In Ausstellungen und Veranstaltungen blickt das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg in diesem Jahr zurück auf die Anfänge der Globalisierung, hinterfragt den eurozentrischen Blickwinkel und zeigt Kontinuitäten bis in unsere hochvernetzte Gegenwart auf. Kaum eine Stadt ist geeigneter, sich diesem Thema zu widmen, denn Nürnberg war vielfältig in die Globalisierung um 1500 eingebunden. Die Reichsstadt galt damals als international operierender Ort, als Knotenpunkt des globalen Wissens.

Die große Jahresausstellung legt jetzt den Fokus auf Nürnberg in der Zeit zwischen 1300 und 1600, auf seine damaligen Handelsbeziehungen und seine Bedeutung als intellektuelles Zentrum Europas. Sie beleuchtet, welche entscheidende Rolle die Stadt für die Entstehung globaler Netzwerke spielte.

Nürnberg global 1300-1600 vom 25. September 2025 bis 22. März 2026

Goldpokale mit Meeresschnecken aus dem Indischen Ozean, duftende Gewürze des globalen Südens oder kostbare Bodenschätze in bisher unvorstellbarer Fülle: Die große Jahresausstellung im Germanischen Nationalmuseum blickt ab 25. September 2025 auf die Anfänge der Globalisierung. Präsentiert wird die Reichsstadt Nürnberg, ihre damaligen Handelsbeziehungen und ihre Bedeutung als intellektuelles Zentrum Europas. Denn Nürnberg spielte eine entscheidende Rolle für die Entstehung globaler Netzwerke. Über die Häfen Venedigs, Spaniens und Portugals reichten die Verbindungen bis nach Asien und Amerika.

Im 14. und 15. Jahrhundert war Nürnberg bekannt für seine metallverarbeitenden Gewerbe, für kostbare Gold- und Silberschmiedearbeiten, aber auch serieller Massenwaren. Vertreter der Kirchen und bedeutende Herrscherhäuser in ganz Europa erwarben Monstranzen, Weihrauchgefäße oder seltene Luxusgüter wie in Gold montierte Kokosnüsse, Straußeneier oder Meeresschnecken. Neben den exquisiten Nürnberger Preziosen waren Waffen und Rüstungen ein gefragtes Exportgut.

Doch exportierte die Reichsstadt vor allem Wissen: Wissen über künstlerische Fertigungstechniken, über die Beschaffenheit und Größe der Welt, über Vertriebswege, Rohstoffvorkommen und Waren, über moderne Bergbautechnik sowie über religiöse Bräuche und Kulturen ferner Länder. Motive nach Albrecht Dürer – neben Leonardo da Vinci einer der wenigen schon damals international bekannten Künstler – finden sich als Randzeichnungen in indischen Handschriften. Sein berühmtes Nashorn zeigt ein Wandbild in Kolumbien.

Zentrum von Wissen und Handel

Nürnberg war eines der großen Zentren Europas, in dem wichtige Handelsrouten zusammenkamen und in dem sich Handelsreisende, Abenteurer, Humanisten und wohlhabende Geschäftsleute begegneten, die als Finanziers viele Handelsexpeditionen unterstützten. Hier traf europäisches Wissen auf Neuigkeiten aus Afrika, Asien und Amerika und verbreitete sich dank eines florierenden Verlagswesens in ganz Europa. Nicht zufällig entstand der älteste erhaltene Globus der Welt, der Behaim-Globus, hier in Nürnberg.

Die Globalisierung beförderte Reichtum und Wohlstand, aber nicht für alle: Nürnberger Geschäftsleute betrieben Minen in Übersee, beuteten die dort einheimische Bevölkerung aus, beteiligten sich am transatlantischen Versklavungshandel und der Kolonisierung Amerikas. Auch an der Ostküste Afrikas und in Indien führten sie zusammen mit den Portugiesen blutige Wirtschaftskriege.

Die hochkarätig bestückte Ausstellung zeigt Leihgaben aus aller Welt, die Nürnbergs entscheidende Rolle für das Zusammenwachsen der Welt und seine globale Vernetzung veranschaulichen und dabei die dunklen Seiten nicht ausblenden.

Mehr Informationen hier. (Quelle: Jörg Berghoff)