Die Stuttgarter Hilfsorganisation Stelp schließt demnächst ihr Café am Rande der Altstadt. Wie geht es damit weiter? Und was plant Stelp in den kommenden Wochen?
Die Idee war ambitioniert. Ein eigenes Café betreiben? Als Hilfsorganisation? Das ist schon was anderes als Spenden eintreiben. Doch ein guter Teil des Erfolges von Stelp beruht darauf, immer ein bisschen anders zu sein, andere Wege zu gehen.
Wo geht es hin?
Mit dem Café Natan waren sie so erfolgreich, dass sie sich vergrößern werden. Was zunächst aber bedeutet, dass das Café am 12. Oktober schließt, nach vier Jahren. Der Pachtvertrag lief aus, und man hat eine Alternative gesucht – und gefunden.
Fabian Schönleber ist Betriebsleiter des Natan. „Das ist keine kurzfristige Entscheidung“, sagt er, „wir sind seit ein, zwei Jahren auf der Suche.“ Sehr viele Orte hat er sich angeschaut, ehe man sich für einen Neubau an der Ecke Calwer Straße/Lange Straße entschied. Mit 150 Quadratmetern Gastrofläche und 50 Sitzplätzen habe man deutlich mehr Platz, könne mehr Menschen bewirten und so mehr Geld für die Projekte verdienen. Denn darum geht es: Was im Natan erwirtschaftet wird, fließt in die mittlerweile mehr als 20 Hilfsprojekte in aller Welt. Der Betrieb wird mit Freiwilligen und im Ehrenamt gestemmt.
„Am neuen Standort werden wir mehr Laufkundschaft haben und planen auch einen Barbetrieb“, sagt Schönleber. Wann sie umziehen können, hängt vom Baufortschritt und den Behörden ab. Und da ist man ja erfahrungsgemäß in dieser Stadt besser mal vorsichtig. Also sagt er: „Nächstes Jahr!“ Und will das auch auf Nachfrage nicht konkreter sagen.
Was passiert mit der Gala?
Klar ist zumindest, dass im neuen Natan dann Stelp auch mehr Veranstaltungen ausrichten kann. Da stieß man an der Katharinenstraße räumlich an Grenzen. Was dann auch Ivana Stipic, Chefin der hauseigenen Veranstaltungsagentur Stelp Events, freut. Sie braucht nicht mehr so oft fremde Räume buchen und kann sogar Partnern künftig einen Veranstaltungsort anbieten.
Zunächst einmal aber galt es, schwere Entscheidungen zu treffen. Die für den Winter geplante Gala im Mercedes-Museum hat Stelp abgesagt. Ebenso den Comedy Clash. Unbeschwert zu feiern, während Gründer und Geschäftsführer Serkan Eren im Iran im Gefängnis sitzt, war keine Option. Eren war im Juni für eine Hilfsaktion in den Iran gereist, kurz vor seiner geplanten Ausreise brach der Kontakt ab. Lange Monate gab es gar keine Nachricht über seinen Verbleib. Erst vorige Woche gab Stelp bekannt, dass die Organisation nun wisse, dass Eren im Iran in Haft ist. Weiter will man dies nicht kommentieren und bittet um Zurückhaltung.
Die Spendengala fällt dieses Jahr aus Foto: Ferdinando Iannone
In der Heimat bangen sie, und müssen doch die Organisation leiten und Entscheidungen treffen. Im Sinne der Menschen, denen sie helfen, und im Sinne der Spender.„Natürlich fallen durch die Absage einiger Events auch wichtige Spendengelder für Stelp weg. Aber es ist in der aktuellen Situation die einzig richtige Entscheidung, die wir gemeinsam als Team getroffen haben“, sagt der zweite Vorsitzende Christoph Joos. „Stelp hat ein erfahrenes Team, mit klaren Strukturen und geregelten Verantwortlichkeiten. Der Verein ist weiterhin voll handlungsfähig und steht organisatorisch sehr stabil da, so dass alle unsere Hilfsprojekte weiterlaufen können.“
Rennen für einen guten Zweck
Und an einer Veranstaltung halten sie fest. Der Spendenlauf am 10. November im Stadion Festwiese findet statt. 300 Läufer und Läuferinnen können mit gelaufenen Runden Geld für Stelp sammeln. Ivana Stipic: „Wir werden den Spendenlauf dieses Jahr größer aufziehen, das passt zu uns, wir laufen gemeinsam Runde um Runde. Das fühlt sich richtig an.“
Und beim Stuttgarter Weihnachtsmarkt werden sie auch wieder mit einem Stand sein. Bespielt jeden Tag „von Teams aus dem Stelp-Kosmos“, die die Betreuung und den Ausschank übernehmen.