G9-Wechsel an Gymnasien in Bochum
An den Bochumer Gymnasien wird es ab dem nächsten Schuljahr eine Jahrgangsstufe mehr geben. 2019 sind alle zehn Gymnasien in Bochum zu G9 zurückgekehrt. Das heißt, dass in neun statt wie vorher in acht Jahren das Gymnasium abgeschlossen wird. Ein Jahr vor dem Wechsel sind die Stadt Bochum und die Bezirksregierung auf Radio Bochum Nachfrage positiv gestimmt, was mögliche Auswirkungen betrifft. Laut der Stadt Bochum wird es keinen Platzmangel an den Gymnasien geben. Die Bezirksregierung versichert, ab 2026 ausreichend Lehrkräfte an den Bochumer Gymnasien zur Verfügung zu stellen. Das Schulministerium habe dafür sogenannte „Vorgriffsstellen“ eingeführt. Die Lehrkräfte sind aktuell noch an anderen Schulformen angestellt.
Ella Wellen, Berke Bektas mit Jahrgangsstufenleiter der Q2 Oliver Kröger vor dem Märkischen Gymnasium Wattenscheid.© Charlotte Golde
Ella Wellen, Berke Bektas mit Jahrgangsstufenleiter der Q2 Oliver Kröger vor dem Märkischen Gymnasium Wattenscheid.
© Charlotte GoldeEine Bündelungsschule in Bochum
Das Märkische Gymnasium Wattenscheid ist die einzige sogenannte Bündelungsschule in Bochum. Landesweit gibt es rund 100 Bündelungsschulen. Durch den Wechsel zu G9 gibt es im Prinzip in diesem Schuljahr keinen Abiturjahrgang. Schülerinnen und Schüler, die einen Jahrgang wiederholen müssen, ein Auslandsjahr gemacht haben oder aus anderen Schulformen wie zum Beispiel Realschulen kommen, können am Märkischen Gymnasium Wattenscheid ihren Abschluss machen. In der Bündelstufe am Märkischen Gymnasium sind 71 Schülerinnen und Schüler. Sie sind die Einzigen, die in Bochum in diesem Schuljahr ihr Abitur an einem Gymnasium machen. Ella Wellen und Berke Bektas, Schüler:innen der Qualifikationsphase 2, sind Teil dieser Bündelungsstufe. Sie haben uns im Interview erzählt, dass sie beide ihren Sonderstatus nutzen möchten, um nach dem Abitur direkt ein Studium anzufangen. Doch gerade der Anfang in der Bündelungsstufe war für die beiden schwer – neue Schule, neue Lehrkräfte und neue Mitschülerinnen und Mitschüler. Dadurch, dass es vorher keine „Stammschüler“ in der Stufe gab und alle in der Einführungsphase gestartet sind, mussten sie erstmal einen Stufenzusammenhalt bilden.
„Jetzt sind wir in einer Sammelstufe mit ganz verschiedenen Schülerinnen und Schülern von Realschulen aus Bochum und Wattenscheid – Wir sind ganz bunt zusammengewürfelt.“ – Stufensprecherin der Q2 und stellvertretende Schülersprecherin Ella Wellen
Bewerbungen in Bochum bleiben aus
Der ausbleibende Abiturjahrgang in diesem Schuljahr wird auch Auswirkungen auf die Zahlen der Bewerbenden für Studium und Ausbildung haben. Die Ruhr-Universität Bochum und die Agentur für Arbeit Bochum rechnen im nächsten Jahr mit weniger Bewerberinnen und Bewerbern. Laut Jens Wylkop von der Hochschulkommunikation der RUB werde es im Wintersemester 2026/27 leichter werden, einen Studienplatz zu bekommen. Durch die geringere Nachfrage werde in den Studiengängen der Numerus Clausus, also die Zulassungsbeschränkung, automatisch abgeschwächt. Zusätzlich hat die Universität in vier Studiengängen den NC gestrichen: Sozialwissenschaft, Sales Engineering and Product Management, Gender Studies sowie International Gender Studies. Die Bundesagentur für Arbeit erklärt, dass das Verhältnis von Bewerbenden und Ausbildungsstellen seit einigen Jahren in Bochum statistisch ausgeglichen sei. Zu berücksichtigen sei auch, dass nie alle Abiturientinnen und Abiturienten direkt nach der Schule eine Ausbildung oder ein Studium beginnen, wie beide Institutionen betonen. Viele junge Menschen machen vorher noch ein Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Gap Year, also einen Auslandsaufenthalt zur persönlichen Entwicklung.