Der Publizist Michel Friedman ist offenbar auf Weisung der Stadt von einer geplanten Veranstaltung in Klütz wieder ausgeladen worden. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, sollte Friedman im Oktober 2026 im dortigen Literaturhaus „Uwe Johnson“ anlässlich des 120. Geburtstags von Hannah Arendt über Demokratie sprechen. 

Doch der neue Leiter des Hauses, Oliver Hintz, habe die Einladung auf Weisung des Bürgermeisters zurückziehen müssen, berichtet die Zeitung. Begründet worden sei dies unter anderem mit der Sorge vor Protesten durch rechte Gruppen

Hintz hatte die Absage laut FAZ in einer Pressemitteilung öffentlich gemacht. Besonders irritierte ihn demnach, dass ausgerechnet eine Veranstaltung zu Ehren Arendts – die eng mit Uwe Johnson befreundet war – aus Angst vor rechtsextremen Reaktionen eingeschränkt werde. Der Vorfall werfe die Frage auf, wie wehrhaft die Demokratie in Regionen sei, in denen rechte Netzwerke sichtbar erstarken würden.

Auslöser des Streits war nach Angaben von Hintz gegenüber der FAZ eine langjährige Mitarbeiterin des Literaturhauses. Sie habe ihm mitgeteilt, solange sie dort tätig sei, werde es keine Lesung mit Friedman geben. Als Hintz an der Einladung festhielt, habe sich die Mitarbeiterin an die Stadtpolitik gewandt. Schließlich habe der Bürgermeister ihn angewiesen, Friedman wieder auszuladen.

AfD erzielte bei Bundestagswahl fast 40 Prozent

Die AfD ist zwar nicht in der Stadtvertretung des mecklenburgischen Klütz vertreten, erreichte bei der Bundestagswahl dort jedoch fast 40 Prozent der Stimmen. Tonangebend in der Kommunalpolitik ist die Unabhängige Wählergemeinschaft um Bürgermeister Jürgen Mevius. Auf Anfrage der Lübecker Nachrichten wollte dieser den Vorgang nicht kommentieren. „Die derzeitigen Differenzen im und um das Literaturhaus ‚Uwe Johnson‘ sind interner Natur und werden ausschließlich intern besprochen und
gelöst“, wird Mevius von der Zeitung zitiert.

© Lea Dohle

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Neben der Furcht vor Protesten hieß es nach Angaben von Hintz zudem, Friedmans Auftreten passe nicht zu Klütz. Laut FAZ wollte Friedman mit einem Fahrdienst zur Veranstaltung kommen und in einem Hotel in Hamburg übernachten. Dass Spesen und das deutlich reduzierte Honorar demnach vollständig von privaten Geldgebern übernommen worden wären, spielte für die Entscheidungsträger offenbar keine Rolle.

Friedman selbst reagierte in der FAZ zurückhaltend. Er habe bislang nur wenige Informationen über die Absage erhalten, betonte aber, weiterhin an Auftritten in Ostdeutschland interessiert zu sein – auch wenn die Nachfrage dort geringer sei. „Ich bin bereit, aufdringlich zu sein“, sagte der Publizist.

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