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Russlands Präsident Putin hat eine verlängerte Einhaltung des Anfang kommenden Jahres auslaufenden Atomwaffen-Kontrollvertrags „New START“ angeboten. Der UN-Sicherheitsrat kommt zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.
Die wichtigsten Meldungen im Überblick:
16:48 Uhr
Baerbock: Stunden fühlen sich düster an
Die neue Präsidentin der UN-Vollversammlung, Ex-Außenministerin Annalena Baerbock, sieht die Welt an einem Scheideweg – ähnlich wie bei der Gründung der UN nach den Gräueln des Zweiten Weltkrieges. „Heute fühlen sich die Stunden tatsächlich wieder düster an“, sagte Baerbock anlässlich des 80-jährigen Bestehens der UN. Als Beispiel nannte sie auch den Krieg gegen die Ukraine. Deshalb gehe es an diesem Tag nicht ums Feiern, sondern darum, „den Mut zu fassen, erneut Hoffnung statt Resignation zu finden“. Es brauche Dialog und Diplomatie, um die Probleme der Gegenwart zu lösen.
15:22 Uhr
Tusk will Flugobjekte auch abschießen lassen
Polen wird nach Angaben von Regierungschef Donald Tusk resolut auf Verletzungen seines Luftraums reagieren. Die Regierung sei bereit, Flugobjekte abzuschießen, die in polnisches Territorium eindringen und eine Bedrohung darstellen könnten, sagte Tusk polnischen Medienberichten zufolge auf einer Pressekonferenz in Sierakowice.
Anders verhalte sich die Lage in weniger eindeutigen Situationen. Dann müsse man vorsichtiger vorgehen und zweimal überlegen, bevor man eine Entscheidung treffe, die zu einer ernsthaften Eskalation des Konflikts führen könnte, sagte Tusk. Er verwies auf den Vorfall am Freitag, bei dem sich zwei russische Kampfjets im Tiefflug einer polnischen Bohrinsel in der Ostsee näherten, ohne die polnische Staatsgrenze zu verletzen.
15:01 Uhr
Steinmeier: Papst kann wichtiger Vermittler
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht in Papst Leo XIV. und dem Vatikan einen wichtigen Vermittler in internationalen Krisen. Weltweit gebe es nur noch wenige Größen, die solchen Einfluss auf Konfliktparteien hätten, sagte Steinmeier nach einer Privataudienz. „Wir können gar nicht darauf verzichten, wenn der Papst und der Vatikan hier seine Hilfe anbietet.“
Papst Leo XIV. hatte im Sommer wiederholt die Bereitschaft geäußert, Vertreter Russlands und der Ukraine zu Verhandlungen im Vatikan zu empfangen. Steinmeier berichtete, er habe den Papst sehr ermutigt, an dieser Rolle festzuhalten. „Ich glaube, wir dürfen gar keinen Zweifel daran haben, dass der Papst bereit ist, sein Gewicht in die Waagschale zu werfen. Aber er teilt die Analyse, dass bisher und zum gegenwärtigen Zeitpunkt von russischer Seite aus keinerlei Bereitschaft zum Gespräch besteht“, sagte der Bundespräsident.
Bundespräsident Steinmeier hat Papst Leo XIV. im Vatikan besucht.
14:17 Uhr
Russland bietet verlängerte Einhaltung von „New START-Vertrag“ an
Der russische Präsident Wladimir Putin bietet eine verlängerte Einhaltung des „New START-Vertrages“ an. Es handelt sich dabei um das letzte noch bestehende Rüstungskontrollabkommen zwischen Russland und den USA. Der Vertrag beschränkt die Zahl der einsatzbereiten Atomsprengköpfe in den USA und Russland auf je maximal 1550. Im Februar 2026 läuft das Abkommen aus.
Bei einem Treffen mit Mitgliedern des russischen Sicherheitsrats sagte Putin, Russland erwarte von den USA, dass sie dem Beispiel Moskaus folgen und sich ebenfalls an die Beschränkungen des Vertrags halten würden. Putin warnte, das Ende des Abkommens werde negative Folgen für die globale Stabilität haben.
11:00 Uhr
Wadephul: „Der russische Revanchismus ist ungebrochen“
Bundesaußenminister Johann Wadephul setzt auf eine breite Solidarität mit Estland im UN-Sicherheitsrat wegen der Verletzung des estnischen Luftraums durch russische Kampfjets. In einer von Estland beantragten Dringlichkeitssitzung wolle man klarmachen, dass solche Aktionen Russlands nicht akzeptabel seien und „dass es Folgen haben wird, wenn es weitere Verstöße gibt“, sagte Wadephul in Berlin vor dem Abflug zur UN-Generaldebatte nach New York.
Wadephul hofft nach eigenen Worten, dass eine große Zahl von Mitgliedern des Sicherheitsrates an der Seite Estlands stehen wird. „Der russische Revanchismus ist ungebrochen. Und wir müssen ihm die Stärke des Rechts entgegensetzen“, betonte der deutsche Außenminister.
Bundesaußenminister Wadephul wirbt um Solidarität mit Estland.
10:16 Uhr
Drei Tote bei Angriff auf Saporischschja
Bei russischen Angriffen auf die Stadt Saporischschja im Südosten der Ukraine wurden nach Angaben des Militärgouverneurs Iwan Fedorow drei Menschen getötet und zwei weitere verletzt. „Der Morgen in Saporischschja hat mit Explosionen und Bränden begonnen“, schrieb Fedorow bei Telegram. Der Angriff habe fast 40 Minuten gedauert und es habe mindestens zehn Treffer in verschiedenen Stadtteilen gegeben. Keines der Objekte habe etwas mit militärischer Infrastruktur zu tun. Es seien unter anderem 15 Apartmenthäuser beschädigt worden.
Je einen Verletzten gab es nach Behördenangaben in Sumy und in der Region Kiew. Moskaus Militär attackierte die Ukraine der Luftwaffe zufolge in der Nacht mit 141 Kampfdrohnen. Davon seien 132 abgewehrt worden. Demnach gab es neun Einschläge. Außerdem habe Russland einen Luftangriff auf die Infrastruktur der Stadt Saporischschja geführt und dabei auch Gleitbomben eingesetzt.
Der Angriff in Saporischschja hat auch Wohnhäuser getroffen.
09:53 Uhr
Laut Moskau mehrere Todesopfer auf der Krim
Russland meldet drei Tote nach ukrainischen Drohnenangriffen auf die von Russland besetzte Halbinsel Krim. Dabei seien unter anderem ein Sanatorium sowie ein Schulgebäude in der Ortschaft Foros am Südufer der Krim getroffen worden, teilte der von Moskau eingesetzte Gouverneur Sergej Aksjonow nach Angaben der Agentur Tass mit.
Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge wurden drei Menschen getötet und 16 weitere verletzt. Kurz darauf wurde über der Hafenstadt Sewastopol Luftalarm ausgelöst. Bürgermeister Michail Raswoschajew rief die Bewohner auf, sich in Sicherheit zu bringen. Die Flugabwehr trat in Aktion und schoss über dem Hafen drei unbemannte Flugkörper ab, wie Tass berichtete.
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
08:47 Uhr
Selenskyj erwartet Gespräche in New York
Mit Blick auf die bevorstehende UN-Generalversammlung in New York sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache: „Wir können viel erreichen, wenn unsere Partner uns zuhören und Vorschläge unterstützen, die wirklich zum Ende des Krieges beitragen.“ Bei dem Treffen in New York seien zwei Dutzend Treffen mit Staats- und Regierungschefs aus aller Welt vorgesehen. Nach Selenskyjs Worten ist auch ein Treffen mit US-Präsident Donald Trump geplant. Ein konkretes Datum nannte er jedoch nicht.
Die Generaldebatte der UN-Vollversammlung beginnt am Dienstag. Zu dem größten diplomatischen Ereignis der Welt werden über mehrere Tage über 140 Staats- und Regierungschefs erwartet.
Selenskyj sagte, es sei wichtig, dass diese Woche die Entschlossenheit zum Handeln vermittele. Er hob das neueste geplante Sanktionspaket der EU gegen Russland hervor, mit dem der Druck auf die russische Schatten-Ölflotte und generell den Handel mit russischen Energieressourcen erhöht werden soll, um Moskaus „Kriegskasse“ anzugreifen. Die EU-Kommission hat am Freitag neue Sanktionen gegen Russland wegen dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeschlagen.
08:01 Uhr
Wegen der Verletzung des estnischen Luftraums durch russische Kampfjets kommt der UN-Sicherheitsrat heute zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Der EU- und NATO-Staat Estland hatte das Treffen beantragt – es soll dem estnischen Außenministerium zufolge um 10.00 Uhr Ortszeit (16.00 Uhr MESZ) stattfinden. Es sei das erste Mal, dass das Land eine Dringlichkeitssitzung des Gremiums beantragt habe. Russland kann wegen seines Veto-Rechts im Sicherheitsrat allerdings jegliche Entschlüsse blockieren.
Nach estnischen Angaben waren drei russische Kampfjets etwa zwölf Minuten lang in den Luftraum des baltischen Landes eingedrungen. Russland bestritt diese Darstellung. Auch die NATO-Länder sollen Anfang der Woche zu Beratungen wegen des Vorfalls zusammenkommen.