest stehen – das hat sich ein Schausteller aus Magdeburg lange gewünscht. Jetzt hat es geklappt, dabei ist seine Attraktion gar kein Neuling in München.
Einmal auf dem Oktoberfest dabei sein – davon träumen nicht nur Touristen, sondern auch Schausteller. Für Hendrik Boos aus Magdeburg ist dieser langgehegte Wunsch jetzt in Erfüllung gegangen. Boos betreibt gemeinsam mit seinem Bruder unter dem Namen „Gebrüder Boos“ verschiedene Fahrgeschäfte, seine Familie ist schon seit fünf Generationen in der Schaustellerbranche tätig. Jetzt hat er zum ersten Mal einen Standplatz auf der Wiesn bekommen – obwohl die Attraktion, mit der er dort steht, schon eine Oktoberfest-Tradition hat.
Boos gehört nämlich das sogenannte „Lach+Freu-Haus“. Dabei handelt es sich um ein wackelndes Haus, mit verspiegelten Gängen und sich drehenden Fässern, durch die die Besucher durchlaufen. Ursprünglich hatte das Laufgeschäft, so nennen Schausteller die Attraktion im Fachjargon, der Münchner Schaustellerfamilie Distel gehört. Seit 2006 standen die Distels damit auf der Wiesn, sagt Boos.
Dort habe er das „Lach+Freu-Haus“ auch schon als Besucher kennengelernt, die Attraktion habe ihm direkt gefallen, sagt Boos. Deshalb habe er die Distels angesprochen, um sie als Schausteller für den Weihnachtsmarkt im polnischen Breslau zu gewinnen, den er mitveranstaltet. Doch seine Vorgänger hätten damals schon aus gesundheitlichen und Altersgründen kürzertreten wollen, erklärt der 52-Jährige.
Im Jahr 2022 hat er sich dann dazu entschieden, das Haus zu kaufen. „Die Chemie zwischen uns hat gestimmt“, berichtet er. Die Vorgänger seien froh gewesen, dass sie mit ihm einen Abnehmer gefunden hätten, der ihre Attraktion in ihrem Sinne weiterführt. „Dass wir mit dem Laufgeschäft einmal selbst auf der Wiesn stehen, war damals noch eine Fantasie“, erinnert sich der 52-Jährige. Dennoch bewarb sich der Schausteller damit für die Wiesn 2023 und 2024 – vergeblich.
Das ist nicht ungewöhnlich, denn die Standplätze auf der Theresienwiese sind begehrt. Jahr für Jahr müssen sich die Betriebe darum bei der Stadt München bewerben. Insgesamt gibt es 13 Kriterien, in denen die Bewerber besser als ihre Konkurrenz sein müssen. Nur wenn sie das Ranking für sich entscheiden, bekommen sie einen Standplatz. Neben der Volksfesterfahrung werden die Bewerber beispielsweise auch in den Kategorien Tradition, Ökologie und Anziehungskraft bewertet.