Mit Defensivkunst hat Dynamo Dresden diese Saison bei schon elf Gegentoren in sechs Partien und keinem Spiel zu null nicht gerade geglänzt. In Unterzahl gegen das Topteam von Hannover 96 ging Trainer Thomas Stamm deshalb komplett auf Nummer sicher …
Nach der Roten Karte gegen Vinko Sapina wechselte der Schweizer in der 69. Minute mit Claudio Kammerknecht und Lars Bünning zwei weitere Abwehrleute für Jakob Lemmer und Niklas Hauptmann ein. Die beiden sollten jeweils die Außen dicht machen.
Dynamo hatte ab sofort eine Fünferkette mit fünf Innenverteidigern. Im Zentrum räumten Lukas Boeder, Aljaz Casar und Julian Pauli ab. Davor waren die als Außenverteidiger gestarteten Sascha Risch und Konrad Faber plötzlich die „offensiven“ Flügelspieler.
Julian Pauli (re.) verteidigte für Dynamo Dresden bis kurz vor Schluss mit Krämpfen
Foto: IMAGO/Jan Huebner
Heißt: Im ultradefensiven 5-3-1 wurde Beton der feinsten Sorte angerührt.
Stamm: „Ob das System immer so sichtbar war, weiß ich nicht. Es kann auch sein, dass es wie ein 5-4-0 ausschaute.“
Verrückt: Der Coach hatte sogar die Gedankenspiele im Kopf, die einzige nominelle Offensivkraft mit Stürmer Stefan Kutschke (davor Christoph Daferner) komplett aufzugeben.
Er erklärte: „Wir haben überlegt, Konrad Faber ganz vorn reinzupacken oder Dominik Kother statt Stefan zu bringen. Dann hätten wir nicht mit einem Stoßstürmer, sondern mit einem schnellen Mann vorn drin gespielt. Wir haben uns dann dagegen entschieden, weil Hannover bei Standardsituationen sehr stark ist und wir daher Größe nachlegen wollten.“
Security-Service Stamm – Dynamo entdeckt die Türsteher-Taktik!
Stamm schmeißt seine Prinzipien über Bord
Denn der Dynamo-Trainer steht eigentlich für mutigen Offensiv-Fußball mit viel Ballbesitz. Doch jetzt bewies er nochmals und spätestens diesmal allen, dass er für den Erfolg jedes Mittel wählt und auch anders kann.
Sicherheitsexperte Stamm: „Dass du gegen so einen spielstarken Gegner in Unterzahl tief in den Block musst, ist völlig normal. Auch wenn wir das nicht so oft tun, haben wir es diesmal sehr, sehr gut gemacht.“
Stefan Kutschke verteidigte als alleinige Spitze teils weit hinten mit, feuerte dazu seine Defensive an
Foto: Marco Steinbrenner/DeFodi Images
Seine Spieler setzten die Pläne zur Abwehrschlacht energisch um, litten auf dem Platz.
„Hannover steht nicht zu Unrecht oben, ist sehr gut am Ball. Da mussten wir umstellen“, meinte Julian Pauli (20) hinterher und ergänzte: „Es war definitiv ein gewonnener Punkt, auch richtig anstrengend bei der Hitze. Das zeichnet uns aber aus, wie wir uns reingeschmissen haben.“
Konrad Faber (27): „Wir haben es nach den unnötigen späten Gegentoren gegen Schalke und Elversberg jedem und uns selbst gezeigt, dass wir den Kasten auch einfach mal sauber halten können. Wenn wir vorn bei unseren Chancen noch ein Tor gemacht hätten, wäre das Stadion eingekracht.“
Möglich, dass die Türsteher-Taktik im Abstiegskampf noch öfter nötig wird.
Denn Dynamo Dresden braucht gerade als Aufsteiger und mit dem in den Augen vieler Experten eher mäßig zweitligatauglichen Kader viel Einfallsreichtum …