„Aus vielen guten Gesprächen und kreativen Ideen ist ein Projekt entstanden, das es in Nürnberg so noch nicht gab. Weniger Verkehrslärm, dafür mehr Aufenthaltsqualität; das kann ein Zukunftsmodell sein“, sagt Nürnbergs Bürgermeister Christian Vogel (SPD). Der Stadtrat hat quer über alle Fraktionen beschlossen, das Verkehrsprojekt im Stadtteil Gostenhof auszuprobieren. Mit 70.000 Euro unterstützt die Stadt nun das Projekt.

Parkbänke statt Parkplätze

Seit über einem Monat gibt es jetzt den Superblock in Gostenhof. Zu Beginn der Sommerferien sperrte die Stadt Nürnberg die Durchfahrt an vier Stellen. Außerdem wurden vier neue Fußgängerzonen eingerichtet. Bürger aus dem Stadtteil haben dort Pflanzkübel mit Bäumen aufgestellt. Die haben sie selbst gebaut. Wo früher Parkplätze waren, stellen die Superblock-Aktivisten zudem Bänke auf. Und in einer Gemeinschaftsaktion an einem Wochenende bemalten sie den Asphalt in den Fußgängerzonen bunt.

Das Projekt ist zunächst auf ein Jahr begrenzt und wird von Bürgerinitiativen begleitet, bevor es evaluiert und über dessen Fortführung entschieden wird. Ziel ist es, Lärm und Luftverschmutzung zu reduzieren und sichere und kinderfreundliche Räume zu schaffen. Erfahrungen aus anderen Städten wie Barcelona zeigen, dass Superblocks das soziale Miteinander fördern und die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum steigern können.

„Tischtennisgeräusche in der Wohnung“

Aber es gibt auch Kritik: Oliver Löblein lebt seit vielen Jahren im Stadtteil. Seine Begeisterung an dem Superblock hält sich in Grenzen. Er beklagt, dass vor seiner Haustür eine Tischtennisplatte aufgestellt wurde. „Wenn man dann an schönen Tagen fünf, sechs, sieben Stunden auch teilweise in der Nacht und der Nachtruhe Tischtennisgeräusche hat in der eigenen Wohnung, das ist nicht sehr positiv“, sagt Löblein.

Auch Anne Meyer hat ein Plakat gebastelt. „Stopp den Superblock“ steht darauf. Sie sammelt Unterschriften gegen das Projekt. Ihre Kritik: Die sowieso schon knappen Parkplätze im Stadtteil seien noch weniger geworden und wegen der Straßensperren komme es zu einem Verkehrschaos.

Top-Thema Parken

Frank Jülich ist der Leiter des Nürnberger Verkehrsplanungsamts. Er sagt, der Kampf um den knappen Platz in der dichtbebauten Stadt bestimme die Diskussion. Das sei nicht nur in Nürnberg so. Auch in anderen Städten, in denen Superblocks eingerichtet wurden, sei es darüber zu Konflikten gekommen. „Veränderung im öffentlichen Raum heißt immer, ich muss mich persönlich umstellen. Das heißt als erstes, wo bleibt mein Parkplatz. Das Thema Parken ist erst einmal das Top-Thema“, sagt Jülich.

Der Verkehrsplaner lobt das Engagement der Bürger. Jülich sagt: „Ich habe ein ganz gutes Gefühl für dieses Jahr Probephase.“