Alex Mariah Peter vor einer Blumenwand

AUDIO: „Work in Progress“: Sachbuch mit naiv-schönem Anspruch (4 Min)

Stand: 23.09.2025 15:59 Uhr

Alex Mariah Peter war das erste Transmodel, das „Germanys Next Topmodel“ gewonnen hat. Nun hat sie ein Buch geschrieben, in dem sie deutlich macht: Sie möchte mehr sein als nur eine Figur rund um das Thema Trans-Sexualität. „Work in Progress“ ist ein Plädoyer gegen Schubladendenken.

von Julia Hercka

In „Work in Progress“ erzählt Transmodell und Influencerin Alex Mariah Peter chronologisch ihr Leben nach – spricht von ihrer Kindheit, vom Tod ihres Vaters und wie sie nach einer Vergewaltigung zugenommen hat. Welche Geschichte ihr dabei besonders wichtig war, ist schwer zu erzählen, sagt die Autorin. „Für mich ist schon besonders, dass ich so persönlich und nahbar auch zum ersten Mal über Vergangenes spreche“, betont sie. Die eigene Vergangenheit – Alex Maria Peter fühlte sich sehr einsam, suchte nach dem eigenen Platz in der Welt.  

Ich habe keine Heimat, keine migrantische Vergangenheit, aus der ich irgendeine Identität ziehen kann, keinen Safe Space.

Leseprobe aus „Work in Progress“

Keine Heimat, keine Identität, kein Safe Space

Cover: Alex Mariah Peter: Work in Progress (Biografie)

„Work in Progress“ von Alex Mariah Peter ist bei Riva erschienen und kostet 22 Euro.

Der Vater des Modells kommt aus Südafrika, ihre Mutter aus Südkorea. Aber wo liegen ihre eigenen Wurzeln? Wo ist ihr zu Hause? Im Land der Mutter? „Ich hab schon oft versucht, die Sprache zu lernen und mir irgendeinen Bezug mir selbst beizubringen“, sagt sie, aber über das Land der Mutter habe sie nur „komisches Halbwissen“ und „Erinnerungen und nostalgische Emotionen“ zu Geschmäckern und Gerichten. „Ich weiß gar nicht wie man sie ausspricht, aber kochen kann ich sie. Es ist eben so komisch“, betont die Autorin.

 

Ein Würfel mit dem Schriftzug "Nein" und einem Smiley mit hängenden Mundwinkeln

Das Nein hat einen „schlechten Ruf“, sagt die evangelische Pfarrerin und Queerfeministin Maike Schöfer. Ihr neues Buch ist eine Imagekampagne für das Nein.

Persönliche Geschichte im Vordergrund

Solche oder ähnliche Gefühle kennen viele Kinder mit Migrationsgeschichte. Doch Alex Mariah Peter schreibt dieses Buch, ohne dass es allgemeingültig sein soll. Sie schreibt einfach ihre Geschichte. Und will nicht das Sprachrohr einer bestimmten Gruppe sein. Auch nicht, als sie bei „Germanys Next Topmodel“ teilnimmt.

Omnipräsent scheint die Annahme, dass ich ein höheres Ziel hatte. Dass ich mit meiner Teilnahme etwas beweisen will, eine Botschaft habe, ein Zeichen setze.

Leseprobe aus „Work in Progress“

Dabei wollte Alex Mariah Peter einfach teilnehmen, um sich danach eine Community als Influencerin aufzubauen. Doch mit ihrem Sieg lastet plötzlich ein seltsamer Druck auf ihr.

Je weniger eine Minderheit in der Öffentlichkeit sichtbar ist, desto größer ist der Druck auf die wenigen sichtbaren Mitglieder, ihre Gruppe und deren Probleme und Wünsche öffentlich zu vertreten.   

Leseprobe aus „Work in Progress“

„Wir sind alle Menschen“

Und genau das ist der Punkt. Welche Erwartungen können wir an eine 24-Jährige haben, die einfach nur eine Castingshow gewinnen möchte? Die sich gerade Mal vor drei Jahren geoutet hat und selbst gerade noch erwachsen wird? Die noch viel größere Frage dahinter ist: Wie schaffen wir es, Menschen nicht nur auf eine Zuschreibung zu reduzieren? „Am Ende des Tages ist die Quintessenz des Buches: Dass wir alle Menschen sind“, erklärt die Autorin. Also weg von den Schubladen. Hin zum Menschen. Ein naiv-schöner Anspruch, der vielleicht etwas hoch gegriffen ist. Aber trotzdem sehr erstrebenswert.

Buch-Cover: Jodi Picoult und Jennifer Finney Boylan, "Wildhonig“

In dem Familiendrama von Jodi Picoult und Jennifer Finney Boylan geht es um eine Transfrau – spannend inszeniert und liebevoll geschrieben.

Leyla Jagiella

Die Religionswissenschaftlerin ist überzeugt, dass Glaube und Trans-Identität im Islam sich nicht widersprechen müssen.

Hut auf einem aufgeschlagenem Buch, an einem schattigen Plätzchen im Garten

Neues gibt es beispielsweise von Christian Kracht, Wolf Haas oder Kristine Bilkau und vielen weiteren. Ein Blick aufs Literaturjahr.

Alex Mariah Peter vor einer Blumenwand

Work in Progress

von Alex Mariah Peter

Seitenzahl:
304 Seiten
ISBN:
978-3-96775-044-7
Preis:
22 €