Das bayerische Lebensmotto lautet ja gemeinhin „Leben und leben lassen“ und wo könnte man das besser beobachten als auf dem Oktoberfest: Hier findet der Trachten- und Schützenumzug zeitgleich mit dem „Rosa Sonntag“ statt, dem Treffen der queeren Community im Bräurosl. Und nein, diese zwei Welten, Tradition und Moderne, die existieren hier nicht nur parallel zueinander, sie treffen auch aufeinander, haben Schnittmengen. 

Bestes Beispiel Christian IV., seines Zeichens Prinz von Münchens ältestem Faschingsverein Narhalla. Der ist nämlich nicht nur Prinz und beim Umzug mitgelaufen, sondern auch Fördermitglied beim Verein United Queens of Munich. Selbst Drag macht er zwar nicht, die Maikönigin und Münchner Drag Queen Susi Sendling kennt er trotzdem. Und gerade haben sich die beiden auf dem Festgelände getroffen.

Maikönigin Susi wiederum ist mit Timmy, Andy und Stefan unterwegs, die sich alle drei für die Fetisch-Community stark machen als: Mister Fetish NRW, Bavarian Mister Fetish und Mister Fetish Germany. Sie sind – anders als das Prinzenpaar – nicht in Tracht, sondern in Lack und Leder unterwegs. Denn Sichtbarkeit, das betont Timmy, sei wichtig, überall und immer, aber auch heute und hier auf dem Oktoberfest. Wie das ankommt? Bislang seien die Erfahrungen durchweg positiv, viele würden nach Fotos fragen.

Ob der Abend für sie alle jetzt gemeinsam noch weitergeht? Maikönigin Susi und die drei Männer wollen auf jeden Fall nach ihrer kurzen Verschnaufpause zurück ins Zelt, und ja, das Prinzenpaar hätte auch Lust, mitzukommen. Warum auch nicht? Der Rosa Sonntag in der Bräurosl ist schließlich nicht ohne Grund legendär. 

Übrigens: Für alle, die es heute nicht dorthin schaffen, um mitzufeiern, gibt es seit diesem Jahr morgen noch mal die Chance. Die Bräurosl hat nämlich aufgrund der großen Nachfrage heuer den Rosl Montag ausgerufen, um 15 Uhr geht’s los. (Welt)Offen, das kann München eben, vor allem zur Wiesn.