Kaum jemand beherrscht momentan die Kunst des Sprechgesangs so gut wie die Londoner Rapperin Little Simz. Die gefeierte Britin hat am Dienstag im Berliner Velodrom ihr bislang größtes Deutschlandkonzert gespielt. Von Simon Brauer
Es kracht wie bei einem Rockkonzert: Mit einem wütenden Song von ihrem wütenden neuen
Album „Lotus“ eröffnet Little Simz ihr Konzert. Ihre vierköpfige Band donnert los, sie selbst
sieht unnahbar und gefährlich aus mit ihrer dunklen Sonnenbrille und dem dunklen Tuch, mit
dem sie ihren Kopf verhüllt hat. Aber Sonnenbrille und Kopfbedeckung verschwinden schon
nach wenigen Minuten und das Publikum sieht eine strahlende und energiegeladene Künst-
lerin, die verspricht: „Das wird ein grandioser Abend!“
Umringt von Securitys wandert Little Simz von der Bühne direkt ins Publikum, tanzt und
rappt sich ein Mal quer durch die ebenfalls tanzende Menge. Eigentlich sollte die 31-jährige
Britin im UFO spielen, einer verkleinerten Version des Velodroms in Berlin-Prenzlauer Berg –
da hätten aber nur 5.000 Menschen reingepasst. Viel zu wenig, denn die Nachfrage ist riesig; alle wollen gerade Londons beste Rapperin sehen. Also wurden auch noch die Sitzplät-
ze freigegeben und mit rund 9.000 Fans war das Velodrom fast ausverkauft.
Beeindruckend, wie lässig Little Simz durch die Genres gleitet: Afrobeat, Funk und Soul mi-
schen sich mit düsteren Breakbeats und bombastischen Orchester-Sounds, alles zusam-
mengehalten von ihrem meisterhaften und präzisen Sprechgesang. Immer wieder animiert
sie das Publikum zum Mitsingen – auch an einem Dienstagabend könne Berlin sich doch mal
locker machen, ruft sie in die Menge.
Passend zum Titel des aktuellen Albums LOTUS sieht die Bühne aus wie eine geöffnete Lo-
tusblüte, in deren Mitte die Band spielt. Ein Highlight des Abends: Nach etwa der Hälfte des
Konzerts verschwindet die Band und Little Simz lässt sich ein DJ-Pult auf die Bühne tragen.
Sie legt ihre besonders elektronischen und beatlastigen Songs auf, rappt dazu – und das
komplette Velodrom dreht durch, alle springen und tanzen. Danach stellt sie noch charmant-
provokant die Frage, ob das denn gut funktioniert hätte mit der DJ-Einlage. Sie sei ja noch
am Anfang der Tour wolle einfach mal neue Dinge ausprobieren.
„Danke, dass ihr mich mit so viel Liebe und Energie empfangt“, sagt Little Simz sichtlich gerührt. Nach knapp zwei Stunden und einer Zugabe sind Bühne und Band in goldenes Licht getaucht, auch das Publikum strahlt und ist aufgefüllt mit der Liebe und Energie dieser großartigen Künstlerin. Little Simz hat Wort gehalten: Es war ein grandioser Abend!
Sendung: rbb24 Inforadio, 24.09.2025