Weltmarktführer aus Wuppertal
Autoschlüsselspezialist ist insolvent
Von afp, reuters, dpa, t-online
Aktualisiert am 23.09.2025 – 19:42 UhrLesedauer: 2 Min.
Ein Autoschlüssel (Archivbild): Das Unternehmen Kiekert hatte zuletzt unter Eignern aus China und Donald Trumps Handelspolitik zu leiden. (Quelle: imago stock&people)
Kiekert gilt als Weltmarktführer für Auto-Schließsysteme. Nun droht dem Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen das Aus.
In der deutschen Automobilindustrie ist ein weiterer Zulieferer in die Krise geschlittert. Der auf Schließsysteme spezialisierte Autozulieferer Kiekert hat Insolvenz angemeldet. Das geht aus Unterlagen des Amtsgerichts Wuppertal hervor. Mit einem Marktanteil von 21 Prozent rüstet Kiekert demnach jedes dritte Fahrzeug weltweit mit seinen Schließsystemen aus.
Das Unternehmen mit Sitz im nordrhein-westfälischen Heiligenhaus bei Wuppertal wurde 1857 gegründet. 2012 wurde es von einer Firma aus China übernommen. Nun folgt die Insolvenz. Rund 4.500 Beschäftigte an elf Standorten müssen um ihren Job bangen.
Der operative Geschäftsbetrieb werde im vorläufigen Verfahren an allen Standorten regulär weitergehen, hieß es. „Löhne und Gehälter der rund 700 Mitarbeitenden in Deutschland sind über das Insolvenzgeld bis einschließlich November gesichert“, erklärte das Unternehmen am Dienstagabend. Zum Insolvenzverwalter wurde Joachim Exner aus Nürnberg bestellt.
Schon vor fünf Jahren stand das Unternehmen vor der Pleite. Damals gelang die Sanierung – auch durch einen Stopp der Verlagerung ins Ausland. Nun aber droht das Aus des Traditionskonzerns.
„Die Insolvenz ist die Konsequenz daraus, dass der chinesische Gesellschafter keine weiteren Mittel bereitgestellt und seine finanziellen Verpflichtungen im dreistelligen Millionenbereich nicht erfüllt hat“, erklärte Vorstandschef Jérôme Debreu in einer Mitteilung. „Der von Sanktionen betroffene Gesellschafter verwehrt uns den Zugang zu wichtigen Märkten und Finanzierungen, was unsere Geschäftstätigkeit erheblich gefährdet.“
Das Management strebe nun den Ausstieg des chinesischen Gesellschafters. Dies sei entscheidend, um das Wachstum zu beschleunigen und die 168-jährige Geschichte von Kiekert als Zulieferer der Automobilindustrie fortzusetzen.
Die Kiekert AG habe auch durch die geopolitischen Entwicklungen – insbesondere der Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump – kräftige Auftragsverluste hinnehmen müssen, hieß es weiter. „Amerikanische Kunden haben bereits erteilte Großaufträge zurückgezogen, Rating-Agenturen das Unternehmen aufgrund des chinesischen Gesellschafters heruntergestuft, Banken verweigern neue Kredite.“
Laut Daten der Kreditversicherung Atradius hat die Zahl der Großinsolvenzen in Deutschland im ersten Halbjahr mit 207 ein Rekordhoch erreicht. Das sei ein Anstieg um ein Fünftel zum Vorjahr. Auf Autozulieferer entfiel der größte Anteil mit insgesamt 29 Großinsolvenzen von Unternehmen mit mehr als zehn Millionen Euro Jahresumsatz. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es in den ersten sechs Monaten insgesamt 12.000 Firmeninsolvenzen, etwa zwölf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.