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Es war der Moment, in dem wirklich nicht mehr zu unterscheiden war: Ist das Technik – oder ist es schon Magie? Ende 2022 schreibt plötzlich eine Maschine Texte wie ein Mensch. Mehr noch: Die Maschine ist ein Genie, hat auf jede Frage eine Antwort. Spuckt in Windeseile Informationen aus.

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ChatGPT heißt die Maschine, und sie erobert die Welt. Künstliche Intelligenz für alle! Eine Revolution.

Studenten nutzen sie für Referate, Programmierer für Code, Politiker für Reden, Millionen Menschen, um E-Mails oder Bewerbungen zu schreiben oder auch personalisierte Gute-Nacht-Geschichten für die Kinder. Hinter all dem steht Sam Altman (40) – der Mann, der die Zukunft erfand. Am Mittwoch, 24. September, wird Sam Altman in Berlin mit dem Axel-Springer-Preis ausgezeichnet. Die Verleihung im Axel-Springer-Hochaus wird ab 18.30 Uhr auf den Websiten von BILD und WELT übertragen. Die Laudatio hält Karsten Wildberger, Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung.

Sein Weg begann weit entfernt vom Silicon Valley, dem Versuchslabor der digitalen Welt, mithin der Menschheit. Altman wächst als Ältester von vier Geschwistern in St. Louis, Missouri auf. Vater Jerry war Immobilienmakler, Mutter Connie ist Dermatologin. Sein Umfeld: tief christlich. Seine Familie: jüdisch. Der Zeitschrift „J“ sagte er 2017: „Ich denke, es gibt eine lange jüdische Tradition des Tikkun Olam, der Reparatur der Welt, und ich denke, dass das eine Rolle in meinem Leben spielt.“ Die Welt besser machen. Auch gegen Widerstände.

US-Präsident Donald Trump (79) verkündet das KI-Rechenzentrum Stargate. SoftBank-CEO Masayoshi Son (68), Oracle-Mitgründer und CTO Larry Ellison (81) und OpenAI-Chef Sam Altman (40) investieren zusammen 500 Milliarden Dollar

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Foto: Getty Images

Mut im Mittleren Westen

Mit 17 tritt Altman in der Aula seiner Highschool ans Mikrofon. Es ist „National Coming Out Day“, der Tag, der Menschen ermutigen soll, ihre sexuelle Orientierung offen zu leben. An der John Burroughs School, einem privaten Elitegymnasium im konservativen Mittleren Westen, protestieren etliche Schüler dagegen.

Für den jungen Sam Altman ist dies der Moment, in dem er spürt: Schweigen wäre Zustimmung. Also tritt er vor die versammelte Schule. „Normalerweise werde ich nicht nervös, aber in diesem Moment war ich es mehr als je zuvor“, erinnerte er sich später. Kurz überlegt er, den persönlichen Teil seiner Rede zu streichen. Doch dann tritt er ans Podium – und outet sich vor der ganzen Schule.

Der Moment hallt weit über die Aula hinaus. Standing Ovations. Nach der Versammlung kommen jüngere Mitschüler auf ihn zu, manche mit Tränen in den Augen. Für Altman ist das der erste Moment, in dem er spürt: Haltung zeigen heißt Verantwortung übernehmen. Rückblickend sagt er: „Man muss irgendwann für das einstehen, woran man glaubt. Sonst lässt man die Welt einfach schlechter werden.“

Mehr zum ThemaScheitern als Sprungbrett

Zwei Jahre studiert er Informatik an der Universität von Stanford in Kalifornien, dann bricht er ab. Denn Altman hat eine Idee. Mit Freunden gründet er die App „Loopt“, mithilfe der man seinen Standort teilen kann. Das Start-up scheitert, aber Altman erlebt, dass man aus einem Flop genauso viel lernen kann wie aus einem Erfolg – nämlich: durchzuhalten, weiterzumachen, auch wenn es unbequem ist.

2014 wird er Chef von Y Combinator, der bekanntesten Gründer-Schmiede des Silicon Valley. Dort erhalten junge Firmen Kapital, Coaching und Zugang zu einem der mächtigsten Netzwerke. Für Altman wird es eine prägende Zeit: Er erkennt, wie sehr Vertrauen und Loyalität ein Unternehmen tragen können. „Mit Freunden zu arbeiten, ist eine gute Strategie“, notiert er in seinem Blog. Und doch bleibt er kritisch. Später schreibt er: „Das Schlimmste ist, dass man zu viel Zeit mit Deals verbringt, statt Gründern wirklich zu helfen.“ Zwischen Start-ups und Investoren erkennt er, was für ihn zählt: Menschen, auf die man sich verlassen kann – und die Verantwortung, sie nicht im Stich zu lassen.

2015 gründet Altman mit Elon Musk (54), Greg Brockman (37) und Ilya Sutskever (38) OpenAI – die Mission: künstliche Intelligenz zu entwickeln, die allen nützt. Anfangs ziehen Musk und Altman an einem Strang, träumen von einer Technik für die Menschheit. Doch 2018 verlässt Musk das Projekt im Streit um Einfluss. Für Altman ist es ein Bruch, persönlich wie beruflich.

Jahre später, als ChatGPT schon dabei ist, die Welt, wie wir sie kennen, für immer zu verändern, flammt die Fehde neu auf. Musk wirft Altman Verrat am ursprünglichen Ideal vor und beschuldigt ihn, OpenAI in ein Vehikel von Microsoft verwandelt zu haben. Altman kontert, Musk sei schlicht eifersüchtig. Und er zieht eine persönliche Bilanz im Gespräch mit „Business Insider“ (gehört wie BILD zur Axel Springer SE): „Lange Zeit habe ich zu ihm aufgeschaut, er war ein unglaublicher Held, ein Juwel für die Menschheit. Heute empfinde ich anders.“

Der Tag, an dem KI die Welt veränderte

Am 30. November 2022 drückt OpenAI auf den Knopf, ChatGPT erscheint und plötzlich steht Sam Altman im Scheinwerferlicht. Binnen Tagen melden sich Staatschefs, Politiker, Unternehmen. Altman wird zum Gesicht einer Zeitenwende.

Sam Altman trifft EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66)

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Foto: vonderleyen/X

Für Altman ist es Last und Triumph zugleich. „Diese Jahre waren die lohnendsten, schönsten, interessantesten, erschöpfendsten, stressigsten und – besonders in den letzten beiden –unangenehmsten meines Lebens“, notiert er. Das „überwältigende Gefühl“ sei Dankbarkeit – und er zeichnet ein Bild, das wie ein Gegenentwurf klingt: „Ich weiß, dass ich irgendwann im Ruhestand auf unserer Ranch sitzen werde, den Pflanzen beim Wachsen zusehe, vielleicht wenig gelangweilt, und daran denke, wie großartig es war, dass ich die Arbeit machen durfte, von der ich als kleiner Junge geträumt habe.“

Als der Traum zerplatzte – fast

November 2023, Las Vegas. Draußen dröhnen die Motoren der Formel 1, drinnen sitzt Sam Altman in einem Hotelzimmer und schaut auf den Bildschirm seines Laptops. Das Board von OpenAI feuert ihn per Videocall. „Es fühlte sich an, wie ein Traum an, der schiefgelaufen war“, schreibt er später.

In den folgenden 60 Stunden taumelt OpenAI durch drei verschiedene Chefs. Mitgründer Greg Brockman wirft hin, mehr als 500 Mitarbeiter drohen, gemeinsam mit Altman zu Microsoft zu wechseln. Der größte Investor stellt sich demonstrativ hinter ihn. Am Ende bleibt dem Board nur mehr hinzuschmeißen, und Altman kehrt zurück – gezeichnet, aber entschlossener. In seinem Blog nennt er das Ganze „ein großes Versagen der Governance durch gut meinende Menschen, mich eingeschlossen“. Und er fügt hinzu: „Ich hoffe, dass ich heute ein besserer, nachdenklicherer Chef bin als vor einem Jahr.“

iPhone-Designer Jony Ive (58) und Sam Altman arbeiten zusammen an dem passenden Produkt für KI. Wie es aussieht – und wann es kommt – ist noch offen

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Foto: OpenAI

Axt, Abenteuer, Familie

Auf Sam Altmans Schreibtisch liegt eine Steinzeit-Axt. Sie ist für ihn ein Symbol dafür, wie weit der Weg von den ersten Werkzeugen bis zur Künstlichen Intelligenz reicht. „Ich denke oft daran, wie weit wir gekommen sind – von diesem einen Stück Technologie, das wir einst für alles nutzten“, sagte er in einem Podcast. Er spielt Tennis, geht segeln, und er liebt die Formel 1. Mit seinem Mann, dem australischen Softwareentwickler Oliver Mulherin, lebt er in San Francisco. Anfang 2025 werden sie Väter. Auf Twitter schreibt Altman über die Geburt seines Sohnes: „Ich habe nie so viel Liebe gefühlt.“ Altman hat die Initiative „Giving Pledge“ von Bill Gates und Warren Buffett unterschrieben, verspricht, den Großteil seines Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden.

Denn Sam Altman hat die Zukunft nicht nur erfunden – er will auch für sie Sorge tragen.

Sam Altman mit seinem Partner Oliver Mulherin beim „TIME“-Event im Plaza Hotel in New York

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Foto: Getty Images for TIME