Universität Bremen
Neue Studie enthüllt Risikofaktoren für Gewalt gegen Frauen
21.09.2025 – 15:56 UhrLesedauer: 2 Min.
Gewalt gegen Frauen (Symbolbild): Arbeitslose und Mütter sind besonders betroffen. (Quelle: Thomas Trutschel/photothek via www.imago-images.de)
Gewalt gegen Frauen in Partnerschaften ist ein Problem aller Gesellschaftsschichten. Soziologinnen aus dem Norden haben nun herausgefunden, welche Faktoren das Gewaltrisiko erhöhen.
Die Soziologinnen Dr. Ruth Abramowski (Socium Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen) und Dr. Lara Minkus (Europa-Universität Flensburg) haben sich mit Risikofaktoren für Gewalt in Paarbeziehungen beschäftigt.
Dabei kam heraus: Armut und finanzielle Belastungen erhöhen das Risiko für Frauen, Gewalt von ihrem Partner zu erfahren. Besonders gefährdet seien arbeitslose Frauen und Mütter, heißt es.
Die Ergebnisse würden deutlich machen, dass finanzielle Abhängigkeit nicht nur ein privates Problem, sondern auch ein gesellschaftspolitisches sei. Zudem könnten Kürzungen im Sozialstaat oder fehlende Unterstützung das Risiko noch weiter erhöhen.
„Die Ergebnisse bestätigen damit, was Theorien zu Machtverhältnissen und internationale Studien bereits vermuten ließen“, sagt Dr. Ruth Abramowski.
Die neue Studie basiert auf Daten des Beziehungs- und Familienpanels pairfam. Dabei wurden Angaben von 1.667 Frauen ausgewertet, die sich seit dem vergangenen Interview von ihrem Partner getrennt haben. Elf Prozent berichteten von handgreiflichen Auseinandersetzungen. Insbesondere arbeitslose Frauen wurden Opfer von körperlicher Gewalt.
Auch Frauen mit Kindern seien besonders gefährdet. „Während Frauen ohne Kinder deutlich seltener von Gewalt berichteten, war das Risiko bei Müttern mit einem Kind etwa zehn Prozentpunkte höher“, erklärt Dr. Lara Minkus. Bei zwei oder mehr Kindern steige es sogar noch auf 13 Prozentpunkte.
Die Soziologinnen betonen auch die politischen Konsequenzen. „Gezielte finanzielle Unterstützungsangebote können Gewalt vorbeugen. Es braucht Maßnahmen, die ökonomische Abhängigkeit abbauen und Frauen echte Handlungsspielräume eröffnen“, sagt Abramowski.
Die Studie „Economic deprivation and intimate partner violence in Germany“ (Ökonomische Benachteiligung und Partnerschaftsgewalt in Deutschland) ist in der Fachzeitschrift PLOS One erschienen.