Eine »erste Spurensuche in Sachsen« zu den »vielfältigen Formen von gruppenbezogener Nichtanpassung an das nationalsozialistische System« stellt die Ausstellung »Freiheit Kontra Hitlerjugend« dar. Bis zum 28. September kann sie im Westkreuz/Heilandskirche angesehen werden. Am Mittwoch um 20 Uhr spricht dort der Mitorganisator Sascha Lange über »Die Leipziger Meuten – Jugendopposition im Nationalsozialismus«.

Als die Wanderausstellung erstmals 2017 zu sehen war, ging es darum, die bis dato kaum bekannten Jugendgruppen aus Sachsen ins öffentliche Bewusstsein zu holen. Gruppen von Jugendlichen, die »zwischen 1933 und 1945 gegen die Nationalsozialisten aufbegehrten.«

Wobei unterschieden werden muss, welches Wissen beispielsweise über Zeitzeuginnen und Zeitzeugen vor 1989 existierte und im Zuge der Umbenennungen von Straßen und Plätzen danach nicht mehr sichtbar war und ist. Und Wissen, das zu den Leipziger Meuten in der Stadt selbst kaum bekannt war, weil sie auch nicht so richtig in die nach 1990 einsetzende Glorifizierung des bürgerlich-nationalen Widerstandes (siehe Carl Goerdeler) passten.

Die Ausstellung erzählt auf 12 Tafeln exemplarisch von der sächsischen Jugend unterm Hakenkreuz. Auf ihnen finden sich jeweils eine kurze Beschreibung der Gruppe, Fotografien, Flugblätter oder Polizeiakten. Beschrieben wird die Hitlerjugend, die sozialdemokratische und kommunistische Arbeiterjugend, die Bündische Jugend, die Evangelische Jugend, die Jüdischen Pfadfinder, die Swingjugend, die Leipziger Meuten, die Broadway Gangster, der Dresdner Mob und die Kletterklubs. Eine Tafel zeigt Berichte von Übergriffen auf Nationalsozialisten in Sachsen. Dabei fällt die Überzahl an Jungen und Männer auf. Mädchen, so ist zu lesen, tauchten in Gerichtsakten und Berichten eher nicht in der aktiven Rolle auf. »Über die spezifische Rolle weiblicher Mitglieder ist häufig weniger zu erfahren, als es ihrer tatsächlichen Bedeutung entspricht.«

Und spätestens da zeigt sich anhand der Tafeltexte, dass sich seit der Entstehung der Ausstellung bis heute einiges in Sachen Erinnerungskultur und Jugendopposition in Sachsen zu Zeiten des Nationalsozialismus getan hat.

Mit der Einweihung des Meutendenkmals auf dem Lindenauer Markt Ende April existiert heute ein Ort, der den Jugendlichen aus der Vergangenheit ebenso gedenkt wie auch Bezüge zu Ungerechtigkeiten in der Gegenwart über die in Steinen eingelassenen Textbänder herstellt.

Auch die zunehmend wieder bekanntwerdende Lebensgeschichte von Gerta Pohorylle (später Gerda Taro) leistet einen Beitrag, dass Widerstand von jungen Frauen ins öffentliche Bewusstsein gelangt, neben all den noch oder wieder vergessenen Geschichten des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus.

> »Freiheit kontra Hitlerjugend. Jugendgruppen in Sachsen 1933-1945«: bis 28.9., Westkreuz/ Heilandskirche, Weißenfelser Str. 16, 04229 Leipzig, Mo-Fr 10-18 Uhr

> »Die Leipziger Meuten – Jugendopposition im Nationalsozialismus«, Vortrag von Sascha Lange am 24.9., 20 Uhr

freiheitkontrahitlerjugend.wordpress.com