Bald soll die neue Baureihe der Berliner U-Bahn durch die ganze Stadt rollen – erste Züge sind seit zwei Wochen auf der U2-Strecke unterwegs. Die BVG zeigt sich in einem ersten Zwischenfazit hochzufrieden – auch hinsichtlich der Zuverlässigkeit.
Ein bisschen schneller, vor allem aber viel schöner: Auf der Berliner U-Bahn fahren seit zwei Wochen neue Züge des Berliner Herstellers Stadler. Die BVG setzt die Wagen nach einer Mitteilung des Unternehmens vom Dienstag bereits seit dem 8. September auf der U2-Strecke ein. Die Bilanz dieser ersten Betriebstage mit den neuen Zügen jedenfalls ist positiv.
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Neue Züge werden zunächst nur auf der U2 eingesetzt
Start der Einführung für die neuen Bahnen ist laut BVG zunächst nur auf der U2. Als „Einflottung“ bezeichnet das Unternehmen den Wechsel auf die neuen Züge. Im Herbst sollen die dann auch auf der U3 rollen, später auch auf der U1 und U4, also auf allen Linien mit den schmaleren Zügen, dem „Kleinprofil“, wie es die BVG nennt. Die Berliner Linien mit dem Großprofil, also U5 bis U9, sollen bis 2027 neue Züge bekommen.
Schon in den ersten Tagen haben laut BVG die neuen Züge für Verbesserungen im Betriebsablauf gesorgt. „Im Vergleich zum Zeitraum vor der Einflottung ist die Zuverlässigkeit auf diesen Linien im Kleinprofil bereits um rund sechs Prozentpunkte auf 94 Prozent gestiegen“, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.
Nun erst vier Züge, bis Weihnachten dann siebzehneinhalb
Der nunmehr vierte Zug der neuen Baureihe mit je acht Wagen soll laut BVG „in diesen Tagen“ den Betrieb aufnehmen, knapp zwei Wochen nachdem der erste Zug feierlich auf der U2-Linie startete. Ganz genau 17 und ein halber Zug sollen laut BVG bis zum Jahresende dann fertig sein und eingesetzt werden. „Kontinuierlich und transparent“, so die BVG, werde über den Stand der „Einflottung“ berichtet.
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U3 bekommt wieder längere Züge
Laut BVG hat sich mit der Einführung der neuen Baureihe auf der U2 auch der Betrieb auf den anderen Linien mit diesem schmaleren Schienenformat stabilisiert. Schließlich könne dank der zusätzlichen und neuen Wagen nicht nur die U2 wieder in ihrem früheren, also kürzeren Takt fahren, sondern auch die U4 – alle sechs bis sieben Minuten laut BVG.
„Auch auf der U3 wird es in Kürze besser werden und mehr Platz geben“, teilte die BVG weiter mit. Auf der U3 könnten auch schon bald durch die neuen und somit zusätzlichen Züge wieder deutlich längere U-Bahnen zwischen Warschauer Straße und Krumme Lanke unterwegs sein. Im Dezember zum Fahrplanwechsel dann sollten auf der vielgenutzten U3 gar „ausschließlich lange Züge“ unterwegs sein.
Erst „JK“ und später dann auch „K“
Die neuen U-Bahnen nennt die BVG „Züge der Baureihe JK„. Wobei das eigentlich laut dem Berliner Hersteller Stadler, die „Baureihe J“ ist, weiterentwickelt für das Format der kleineren Spurbreite auf den Linien U1 bis U4 als „JK“.
Die Premierenfahrt durfte vor wenigen Tagen dann auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner machen und räsonierte in typischer Testfahrermanier im Führerstand: „Es ist ein ganz tolles Fahrgefühl.“
Für die Fahrgäste aber zählt mehr als Fahren, Bremsen und Rollen. Wichtig und besser dienlich für die Fahrgäste etwa sind die größeren Anzeigetafeln oder das Mehr an Sitzplätzen. Ein Hingucker soll zudem das neue Muster auf den Sitzen sein. Und laut BVG bietet die „JK“ noch ein Extra-Feature für den Gast: das Licht. Es soll „dynamisch zwischen kälteren und wärmeren Farben wechseln“.
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Ein Testfahrer entdeckt für sich das Neue
„Wenn man bei den neuen Bahnen den Knopf zum Öffnen der Tür schon während der Fahrt drückt, also wenn die U-Bahn noch nicht steht, merkt sich der Knopf das – und öffnet dann die Tür am nächsten Bahnhof von allein, sobald die Türen von den Fahrer*innen freigegeben sind“, erklärt ein beglückter Erstfahrer vom rbb. Das heißt: Wenn man es eilig hat und will, dass sich die Tür so schnell wie möglich öffnet, sobald der Zug im Bahnhof hält, muss man jetzt nicht mehr ständig den Tür-öffnen-Knopf drücken – einmal reicht.
Außerdem bietet die „Baureihe JK“ mehr Orientierung: Die Bildschirme im Wagen zeigen jetzt an, wo an der nächsten Haltestelle welcher Ausgang ist. „Und es wird angezeigt in der Bahn, wo es zu welcher anderen U- oder S-Bahn geht“, beschreibt der Kollege eine weitere Neuerung. Fahrgäste können sich schon im Zug klar werden, wo es hingeht und müssen nicht erst aussteigen und dann im Bahnhof die Schilder suchen.
Und der rbb-Reporter hat außerdem gut zugehört: „Die Ansagen sind jetzt immer auch auf Englisch – also sowas wie ‚Übergang zur U1 und U3‘ – ‚change here for the U1 and U3‘.“ Und wer richtig zuhört, bekommt ebenfalls immer die eine genaue Ansage, wo es rausgeht auch auf Englisch: „Exit on the left!“