Es ist wie bei allen Neubauten, und deshalb macht auch der Campus Kartause keine Ausnahme: Am Ende wirkt das Ergebnis viel größer als das Modell. Beeindruckend, was die Mitarbeitenden der Lamers in 18 Monaten im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Boden gestampft haben. Stadtsuperintendent Bernhard Seiger fand beim Richtfest dementsprechend nur lobende Worte für die Frauen und Männer vom Bau: „Ich bin beeindruckt von dem, was in dieser Zeit nach oben gewachsen ist. Wir erkennen die Arkadenbögen und den Campanile, dazu die Gebäude 1, 2, 3 und 4. Wir sind hier, um ein Stück Zukunft der Evangelischen Kirche mitten in der Stadt zu feiern, um zu beobachten, wie ein neuer Begegnungs- und Lernort entsteht.“ Wichtig sei darüber hinaus: „Wir liegen zu einhundert Prozent im Zeitplan, und wir liegen innerhalb des Budgets.“

Seiger zeigte sich dankbar, dass es auf der Baustelle bisher keine Unfälle gegeben hat. Pannen gab es natürlich. Auf die wollte der Stadtsuperintendent nicht näher eingehen. Bis auf eine: Der Kran, der den Richtkranz hochziehen sollte, war defekt. So stand er also auf Steinen, statt in lichte Höhen zu schweben. „Auch ein würdiger Ort“, befand Seiger.

Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker war zum Richtfest gekommen: „Wir feiern hier heute das Sichtbarmachen einer Vision. Und die sah ja schon als Skizze gut aus.“ Reker beschrieb den Campus als Ort des gemeinsamen Lebens und Lernens. Damit stehe er in guter Tradition zu seinen Vorgängern, dem Kartäuserkloster St. Barbara und der Melanchthon-Akademie. „Hier war schon immer Bildung verankert.“

„Bildung ist der Schlüssel zur Teilhabe“

Die evangelische Kirche gehe mit dem Campus mutig in die Zukunft. „Ich glaube, dass die Teilhabe an der Stadtgesellschaft immer wichtiger wird. Und Bildung ist der Schlüssel zur Teilhabe“, so die Oberbürgermeisterin. Der Campus sei ein Ort der Orientierung. Dort könne man den Austausch über Werte und Ideen lernen und in Diskussionen andere Perspektiven erleben. Der Campus sei mit seinen knapp 50 Wohnungen aber auch ein Ort des Wohnens. „Die Hälfte der Wohnungen ist öffentlich gefördert. Das ist auch städtebaulich ein starkes Zeichen.“ Und der Campus sei ein Ort der Begegnung. Reker nannte beispielhaft den Brunnen: „Da, wo Wasser sprudelt, fühlen sich die Menschen wohl.“

Die Oberbürgermeisterin lobte den Architekten, Kaspar Kraemer: „Sie haben die richtige Balance gefunden zwischen Offenheit und Rückzugsorten, zwischen Tradition und Moderne.“

Die Grundsteinlegung, das Richtfest und die Einweihung

Der Architekt antwortete, dass es bei einem Neubau drei Feste zu feiern gebe. Die Grundsteinlegung, das Richtfest und die Einweihung. Die Grundsteinlegung feiere die Planer, das Richtfest die Männer und Frauen vom Bau, die dafür gesorgt hätten und weiter sorgten, dass etwas Räumliches in die Welt trete. In diesem Fall in Windeseile, lobte Kraemer das Tempo der Arbeiten und deren Qualität. Es scheine ein besonderer Segen auf der Baustelle zu liegen. Und einen praktischen Nutzen gebe es allemal: „Wir machen hier aus einem Parkplatz einen für alle nutzbaren Raum.“

Dr. Martin Bock, der als Leiter der Melanchthon-Akademie auf den Campus ziehen wird, betonte den Wert der Zusammenarbeit zwischen den kirchlichen Bildungsinstitutionen wie Evangelische Familienbildungsstätte, Evangelische Jugendreferat, das Schulreferat und das Referat für Berufskollegs. Man richte sich an alle Generationen. Bildung bedeute nicht, Menschen mit Wissen zu überfrachten. Es gehe um die Vermittlung dessen, was ein gutes Leben ermögliche.

Auf Beifall stieß die Mitteilung von Julia Mauersberger, Co-Geschäftsführerin der Familienbildungsstätte, dass das Holz der Bäume, die für den Campus gefällt werden mussten, an den Ort zurückkehren: Als Hocker, etwa für den Raum der Stille.

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Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann