Liebe Leserin, lieber Leser,
am
Sonntag fuhr ich aus Barmbek nach Tottenhusen. Kennen Sie nicht? Ich
wette, doch – so hieß Ottensen nämlich früher. Ich war dort, um
mir den Dokumentarfilm Die
Geschichte von Ottensen
im Kino anzuschauen. Gemacht hat ihn Laura Dieckmann, die aus
Ottensen stammt und in Augsburg Geschichte studierte, aber keinerlei
filmische Ausbildung hat. Es ist ihr erster Film.
Ich
habe gelernt, dass die erste Besiedlung des Gebiets 4000 v. Chr.
wahrscheinlich an der heutigen Ottenser Hauptstraße geschah, weil
die windgeschützt lag. Dass Ottensen so spitzwinklig ist, weil man
früher entlang der (spitzwinkligen) Felder baute. Und dass Ottensen,
angetrieben durch seine Zigarrenmacher, zeitweise eine der größten
Ortsgruppen des von Ferdinand Lassalle gegründeten Allgemeinen
Deutschen Arbeitervereins stellte.
Sitzt
in Dieckmanns Film jede Kameraeinstellung? Nein. Wirken die
Animationen teilweise unbeholfen? Ja. Stören ein paar Stock-Motive
die Bildsprache? Auch das. Und wegen der Zeitsprünge muss man sich
hier und da konzentrieren, um dranzubleiben.
Aber:
Dieckmann ist ja kein Profi. Und bricht gerade deshalb mit
Sehgewohnheiten, die man sich durch Netflix und Co. antrainiert hat,
man bekommt keinen Spannungsbogen mit Wendepunkten. Dieckmann blickt
auch nicht durch irgendeine theoretische Brille auf die Ottenser
Geschichte. Der Film legt weitestgehend nüchtern die Fakten auf den
Tisch. Ich fand das recht erfrischend.
Der
Film läuft jeden Sonntag in den Zeise Kinos. Und weil der aktuelle
Teil (110 Minuten lang) vom späteren 20. Jahrhundert Ottensens nicht
sehr detailliert erzählt, plant Dieckmann schon eine Fortsetzung. Im
Abspann ist zu lesen, sie suche dafür noch etwa „Fotos
und Videos aus privaten Sammlungen (1910–2000) zu diversen
Alltagsthemen“
und als Interviewpartner „Gastarbeiter
der 60er–80er aus verschiedenen Nationen, alte Punks und
Hausbesetzer“,
ihr Kontakt ist dieckmannfilm@gmail.com.
© ZON
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Auf
dem Rückweg dachte ich, dass ich mir so einen Film über Barmbek
wohl auch anschauen würde. Sollte sich also jemand von Ihnen
inspiriert fühlen …
Ich
wünsche Ihnen einen schönen Tag!
Ihr
Yannick Ramsel
WAS HEUTE WICHTIG IST
© Georg Wendt/dpa
Bundespräsident
Frank-Walter Steinmeier hat Gläubigen in Hamburg bei einem Festakt
zum Jubiläum 500
Jahre Täuferbewegung
gratuliert. Die Täufer-Tradition der Gewaltlosigkeit, der Mündigkeit
und der Freiheit sei ein Geschenk für die Gesellschaft, sagte
Steinmeier laut Mitteilung bei dem ökumenischen Festgottesdienst in
der Christuskirche der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde
Hamburg-Altona. Ende Januar 1525 fand in Zürich die erste
täuferische Gläubigentaufe der Neuzeit statt.
Als
Beitrag zur gesamtstaatlichen Verteidigungsfähigkeit fordert die CDU
eine engere Zusammenarbeit
der Hamburger Schulen mit der Bundeswehr.
In einem Antrag der Fraktion für die Bürgerschaftssitzung am
kommenden Mittwoch wird der rot-grüne Senat aufgefordert, mit der
Bundeswehr eine formelle Kooperationsvereinbarung zur Einbindung von
Jugendoffizieren an den Schulen abzuschließen. In
Nordrhein-Westfalen und Bayern gebe es bereits
Kooperationsvereinbarungen. Der Senat hatte im Juli mitgeteilt, dass
die Schulen grundsätzlich selbst darüber entscheiden, welche
externen Akteure zu den Schülern kommen.
Das
Thalia Theater ist unter der neuen
Intendantin Sonja Anders
in die Saison gestartet. Am
Freitagabend stand dabei eine Inszenierung des Shakespeare-Stücks
Was
ihr wollt
in der Regie von Anne Lenk auf dem Programm. Durch mehrere Neuzugänge
ist das Ensemble deutlich jünger und diverser als zuvor. Sonja Anders
folgt auf Joachim Lux, der die Intendanz 16 Jahre innehatte.
In aller Kürze
• Der neue
NDR-Intendant Hendrik Lünenborg hat in einem Interview eingeräumt,
der Sender habe im Umgang
mit der umstrittenen Personalie Julia Ruhs
nicht gut kommuniziert – verteidigte aber die Trennung von der
Moderatorin •
Nach dem
warmen Wochenende
fallen die Temperaturen
in dieser Woche. Morgens erwartet der Deutsche Wetterdienst jeweils
unter zehn Grad, im Tagesverlauf soll es nicht wärmer als 20 Grad
werden •
Bei der 22. „Nacht der Kirchen“ haben am Wochenende rund
70.000 Besucher
an dem Programm aus Lesungen, Führungen und Musik teilgenommen
THEMA DES TAGES
© Gregor Fischer/dpa
Mehr Widerspenstigkeit wagen!
Die
Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie wurde in Hamburg mit einem
„Preis
für widerständiges Denken“
geehrt – und warb in der Dankesrede für mehr Trotz gegen Trump.
Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Text von ZEIT:Hamburg-Redakteur
Oskar Piegsa.
Fünfzehn
Jahre lang hatte das Harbour Front Literaturfestival bekannte
Autorinnen und Autoren für Lesungen nach Hamburg geholt. Doch
zuletzt schien ungewiss, ob es noch einmal stattfinden würde, denn
ein wichtiger Sponsor hatte sich zurückgezogen und die
Festivalleitung für das Jahr 2024 eine Pause angekündigt. Nun ist
das Harbour Front zurück – größer und kämpferischer als zuvor.
Am
Samstagnachmittag eröffnete der neue Leiter Joachim Lux, der frühere
Intendant des Thalia Theaters in Hamburg, das Festival im Großen
Saal der Elbphilharmonie. Er verkündete: Mit rund 30.000 verkauften
Tickets habe das Harbour Front bereits vor Programmbeginn seinen
bisherigen Besucherrekord übertroffen. „Damit
haben wir in Hamburg das zweitgrößte Literaturfestival in
Deutschland“,
sagte Lux. „Nach
Köln und, jetzt kommt die gute Nachricht, vor Berlin.“
Als
Motto für sein Festival gab Lux die Parole „Heiterkeit
im Widerstand“ aus.
Auf dem Festival gehe es ihm um die Begegnung mit unterschiedlichen
Perspektiven und Meinungen, darum, diese auszuhalten und miteinander
ins Gespräch zu kommen.
Welchen
Perspektiven man bei der Eröffnung begegnen konnte und wie
Chimamanda Ngozi Adichie den Bogen schlug zum Hamburger Buchhändler
Felix Jud,
lesen
Sie weiter in der ungekürzten Fassung auf zeit.de.
DER SATZ
© Camera 4/DBB
„Dieses
Jahr haben wir immer ein Kartenspiel gezockt, das heißt Arschloch.“
Der Hamburger
Basketballprofi Justus Hollatz spricht im Interview über den Gewinn
der Europameisterschaft, den
besonderen Teamgeist in der Nationalmannschaft und darüber, wie ihm
Basketball half, erwachsen zu werden. Das
ganze Interview lesen Sie hier.
DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN
Als
Kriegsreporterin war Sophia Maier in der Ukraine, in Afghanistan, in
Syrien und in Geflüchtetenlagern im Libanon unterwegs. In ihrem Buch
Herz
aus Stacheldraht
erzählt die preisgekrönte Journalistin von Begegnungen inmitten des
Leids – aber auch von Würde, Hoffnung und unerschütterlicher
Menschlichkeit. Zugleich legt Maier die blinden Flecken westlicher
Politik offen. Ihre Geschichten sind Mahnung und Aufruf zugleich:
hinzusehen, wo andere wegschauen. Moderiert wird der Abend von dem
Journalisten und Autor Hubertus Koch.
Lesung
„Herz aus Stacheldraht“ mit Sophia Maier,
24.9., Beginn 20 Uhr, Nachtasyl, Alstertor 1, Tickets
online
MEINE STADT
„Radisson – Orange“ – Dammtor morgens um 7 Uhr © Olaf Mordhorst
HAMBURGER SCHNACK
Im
Flixtrain von Hamburg nach Düsseldorf. Die Zugführerin begrüßt
die zugestiegenen Fahrgäste mit den üblichen Hinweisen und ergänzt:
„Darüber hinaus stehen wir Ihnen gerne für Fragen zur Verfügung –
aber nur für solche, die den Zug betreffen. Denn alles andere wissen
wir auch nicht.“
Gehört
von Claudia Löpchens
Das war
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