
Stand: 22.09.2025 17:21 Uhr
Michel Friedman sollte im mecklenburgischen Klütz über Demokratie sprechen. Doch nun sagten die Veranstalter den Auftritt ab – wohl aus Angst vor rechten Protesten. Friedman reagierte empört.
Erst Ende August war Michel Friedmans Buch „Mensch!“ erschienen. Es trägt den Untertitel „Liebeserklärung eines Verzweifelten“. Als Sohn von Holocaust-Überlebenden ist er ein energischer Kämpfer für die Demokratie. In dem Buch warnt er vor Populismus, rechtsextremer Gewalt und gesellschaftlicher Gleichgültigkeit.
Absage der Veranstaltung mit Friedman
Mit seinem Buch, seinen Vorträgen und Diskussionsrunden ist er ein gern gesehener Gast – eigentlich. Denn wie Michel Friedman entsprechende Medienberichte bestätigte, sagte die Stadt Klütz in Mecklenburg-Vorpommern eine Veranstaltung mit ihm ab. Im Oktober kommenden Jahres sollte er dort im Literaturhaus Uwe Johnson anlässlich des 120. Geburtstages von Hannah Arendt über Demokratie sprechen.

Friedmans „Liebeserklärung eines verzweifelten Demokraten“ ist eine Verteidigungsschrift für Demokratie und Menschenrechte.
Die Begründung der Stadt lautete, es könne zu rechten Demonstrationen kommen und es sei mit erheblichen Gegendemonstrationen zu rechnen. Eine Anfrage des NDR für eine Stellungnahme des Bürgermeisters blieb bislang unbeantwortet.
Oliver Hintz, der das Uwe Johnson Haus leitet, hätte sehr gern an der Einladung festgehalten. Da ihm aber laut eigenen Aussagen mit beruflichen Konsequenzen gedroht wurde, zog er sie im Auftrag der Stadt zurück und machte diesen Vorgang dann öffentlich.
Friedman nennt Vorgang „peinliche Heuchelei“
Michel Friedman selbst hat im Interview mit NDR Kultur den Vorgang scharf kritisiert und griff damit den Bürgermeister von Klütz an. Es sei eine „peinliche Heuchelei“, dass der Bürgermeister behaupte, zu seinem (Friedmans) Schutz zu handeln und ihn deshalb auszuladen, anstatt eine Kulturveranstaltung vor Anti-Demokraten polizeilich zu schützen.
Streit mit Literaturhaus-Mitarbeiterin soll Auslöser sein
Hintergrund ist laut dem Zeitungsartikel ein Streit zwischen Hintz und einer Mitarbeiterin des Literaturhauses. Sie hatte wohl gesagt, dass es keine Lesung mit Friedman gebe, solange sie dort arbeite. Hintz aber habe an der Einladung festgehalten.
Daraufhin habe sich die Frau an die Stadt gewandt. Amtierender Bürgermeister ist Jürgen Mevius von der Unabhängigen Wählergemeinschaft UWG. Von dort und vom Literaturhaus liegen bislang keine Stellungnahmen vor.
Video:
Publizist, Jurist und Moderator Michel Friedman (20 Min)

Friedmans „Liebeserklärung eines verzweifelten Demokraten“ ist eine Verteidigungsschrift für Demokratie und Menschenrechte.

Der Philosoph und Publizist hat die Veranstaltung zusammen mit Igor Levit initiiert.

In seinem neuen Buch „Mensch“ warnt er vor Populismus, rechtsextremer Gewalt und gesellschaftlicher Gleichgültigkeit.

Beim Auftakt in der Regionalbibliothek Neubrandenburg ist die Preisträgerin vom vergangenen Jahr Iris Wolf zu Gast.

Nach der NS-Zeit analysierte die Politologin die Wirkung totalitärer Herrschaft und löste kontroverse Debatten aus.