Stand: 24.09.2025 14:07 Uhr

Die Berliner Stadtreinigung (BSR) schlägt Alarm, weil immer mehr Lachgas-Kartuschen im Restmüll landen und später explodieren. Nach Angaben der BSR musste die Verbrennungsanlage in Ruhleben allein in diesem Jahr schon sieben Mal wegen solcher Explosionen repariert werden.
 
Leere Flaschen gehören in die gelbe Tonne, erklärte Martin Renner, Leiter der Thermischen Abfallbehandlung: Flaschen, die noch Gas enthalten, müssen aber als Sondermüll abgegeben werden. Häufig landeten sie aber im Restmüll und damit in der Verbrennungsanlage.

Symbolbild: Eine junge Frau hält einen Luftballon gefüllt mit Lachgas ueber einen Lachgasbehaelter mit Mundstuecke und mehreren Luftballons (Themenfoto vom 10.07.2024) (Quelle: dpa / epd / Tim Wegner).

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Lachgas als Partydroge

Vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist Distickstoffmonoxid (N2O) als Partydroge beliebt. Lachgas kann am Späti, an Automaten oder im Internet in Kartuschen gekauft werden und wird über Luftballons eingeatmet. Seit 2023 nimmt die Zahl von Lachgasflaschen laut BSR zu. Täglich landen bei der BSR rund 125 Flaschen aus privatem Müll.
 
Der Müll aus öffentlichen Papierkörben wird seit einiger Zeit aus Vorsicht nicht mehr in der Kesselanlage, sondern in einer mechanischen Anlage versorgt, die Müll schreddert und nicht verbrennt.
 
Die Gasflaschen hätten kein Sicherheitsventil, erklärte Renner. Dadurch baue sich ein enormer Druck auf, der zur Explosion führe. Er sprach von „bis zu 50 Explosionen in der Woche in der Kesselanlage“. Allein in diesem Jahr sei dadurch ein Gesamtschaden von rund vier Millionen Euro entstanden. Nicht immer konnte geklärt werden, ob die Explosion von einer Lachgasflasche ausgelöst wurde.

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Pfandsystem gefordert

Die Bundesregierung hat derweil einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, um den Erwerb und den Besitz von Lachgas für Minderjährige zu verbieten. Die Müllentsorger fordern zusätzlich ein Pfandsystem, damit weniger Flaschen im Müll landen. Außerdem brauche es eine Kennzeichenpflicht auf den Flaschen, die über die korrekte Entsorgung informiert, so die zweite Forderung.
 
„Es ist viel zu leicht erhältlich“, kritisiert Marc Pestotnik, Referent der Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin. Das Suchtpotenzial sei verhältnismäßig gering, allerdings gebe es hohe Risiken. Sie reichten von Ohnmacht bis zu Nervenschädigungen: „Die Anrufe in Giftnotrufzentralen sind international angestiegen.“ Auch die Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus forderte den Senat zuletzt auf, entschlossen gegen Lachgas vorzugehen.

Sendung: Fritz, 24.09.2025, 13 Uhr

Rundfunk Berlin-Brandenburg