So stellt sich eine KI eine Metropolregion Dresden vor. Ganz so wird es wohl nicht kommen... Visualisierung: KI ChatGPT, Prompt: Heiko Weckbrodt

So stellt sich eine KI eine Metropolregion Dresden vor. Ganz so wird es wohl nicht kommen… Visualisierung: KI ChatGPT, Prompt: Heiko Weckbrodt

Altes Planungsrecht behindert immer noch interkommunale Kooperationen

Dresden, 23. September 2025. Eine planungsrechtliche „Überholspur“ für interkommunale Kooperationsprojekte, die auf neue Wohnungen, Gewerbegebiete und Infrastrukturen im Großraum Dresden zielen, hat Präsident Andreas Sperl von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden heute gefordert. Dies soll dafür sorgen, dass der Chipboom in Sachsen und neue Ansiedlungen im Sog der entstehenden TSMC-Fabrik Dresden nicht an fehlenden Infrastrukturen für zuziehende Fachkräfte scheitern.

„Zu spät“: Neuer Landesentwicklungsplan wird erst 2029 fertig

Zwar arbeite Sachsen bereits an einem neuen „Landesentwicklungsplan“, der alte Hindernisse für Kooperationen über Gemeinde- und Stadtgrenzen hinaus ausräumen soll. So folgt der alte Plan dem Prinzip, dass die Kommunen nur soviel Wohnungen und Infrastrukturen bauen sollen, wie sie selber auf absehbare Zeit brauchen. Wenn aber der Technologiewirtschaftskern Dresden weiter wächst wie bisher, wirken solche Restriktionen eher kurzsichtig und kontraproduktiv. Das sieht auch die Staatsregierung so und überarbeitet diese generellen Planungsvorgaben bereits. Doch die Neufassung wird laut dem sächsischen Landesentwicklungs-Ministerium erst 2029 fertig – „viel zu spät“, wie Sperl kritisiert. Daher sei es sinnvoll, das „starre Korsett“ überholter Planungsregeln zumindest für den Raum Dresden bereits früher zu öffnen.

Baustelle der ESMC-Fabrik in Dresden. Die Entscheidung der Muttergesellschaft TSMC, in Sachsen zehn Milliarden zu investieren, gilt als Adelsschlag für den Mikroelektronik-Standort. Foto: Heiko Weckbrodt

Baustelle der ESMC-TSMC-Fabrik in Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

TSMC-Fab wird wohl rund 1000 Ex-Pats aus Taiwan nach Dresden ziehen

Denn die neue TSMC-Chipfabrik in Dresden fährt voraussichtlich Ende 2027 hoch. Dann werden Hunderte, vielleicht sogar 1000 taiwanesische Spezialisten in der Stadt erwartet, die Werk und Belegschaft in die „richtige Spur“ bringen sollen. Viele dieser „Expats“ werden wohl mit ihren Familien herkommen und zumindest eine gewisse Zeit in Dresden leben. Noch mehr gilt dies für deutsche und internationale Fachkräfte, die im Zuge der Fabrik-Ausbauten von Infineon und Globalfoundries in die Stadt kommen. Allein durch diese neuen beziehungsweise vergrößerten Halbleiterwerke soll sich die Mikroelektronik-Produktion in Dresden in den nächsten Jahren verdoppeln.

Bis zu 30.000 Neu-Dresdner in den nächsten Jahren

Außerdem rechnet die IHK damit, dass TSMC etwa 20 bis 30 seiner Stammzulieferer aus Taiwan mit sich nach Sachsen ziehen wird. In Summe kalkuliert die Kammer in den nächsten fünf Jahren etwa 20.000 bis 30.000 Neu-Dresdnern. Und sie alle werden Wohnraum, Schul- und Kita-Plätze, Gewerbegebiete, neuen Straßen, Bus- und Bahnverbindungen und dergleichen mehr brauchen.

Andreas Sperl. Foto: IHK Dresden

Andreas Sperl. Foto: IHK Dresden

„Das kann Dresden nur gemeinsam mit dem Umland schaffen.“
IHK-Präsident Andreas Sperl

„All das kann Dresden nur gemeinsam mit dem Umland schaffen“, ist Sperl überzeugt. Sprich: Dresden muss sich „auf Augenhöhe“ mit Ottendorf-Okrilla, Pirna, Kamenz und weiteren Kommunen, Gemeinden sowie Landkreisen im großen Umkreis zu einer „Metropolregion“ zusammentun. Diesen Regionalverbund dürfe man sich nicht als Dienstleister für die Landeshauptstadt denken, die Wohn- und Gewerbegebiete, Schulen und Kitas bereitstellt, sondern als „Wirtschaftsregion der Zukunft“, die auch gemeinsam von Steuereinnahmen, qualifizierter Zuwanderung und Wertschöpfungs-Gewinnen profitiert, betont der Kammerpräsident.

Anläufe zu Metropolregion gab es schon mehrere – doch Fortschritte gibt’s nur im Schneckentempo

Zwar gab es schon mehrere Anläufe, solch eine Metropolregion mit Dresden als Kern zu schmieden: 2003 entstand das Konzept einer „Stadt-Umland-Region“, das allerdings kaum zu greifbaren Ergebnissen führte, so Sperl. Auch laborieren Dresden und mehrere Umlandkommunen nun schon seit Jahren am „Industriepark Oberelbe“ (IPO) und anderen interkommunalen Gewerbegebieten – doch es geht nur im Schneckentempo voran, der Widerstand einiger Gemeinden und Anwohner ist stark.

„Erlebnisregion Dresden“ künftig ohne Erlebnis

Parallel dazu entstand das Netzwerk „Erlebnisregion Dresden“, das die Landeshauptstadt und das Umland touristisch gemeinsam vermarkten sollte. Diesen Verbund haben Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) inzwischen als Hilfsvehikel reanimiert, um die TSMC-Ansiedlung in Sachsen stadtübergreifend zu unterstützen. Damit das Tourismus-Etikett angesichts dieser Neuausrichtung nicht allzu albern wirkt, ist laut IHK nun wohl geplant, das „Erlebnis“ aus dem Netzwerknamen zu streichen, zudem sollen weitere Gemeinden und Kommunen aus dem weiteren Umkreis zur „Region Dresden“ dazustoßen.

IHK: Umlandkommunen sollen nicht nur das ländliche Idyll sehen, sondern auch die Chancen

Allerdings gibt es auch Widerstände gegen Gewerbegebiete und Wirtschaftsentwicklung in der Region: Anwohner und Gemeinderäte fürchten, dass zu viel Naturraum durch die Gewerbegebiete zerstört wird. Auf der anderen Seite appellieren die Kammervertreter aus Dresden nun an Umland-Gemeinden, sich der Zukunft statt der Vergangenheit zuwenden. So gebe es zwar im weiteren Umland von Dresden durchaus Kommunen und Gemeinden, die noch freie Flächen der Größenklasse ab 100 Hektar haben, wie sie für Großansiedlungen gebraucht werden. Doch etwa jede zweite Gemeinde sperre sich gegen Gewerbegebiete, weil sie eine „ländliche Idylle“ wollen, heißt es aus der IHK. „Von daher lautet unser Appell an diese Gemeinden: Sehen Sie auch die Chancen einer gemeinsamen Wirtschaftsregion mit Dresden!“, betont IHK-Präsident Sperl.

Hightech-Ansiedlungen sollen Abwanderung der Jugend stoppen

Denn wenn sich auf solchen Gewerbegebieten potente Technologie-Unternehmungen ansiedeln, dann bringt das nicht nur mehr Steuern in die Gemeindekasse und damit neue Spielräume, eigene Wunschprojekte doch noch zu realisieren: „Das kann auch die Abwanderungsbilanz junger Leute aus der Region verändern“, unterstreicht IHK-Sprecher Lars Fiehler. Denn dass ganze Kommunen und Dörfer jenseits der Großstädte in Sachsen immer noch demografisch ausbluten, hat viel damit zu tun, dass junge Menschen keine beruflichen Perspektiven daheim sehen und deshalb wegziehen, sobald sie können. Umgekehrt heißt das: Wo attraktive Jobs in Zukunftsbranchen locken, kann das die Jugend im Ort halten, sorgt oft auch für überregionalen Zuzug in den Ort, was wiederum durch gestärkte Nachfrage mehr Läden, Cafés und Restaurants in der Stadt sorgt, letztlich auch für mehr Lebensqualität.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: IHK DD, Oiger-Archiv, SMIL

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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