Berlin – In Berlin gibt es viele große Gebäude, die keiner mehr braucht und die deshalb kaum oder gar nicht genutzt werden. Sie stehen unter Denkmalschutz, deshalb kann man sie nicht umbauen oder der Umbau wird zu teuer.
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Die ehemaligen Flughäfen Tegel und Tempelhof gehören dazu, auch der Teufelsberg mit seinen Radarkuppeln und das ICC – um nur die berühmtesten Beispiele zu nennen.
Im Südwesten an der Schloßstraße steht noch eine solche Ruine – der „Bierpinsel“. Es ist ein turmartiges Gebäude, das wie eine eckige Kugel auf einem schmalen Schaft steht. Es wurde 1976 als Restaurant eröffnet und 2010 endgültig geschlossen.
Seitdem verfällt das Gebäude rapide. Und nicht nur das Gebäude selbst, sondern auch die Tiburtiusbrücke, die am Bierpinsel über die Schloßstraße zur Autobahn (A103) führt. Die Brücke ist seit Montag gesperrt und wird notdürftig repariert. Das wird den schlechten Gesamtzustand des Bauwerkes wenig ändern.
Unter der Brücke und an der Treppe zum Bierpinsel herrschen unerträgliche Zustände. Das Ensemble war und ist ein Schandfleck auf der Schloßstraße, man möchte dort nicht zu Fuß gehen und sich dort auch nicht aufhalten.
Und da es nicht besser wird, wird es vielleicht keine andere Lösung geben, als den Pinsel und Brücke einfach abzureißen. Aber auch das ist nicht einfach, denn beide wurden 2017 unter Denkmalschutz gestellt. Diese Entscheidung war der Fehler.
Warum? Das ist schnell erzählt: Vor vier Jahren erwarb der Berliner Unternehmer Götz Fluck den Bierpinsel. Er liebe das Gebäude, sagte er, denn er „habe hier als Student rauschende Feste gefeiert.“
Götz Fluck hatte große Pläne: Im Erdgeschoss wollte er Räume für die Freie Universität schaffen, in den mittleren Etagen Büros und auf der Dachterrasse Platz für Gastronomie. 2023 sollte der Umbau beginnen.
Doch Fluck scheiterte an den Denkmalschützern. Die möchten die knallrote Fassade von 1976 wieder herstellen, Fluck will die Fassade begrünen. Erst in diesem Jahr konnte er nach langen Verhandlungen schließlich die Bauanträge einreichen und wartet nun auf die Genehmigung.
Werden sie genehmigt? Das Bezirksamt sollte ehrlich sein und den Unternehmer entschädigen, wenn er wieder jahrelang warten muss. Das hält doch niemand durch. Da verliert man die Lust. 15 Jahre steht der Bierpinsel leer. Was soll denn das?
Der Denkmalschutz ist die Hölle auf Erden, sagen die Investoren – und zu Recht. Diese Behörde entscheidet wie der Kaiser von China und macht unendlich viele Projekte unmöglich.
Davon kann übrigens auch die BVG ein Liedchen singen: 2016 begann die Sanierung des U-Bahnhofs Schloßstraße. Ein Jahr später wurde der Bahnhof gemeinsam mit dem Bierpinsel und der Tiburtiusbrücke unter Denkmalschutz gestellt. Damit waren die Pläne für den Einbau eines Fahrstuhls null und nichtig.
Seitdem ruhen die Arbeiten. Seit acht (!) Jahren ist der Bahnhof eine Baustelle, auf der nicht gearbeitet wird. Und das soll so bleiben: Der zuständige Verkehrsstaatssekretär Arne Herz (CDU) dazu: „Die Inbetriebnahme des Aufzuges ist in den 2030er-Jahren vorgesehen.“
Sie sagen jetzt: Das glaube ich nicht! Doch, es ist wahr.
Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de