Am Montag, dem 22. September, begann ein neues Kapitel der personalisierten Krebstherapie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL): Mit einem neuen ETHOS-Linearbeschleuniger steht der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie ein in Sachsen bisher einzigartiges online-adaptives Strahlentherapiesystem zur Verfügung. Sebastian Gemkow, Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft, nahm den Linearbeschleuniger in Anwesenheit von Vertreter/-innen aus Politik, Wissenschaft und Gesundheitswesen feierlich in Betrieb.
Das hochmoderne Gerät vom Typ ETHOS steht für einen innovativen Behandlungsansatz: Durch die Kombination aus schneller und hochauflösender Bildgebung, leistungsfähiger Rechenkapazität und künstlicher Intelligenz (KI) wird für die Patient/-innen bei jeder Bestrahlungssitzung ein neuer, maßgeschneiderter Bestrahlungsplan erstellt.
Dies geschieht unmittelbar vor Beginn der Bestrahlung und berücksichtigt aktuelle Veränderungen von Tumorgröße und Organlage, sodass die Strahlentherapie in Echtzeit auf die tagesaktuelle Situation angepasst werden kann. Dies bedeutet: Von der ersten Planung über eine eventuelle Anpassung direkt auf dem Behandlungstisch bis zur lückenlosen Überwachung des Bestrahlungsvorgangs kann die Therapie noch genauer an jede Patientin beziehungsweise jeden Patienten adaptiert werden.
Dabei bewerten Fachärzt/-innen und Medizinphysiker/-innen des Universitätsklinikums Leipzig gemeinsam mit dem System die aktuelle Bildgebung und steuern den Entscheidungsprozess, bei dem die KI konkrete Vorschläge zur Anpassung des Bestrahlungsplans unterbreitet, die dann ärztlich geprüft, nachjustiert und freigegeben werden.
Mit dem neuen Linearbeschleuniger erweitert sich das Spektrum der radioonkologischen Behandlungsmöglichkeiten am UKL, wovon vor allem die Patient/-innen profitieren: Indem das Gerät in der Lage ist, eine taggenaue Anpassung unmittelbar während des Bestrahlungsprozesses durchzuführen, können die individuelle Anatomie der zu bestrahlenden Personen sowie die aktuelle Position des Tumors stärker als bisher berücksichtigt werden. Somit erhöhen sich für Patient/-innen mit dem neuen Gerät die Chancen auf eine erfolgreiche und vor allem schonende Behandlung noch einmal deutlich.
Weniger Nebenwirkungen, mehr Komfort
„Das ETHOS-System bedeutet für uns einen weiteren großen Schritt in Richtung der Vision einer personalisierten Therapie“, betont Prof. Dr. Dr. Nils Nicolay, Direktor der Klinik für Strahlentherapie am UKL. „Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Schutz umliegender Organe wird verbessert, Nebenwirkungen werden reduziert und die Chancen auf einen Therapieerfolg steigen. Auch der Komfort für Patient/-innen steigt, da aufwändige Zwischenuntersuchungen oder Bestrahlungsunterbrechungen durch Lageveränderungen entfallen.“
Für Prof. Christoph Josten, den Medizinischen Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig, steht die Inbetriebnahme dieser technologischen Innovation beispielhaft für die enge Verzahnung menschlicher, medizinischer Expertise mit maschineller Intelligenz am UKL.
„Der neue Linearbeschleuniger ersetzt nicht nur das bisherige Modell, sondern steht für einen Paradigmenwechsel in der Strahlentherapie: Weg von standardisierten, hin zu intelligent personalisierten Behandlungspfaden – unterstützt durch Künstliche Intelligenz und gleichzeitig getragen von ärztlicher Kompetenz“, so Josten.
„Er reiht sich damit ein in die Riege von Innovationen, die wir in den zurückliegenden Monaten als Weiterentwicklung unseres medizinischen Leistungsspektrums eingeführt haben – stets mit dem Ziel, unseren Patient/-innen die modernste Technik, die fortschrittlichsten Behandlungsmethoden und somit die bestmögliche medizinische Versorgung zur Verfügung zu stellen.“
An Staatsminister Gemkow gewandt, dankte Prof. Josten dem Freistaat Sachsen ausdrücklich für die Unterstützung und für die Bereitstellung der finanziellen Mittel für diese umfangreiche Investition. „Wir schätzen es sehr, dass der Freistaat trotz angespannter Haushaltslage zuverlässig die materiellen Voraussetzungen für eine auch in Zukunft hochmoderne und hochleistungsfähige Leipziger Universitätsmedizin schafft“, so der Vorstand.
Sebastian Gemkow betonte: „Das Sächsische Wissenschaftsministerium hat allein seit 2020 zusätzlich zur regulären Finanzierung von zum Beispiel Universitätsklinika mehr als 100 Millionen Euro in Projekte der Gesundheitsforschung investiert.
Das Engagement gilt auch und insbesondere der Krebsforschung und -therapie. Exemplarisch für diese Politik steht der Linearbeschleuniger, der jetzt seinen Dienst aufnehmen kann. Er ist eine konkrete Investition in die persönliche Zukunft der Patientinnen und Patienten. Damit wird Leipzig als Standort medizinischer Spitzenforschung und exzellenter Patientenversorgung weiter gestärkt.“