Bis Sindelfingen-Ost ist der Ausbau in der Mache – bis zum Kreuz Stuttgart nun fraglich. Foto: Eibner-Pressefoto/Neumann
Über den A81-Ausbau bis Sindelfingen-Ost hinaus sollte auch das Kreuz Stuttgart erweitert werden. Dieses Projekt scheint nun in Gefahr – Landkreis, Städte und Wirtschaftprotestieren.
Die Finanzierungslücken im Bundeshaushalt führen offenbar dazu, dass größere Straßenbauprojekte womöglich aufgeschoben werden, darunter die geplante Weiterführung des A81-Ausbaus zum Kreuz Stuttgart.
Deshalb schlagen der Böblinger Landrat Roland Bernhard, der Böblinger Oberbürgermeister Stefan Belz, sein Sindelfinger Kollege Markus Kleemann und der IHK-Bezirkskammer-Präsident Andreas Weeber in einer gemeinsamen Pressemitteilung Alarm.
Defizit von rund 15 Milliarden Euro
„Der Bund tritt beim Autobahnausbau in der Region Stuttgart auf die Vollbremse, weil Mittel für große Straßenbauprojekte fehlen“, formuliert das Quartett. „Der Ausbau der A81 ab Sindelfingen-Ost inklusive dem Kreuz Stuttgart könnte sich dadurch auf den Sankt-Nimmerleinstag verschieben.“
Die Vertreter von Politik und Wirtschaft aus dem Kreis Böblingen fordern die Bundesregierung auf, den Ausbau zwischen Sindelfingen und Stuttgart klar zu priorisieren: „Wir sind entsetzt über die Ankündigung, dass dem Bund auf halbem Wege die Puste ausgeht, die A81 lückenlos sechsspurig bis einschließlich dem Autobahnkreuz auszubauen. Hier geht es um eine Autobahn im Herzen Baden-Württembergs, die endlich fertig werden muss, weil die Autofahrer unter Extremwerten bei Verkehrsbelastung und Stau leiden.“
Derzeit wird politisch im großen Stil um den Bundeshaushalt gerungen, der enorme Lücken aufweist. Das Bundesverkehrsministerium hatte zuletzt mitgeteilt, das Defizit für Bundesfernstraßen liege für den Zeitraum 2026 bis 2029 bei rund 15 Milliarden Euro. Dadurch drohe eine Verzögerung bei vielen Projekten zum Aus- oder Neubau von Autobahnen und Bundesstraßen – auch in der Region Stuttgart und bei der A81.
Auch das staugeplagte Autobahn-Kreuz Stuttgart soll ausgebaut werden. Foto: SDMG/Dettenmeyer
Der A81-Ausbau ab Sindelfingen-Ost bis Kreuz Stuttgart war als nahtlose Fortsetzung zum derzeitigen Ausbau der A81 zwischen Böblingen-Hulb und Sindelfingen-Ost geplant. „Zwar handelt es sich um zwei unabhängige Verfahren, durch die unmittelbare räumliche Nähe sind sie aber faktisch als erster und zweiter Bauabschnitt eines Großprojekts zu bewerten. Daher müssen sie auch in einem Zuge umgesetzt werden“, meinen der Landrat und die Oberbürgermeister. Der IHK-Präsident ergänzt: „Die Industrieunternehmen und die Zulieferer sind hinsichtlich ihrer Logistikketten seit Jahrzehnten vom Nadelöhr Böblingen/Sindelfingen gebeutelt.“ Der volkswirtschaftliche Schaden durch Staus auf der A81 sei überdurchschnittlich hoch, da hochentwickelte Produkte gefertigt würden.
Der Landkreis Böblingen steht in Konkurrenz zu anderen Großprojekten wie dem Albaufstieg, und man befürchtet, nun gegeneinander ausgespielt zu werden. „Wir erwarten von den Bundestags- und Landtagsabgeordneten, aber auch vom Landesverkehrsminister, sich mit Vehemenz für die Fertigstellung der sechsstreifigen A81 einzusetzen“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung. „Nun dürfen uns Berlin und Stuttgart nicht hängen lassen.“
Noch in der Vorentwurf-Phase
Während der A81-Ausbau zwischen Böblingen-Hulb und Sindelfingen-Ost bereits seit Jahren in der Umsetzung ist, befindet sich die Verlängerung zum Kreuz Stuttgart noch in der Planungsphase, derzeit wird erst ein Vorentwurf erarbeitet. Landrat, Oberbürgermeister und IHK-Präsident sind sich einig, dass der Ausbau Priorität haben müsse: „Es handelt sich um ein hochbelastetes, wirtschaftlich zentrales Gebiet, dessen infrastrukturelle Stärkung eine Multiplikatorwirkung auf viele andere Regionen entfaltet.“